Proteste
gegen die NATO-Sicherheitskonferenz in München
Aktionen
Veranstaltungen Kundgebungen Demonstrationen
Mittwoch,
9. Februar 2005
Öffentliche Zerstreuungsaktion
Radioballett: 17.10 Uhr, 92,4 MHz (Achtung: in anderen Texten Tippfehler 94,2)
in der Fußgängerzone zwischen Marienplatz und Stachus
Infos: www.radioballett.tk
Donnerstag,
10. Februar 2005
Veranstaltung: Peacemaker Europa was suchen
wir am Hindukusch?
Informationsveranstaltung im DGB-Haus, Schwanthalerstraße 64
um 19.00 Uhr
Anschließend Film: No man's land, Antikriegs-Satire von Danis
Tanovic
Veranstalter: Kreisjugendring München, DGB-Jugend, Die
Falken, Jusos München
Freitag,
11. Februar 2005
9.00 - 17.00 Uhr: Mahnwache
am Tagungsort der Industrie- und
Bankentagung, Bayerstraße/Goethestraße (Hbf.
Süd)
11.00
- 16.00 Uhr: Mahnwache Richard-Strauß-Brunnen,
Kaufingerstr.
16.30
Uhr: Demonstration
vom Lenbachplatz zur Wirtschafts- und
Bankentagung, Bayerstraße (Hbf Süd)
17.00 Uhr: Kundgebung gegen die Wirtschafts- und
Bankentagung
vor dem Hotel Dorint Sofitel,
Bayerstraße (Hbf Süd)
17.00 22.00 Uhr: Infopoint Schrammerstraße /
Maffeistraße
19.00 Uhr: Bankett gegen den
Empfang der Kriegsstrategen
ab
17.00 21.00 Uhr: Infopoint und Mahnwache am
Marienplatz
19.00 Uhr: Kundgebung am
Marienplatz
19.30
Uhr: Friedenskonferenz
Internationales Forum, Altes Rathaus,
Marienplatz mit Hans-Peter Dürr, Horst-Eberhard Richter,
Balkrishna Kurvay und Gerald Oberansmayer
wird fortgesetzt am Samstag (9.15
Uhr bis 11.45 Uhr) mit sechs Diskussionsforen
im EineWeltHaus und DGB-Haus (Schwanthalerstraße 80 bzw. 64)
0.00 24.00 Uhr: Convergence Center Tröpferlbad, Thalkirchners
Straße 104
Samstag,
12. Februar 2005
11.30 Uhr: Auftaktkundgebung am Marienplatz
anschließend Internationale Demonstration
zum Tagungsort der
Kriegsstrategen und Rüstungsprofiteure im Bayerischen Hof
ab
18.00 Uhr: Soli-Kulturfestival "Planet Peace runter vom Gipfel"
zur
Finanzierung des Aktionsbündnisses
Feierwerk,
Hansastraße 39 - 41, (Bus 131 und 132, U- und S-Bf
Heimeranplatz
ab 19.30 Uhr: 9 Bands, 4 DJ's sowie Kabarett: 7. Euro Eintritt.
ab 18.00 Uhr Vokü in der Kranhalle
Infotelefon:
0174 - 888 54 08
Bettenbörse:
Anlaufstelle: KommTreff,
Lothringer Straße 6 in Haidhausen
Anfragen:
ab Freitag abend (17.00 - 22.00 Uhr): 089
- 448 22 71
Angebote: pennplatz@no-nato.de
AKTIONSBÜNDNIS
GEGEN DIE NATO-SICHERHEITSKONFERENZ
Spendenkonto
Martin Löwenberg
Konto: 28264302 bei der
Postbank München
BLZ: 700 100 80
Stichwort: no-nato
EA Ermittlungsausschuss: 0174
- 888 54 08 im Falle von
Polizeiübergriffen und Festnahmen während der SiKo
Aktuelle Infos:
www.no-nato.de
www.muenchner-friedensbuendnis.de
www.attac-muenchen.de
www.muenchen-gegen-krieg.de
Folgende
Organisationen rufen auf zu Protesten
gegen die NATO-Sicherheitskonferenz in München 2005:
AFI Augsburger Friedensinitiative
AK Aktiv gegen Rechts, München
AK Internationalismus, München
AMS Assoziation Marxistischer StudentInnen (BuVo)
AnarKOM AnarchistiInnen / RätekommunistInnen, Mchn.
Attac München
Bayerischer Flüchtlingsrat
BIFA Münchner Bürgerinitiative f. Frieden u.
Abrüstung
BUKO Bundeskoordination Internationalismus
Bundesausschuss Friedensratschlag, Kassel
Bündnis München gegen Krieg
Deutscher Freidenkerverband, München
DFG/VK Deutsche Friedensgesellschaft / Vereinigte
KriegsdienstgegnerInnen, LV Bayern
DIDF, München Föderation der demokratischen
Arbeitervereine aus der Türkei
DKP Deutsche Kommunistische Partei, München
Dritte Welt Zentrum, München
FAU-IAA Freie ArbeiterInnen Union, München
Forschungsgebiet Friedenserziehung der Uni Siegen
fortsetzung folgt
Freundschaftsgesellschaft BRD Cuba, München
Friedensaktion Palästina, München
Friedensinitiative Bad Tölz / Wolfratshausen
Friedensinitiative Bruchsal
Friedensinitiative Trostberg / Traunreut / Traunstein
Friedenskomitee Aschaffenburg
Friedensnetz Baden-Württemberg
FriedensTreiberAgentur, Düsseldorf
GEW Gewerkschaft Erziehung u. Wissenschaft, München
IFFF Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit
IMI Informationsstelle Militarisierung, Tübingen
Infogruppe Rosenheim
Initiative Emanzipation ad Humanum
Initiative gegen die Agenda 2010, Aschaffenburg
isl Internationale Sozialistische Linke
Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und
MigrantInnen, München
Libertad! Süd
Münchner Friedensbündnis
Munich American Peace Commettee
Die Naturfreunde, München-Süd
Netzwerk Selbsthilfe e.V. München
Öffentliche Aufforderung zum gewaltfreien Widerstand gegen
Rüstung und Krieg
Ökumenisches Büro für Frieden und
Gerechtigkeit
Ökumenisches Netzwerk Kirche von unten, Bonn
oa organisierte autonomie, Nürnberg
Pädagoginnen und Pädagogen für den
Frieden PPF
Paläsrtina Komitee, München
Pax Christi, München
PDS-Gruppe im Münchner Stadtrat
PDS Partei des Demokratischen Sozialismus, München
PDS LV Bayern, Kreis Aschaffenburg und Untermain
RSB Revolutionär Sozialistischer Bund / IV. Internationale
SAM Sozialistische Aktion, München
SDAJ Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend, Bayern
SDAJ, Bundesvorstand
SDP Plattform d. sozialist. Demokratie in der Türkei
[solid] die sozialistische jugend, Bayern
Sozialforum Amper
Sozialforum Nürnberg
ver.di Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft, Bez. Mchn.
VVN/BdA Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der
Antifaschistinnen und Antifaschisten
Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit, Regionalgruppe
München
Redaktion www.indynews.net
Zentrum für Friedenskultur Siegen
Die
NATO-Sicherheitskonferenz: Ein Dialog unter Kriegsstrategen
In diesem Jahr hat Horst Teltschik, der
Veranstalter der Münchner Militärtagungen das Logo
der Konferenz um den Untertitel Frieden durch Dialog
ergänzt. Eine scheinheilige PR-Aktion. Verzweifelt versucht
er seit es im Jahr 2002 zu Massenprotesten in München kam die
Vorwürfe zurück zu weisen, seine Konferenz diene
der Vorbereitung und Propagierung von weltweiten
Kriegseinsätzen der NATO-Staaten.
Auf der offiziellen Homepage der Sicherheitskonferenz behauptet
Teltschik, die Konferenz befasse sich ausschließlich mit der
Frage, wie Konflikte friedlich gelöst werden können.
Die Tagung sei eine internationale Friedenskonferenz. Den Charakter der
Konferenz beschreibt er so: Was das Weltwirtschaftsforum in Davos
für die Spitzenvertreter der internationalen Wirtschaft ist,
ist die Sicherheitskonferenz in München für die
Repräsentanten der strategischen Gemeinschaft. Im Gegensatz
zu Davos, so sagt er, seien in München jedoch die politischen
Akteure und Entscheider anwesend. Was er nicht sagt, ist: Weder beim
World Economic Forum im Schweizer Winterkurort Davos noch in
München geht es um die Bekämpfung des Hungers und
der Armut auf der Welt, es geht weder um eine gerechte
Weltwirtschaftsordnung noch um Frieden und Sicherheit auf dem Globus.
In Davos treffen sich die Opinion Leaders aus Wirtschaft und Politik,
Vertreter von Industrie und Bankkonzernen und der Medien. Sie
debattieren über Strategien der globalen Durchsetzung des
freien Marktes und der Ausplünderung des Planeten durch die
Multis. Die Münchner Sicherheitskonferenz ist das
militärisch-strategische ƒquivalent zum
Weltwirtschaftsforum: Ein Dialog unter Kriegsstrategen. Im Nobel-Hotel
Bayerischer Hof versammelt sich die militärpolitische Elite
der NATO-Staaten, Außen- und Kriegsminister oder ihre
Staatssekretäre, so genannte Sicherheitsexperten,
führende NATO-Generäle sowie Vertreter der
größten Rüstungskonzerne der Welt (siehe
die Aufzählung auf dieser Seite oben).
Ganz ohne Protokoll und Beschlussfassungszwang werden
Militärstrategien koordiniert, Pläne
für gemeinsame Truppeneinsätze abgesprochen und
Kriegskoalitionen geschmiedet. 1999 war es der NATO-Angriff auf
Jugoslawien, 2002 der so genannte Anti-Terror-Krieg und 2003 der Krieg
gegen den Irak.
Ginge es nach dem Grundgesetz, dürften derartige Tagungen,
auf denen völkerrechtswidrige Angriffskriege besprochen und
propagiert werden, gar nicht stattfinden.
Zur Imageaufbesserung hat Teltschik dieses Jahr den
Generalsekretär der Vereinten Nationen eingeladen. Ihm soll
vom bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber die neu
geschaffene Friedensplakette verliehen werden. Die mögliche
Teilnahme Kofi Annans macht jedoch aus der
NATO-Militärtagung noch lange keine Friedenskonferenz.
Die weltweit
größten Rüstungskonzerne
als Dialogpartner auf der Sicherheitskonferenz
Bei der Sicherheitskonferenz 2004 waren
siebzehn Top-Manager und Vorstände der weltweit
größten Rüstungskonzerne vertreten. Horst
Teltschik selbst ist Deutschlandpräsident von Boeing, dem
größten Luft- und Raumfahrtkonzern der Welt und
Rüstungsschmiede Nr. 1 in den USA. Die anderen vertretenen
Rüstungskonzerne waren: EADS, Krauss-Maffei-Wegmann (D,
Panzer), Tales International (F, Rüstungselektronik), The
Cohen Group (USA), EADS North America, Diehl (D, Kleinwaffen), Northop
Grumman (USA, Flugzeuge), Rheinmetall Detec AG (D, Panzer,
Geschütze), DRS Electro-Optical Systems Group (USA,
Rüstungselektronik), Lockheed Martin (USA, Flugz.), The
Mercury Group (USA), General Dynamics (USA, Panzer), The Scowcroft
Group (USA).
Welch absurde Vorstellung: Diese Kriegswaffenhersteller
würden an einer Tagung teilnehmen, auf der wie Teltschik sagt
ausschließlich über friedliche
Konfliktlösungen geredet wird! In solch einem Fall
würden die Konzernmanager von ihren Aktionären
wegen massiver Geschäftsschädigung sofort
entlassen werden.
Wir
warten nicht, bis die Bomben fallen.
USA drohen dem Iran mit Krieg.
US-Präsident Bush hat unverhohlen
dem Iran mit Krieg gedroht. Er könne einen
Militäreinsatz nicht ausschließen, wenn sich
Teheran nicht den Forderungen der USA füge. Zur zweiten
Amtseinführung verkündete er die weltweite
Expansion der Freiheit. Die neue US-Außenministerin
Condoleeza Rice brandmarkte den Iran und fünf weitere Staaten
als Außenposten der Tyrannei.Es ist das gleiche Szenario wie
in den Monaten vor dem Angriff auf den Irak: Ein von den USA
konstruierter Konflikt Sanktionen Ultimatum Drohungen Krieg.
Auf Anweisung des Pentagon-Chefs Donald Rumsfeld werden bereits seit
Monaten mögliche Angriffsziele im Iran von amerikanischen
Geheimkommandos ausspioniert und markiert.
Rumsfeld nimmt in diesem Jahr nicht an der Sicherheitskonferenz in
München teil. Offensichtlich ist er zu sehr mit den
Kriegsplanungen beschäftigt. Möglicherweise kommt
er auch deswegen nicht, weil gegen ihn die Anzeige einer New Yorker
Menschenrechtsorganisation bei der hiesigen Bundesanwaltschaft immer
noch anhängig ist auf Grundlage des
Völkerstraf-Gesetzbuches. Immerhin hat Douglas Feith, in der
Rangfolge dritter Mann des Pentagon, verlangt, die Bundesregierung
müsse dieses Verfahren beenden, sonst könne Rumsfeld
nicht nach Deutschland kommen.
Anstelle des Beschuldigten erscheint nun also sein
Unterstaatssekretär Feith. Der gehört mit zu den
schärfsten Kriegsfalken der US-Administration. Im Sommer
2002 lieferte er dem US-Präsidenten jene getürkten
Geheimdienstinformationen, die angebliche Verbindungen zwischen Saddam
Hussein und Al Kaida belegen sollten. Rumsfeld, sein Stellvertreter
Wolfowitz und Feith waren es u.a. auch, die schon Mitte der 90er Jahre
den Angriff auf den Irak forderten, um dort ein US-höriges
Regime zu installieren.
Bundeskanzler Schröder, Kriegsminister Struck und
Außenminister Fischer, die zur NATO-Tagung in
München erwartet werden, dürften zwar Bedenken
anmelden, aber ebenso wenig wie beim Angriff auf den Irak ernsthaft
etwas dagegen tun. Wirkliche Kriegsgegnerschaft der Bundesregierung
hieße nämlich: ‹berflugrechte sowie die
Erlaubnis für Truppen- und Waffentransporte über
Deutschland zu verweigern. Dr. Jens Peter Steffen, Sprecher der IPPNW
(Deutsche Sektion der Internationalen ƒrzte für die
Verhütung des Atomkrieges) warnte davor, die Kriegsabsichten
der USA nicht ernst zu nehmen. Wir befinden uns bereits im Vorfeld
eines neuen heißen Krieges. Ein Angriff würde
garantiert zu einer nuklearen Verseuchung führen.
Lasst uns nicht abwarten, bis die Bomben fallen. Fallen wir den
Kriegsstrategen in den Arm! Versuchen wir es zumindest. Die
nächste Gelegenheit dazu ist der 11./12. Februar.
Krieg & Geschäft
Industrie- und Banken-Tagung
am
Freitag, 11. Februar 2005 im Hotel Dorint Sofitel
(Bayerstraße, Hbf Süd)
In Kooperation mit der
NATO-Sicherheitskonferenz veranstaltet der Bundesverband der deutschen
Industrie und der Bundesverband der deutschen Banken am Freitag, 11.
Februar 2005 in München eine Finanzierungskonferenz zur
Region Nordafrika Mittelost. Die Tagung findet im Hotel Dorint Sofitel
am Hauptbahnhof statt. Mitveranstalter ist die Weltbank-Gruppe und die
Europäische Investitionsbank. Erwartet werden bis zu 250
Vertreter von Unternehmen, Banken und Politik.
Das offizielle Motto der Finanzierungskonferenz Mehr Sicherheit durch
Investitionen deckt sich mit einem der Schwerpunkte der
NATO-Sicherheitskonferenz 2005: Die wechselseitige Beziehung von
wirtschaftlicher Entwicklung und Sicherheit. Das Zusammenspiel von
Kriegspolitik und wirtschaftlichen Interessen könnte nicht
deutlicher sein. Ganz offensichtlich geht es darum, die
ökonomische Expansion der deutschen Wirtschaft mit den
militärpolitischen Planungen der NATO abzustimmen. Als
geeignete Abnehmer für militärische Produkte, die
dann gegen afrikanische MigrantInnen eingesetzt werden können,
gelten die Maghrebstaaten und Libyen.
Wie die Absicherung Europas u.a. auch aussehen könnte, hat
Bundesinnenminister Schily mit seinem Vorschlag der Auffanglager in
Nordafrika bereits deutlich gemacht. Auch das spektakuläre
gerichtliche Verfahren gegen den ehemaligen Chef der Cap Anamour, die
Schiffbrüchige im Mittelmeer aufgenommen hatte eine
konzertierte Aktion der Berlusconi-Justiz und der deutschen Justiz, die
ein Exempel statuieren soll zeigt deutlich: Für die
Abschottung Europas gegen MigrantInnen sind alle verfügbaren
Mittel recht.
Nach dem Ende der Tagung um 19:00 Uhr können die Wirtschafts-
und Bankenbosse am Eröffnungs-Dinner der
NATO-Militärtagung im Bayerischen Hof teilnehmen
für satte 380, Euro plus MwSt. Dafür
hält anstelle des Münchner
Oberbürgermeisters diesmal Bundespräsident Horst
Köhler die Eröffnungsrede.
Friedensorganisationen
raten Kofi Annan dringend von einer Teilnahme
an der Sicherheitskonferenz ab.
Das Bündnis München
gegen Krieg warnt Kofi Annan davor, sich missbrauchen zu lassen: Mit
der Einladung und der beabsichtigten Verleihung einer Friedensplakette
an Sie versucht Horst Teltschik seiner NATO-Militärtagung in
München einen friedensorientierten Anstrich zu geben und auf
diese Weise den wahren Charakter der Veranstaltung zu verschleiern. Im
Ergebnis würde Ihre Teilnahme an dieser Konferenz, sowohl von
den Veranstaltern als auch in der Öffentlichkeit, als
Billigung der militär- und machtpolitischen Ziele der NATO
interpretiert werden. Sehr geehrter Herr Kofi Annan, dafür
sollten Sie sich nicht hergeben. Dem Ansehen der Vereinten Nationen und
der Sache des Friedens würden Sie auf diese Weise
großen Schaden zufügen.
Die Friedensinitiative Bad
Tölz-Wolfratshausen schrieb u.a.: Wir
möchten Sie dringend bitten, Ihre Teilnahme an dieser
Konferenz noch einmal zu überdenken. Ein Aufritt dort
könnte unseres Erachtens nur darin bestehen, dass Sie die
eklatante Missachtung des Völkerrechts und der UN durch die
Regierungen vieler NATO-Staaten und insbesondere durch deren
Führungsmacht USA mit deutlichen Worten benennen und eine
Korrektur dieser für die ganze Welt
verhängnisvolle Politik einfordern. Alles andere und vor
allem die Entgegennahme der Friedensplakette würde in unseren
Augen dem Ansehen Ihres Amtes und Ihrer Person schweren Schaden
zufügen.
Das Munich American Peace
Committee wandte sich mit der eindringlichen Bitte an Kofi Annan, seine
Zusage für eine Teilnahme an der Sicherheitskonferenz
zurück zu ziehen: Noch
nie wurde bei einer Sicherheitskonferenz ernsthaft über
Friedensstiftung, Konfliktlösungen und Frieden durch Dialog
diskutiert. ... Aus diesem Grund ersuchen wir Sie, die so genannte
Friedensplakette abzulehnen.
Hintergrundinformationen:
Schlaglichter von den Münchner Sicherheitskonferenzen1999
Horst Teltschik gibt sein Debüt
als neuer Veranstalter der bisherigen Wehrkunde-Tagung, die in
Münchner Konferenz für Sicherheitspolitik umbenannt
wird. Neben weit über hundert Militär- und
Rüstungsexperten aus NATO-Ländern werden seitdem
regelmäßig auch Delegationen aus
Nicht-NATO-Staaten eingeladen. Themenschwerpunkt ist aber die Deutsche
Sicherheitspolitik und Perspektiven der NATO an der Schwelle zum 21.
Jahrhundert.
Nach dem Ende der Tagung beginnt die Konferenz von Rambouillet, auf der
von der jugoslawischen Regierung die Zustimmung zum Einmarsch von
NATO-Truppen in den Kosovo verlangt wird. Knapp eine Woche
später beschließen die NATO-Staaten ihren
Truppeneinsatzplan. Sechs Wochen später beginnt der
NATO-Angriffskrieg gegen Jugoslawien. 2000Hauptthemen sind die Lehren
aus dem Kosovo-Krieg, die europäische Außen- und
Militärpolitik sowie die transatlantischen Beziehungen.
Verteidigungsminister Rudolf Scharping und US-Verteidigungsminister
William Cohen beklagen die unzureichenden militärischen
Fähigkeiten der EU-Staaten. Seitdem wird der Aufbau
Schneller Eingreiftruppen der EU mit aller Energie vorangetrieben.
2001
Auch diesmal geht es um die Perspektiven der
NATO und die teilweise gegenläufigen
Militärstrategien der USA und der EU. Der frühere
US-Außenminister Henry Kissinger warnt die
Europäer vor einem konflikthaften Kurs. Donald Rumsfeld gibt
in München die Entscheidungen des neuen
US-Präsidenten George W. Bush bekannt: die Stationierung der
sog. Nationalen Raketenabwehr NMD und die beabsichtigte
Kündigung des ABM-Vertrags. Das
Weltraumrüstungsprogramm werde auf jeden Fall verwirklicht
mit, ohne oder auch gegen die Europäer.
2002
Die Konferenzteilnehmer aus den USA
kündigen ganz offiziell den Angriff auf den Irak an.
US-Senator McCain: Afghanistan war nur der erste Kriegsschauplatz, der
nächste ist der Irak. Richard Perle, der Sicherheitsberater
des amerikanischen Präsidenten, erklärt, die
US-Regierung sei entschlossen, Saddam Hussein mit Gewalt aus dem Amt zu
vertreiben, auch gegen den Willen der Europäer.
Für den Antiterrorkrieg brauchen wir kein UN-Mandat,
ergänzt US-Vizeverteidigungsminister Wolfowitz. Seine
Botschaft: Die einzige Verteidigung gegen den Terrorismus ist, den
Krieg zum Feind zu bringen ... Die beste Verteidigung ist ein guter
Angriff. Edmund Stoiber und Angelika Merkel nutzen die Konferenz als
Tribüne zur militärischen Mobilmachung der EU und
fordern eine deutliche Steigerung der Militär- und
Rüstungsausgaben. Die CDU-Vorsitzende Merkel
bekräftigt den Anspruch der EU, auf der weltpolitischen
Bühne eine herausgehobene Rolle zu spielen. Der Aufbau einer
schlagkräftigen Eingreiftruppe habe deshalb oberste
Priorität. Dagegen gehen an diesem Wochenende 10.000
Menschen auf die Straße trotz des von
Oberbürgermeister Ude verhängten
dreitägigen Versammlungsverbots für die ganze
Stadt. Aus Massenprotest wird Widerstand.
2003
US-Kriegsminister Rumsfeld nutzt die
Sicherheitskonferenz erneut als Propagandaforum für den
längst beschlossenen Angriffskrieg gegen den Irak. Die
deutsche Kriegsgegnerschaft erschöpft sich in der
ƒußerung von Außenminister Fischer, er sei
von den Argumenten Rumsfelds nicht überzeugt. Der Krieg sei
zu diesem Zeitpunkt noch nicht gerechtfertigt. Wirklich ernst zu
nehmende Maßnahmen, etwa die Verweigerung von
‹berflugrechten, von Militärtransporten und
Unterstützungsleistungen der Bundeswehr für den
Krieg werden von der Bundesregierung nicht in Erwägung
gezogen. Angela Merkel befürwortet ganz offen ein
militärisches Vorgehen und eine Beteiligung Deutschlands
entsprechend den Möglichkeiten der Bundeswehr. Teilhabe an
Entscheidungen erfordert Teilhabe am Risiko, sagt die CDU-Vorsitzende.
Auf den Straßen Münchens demonstrieren an diesem
Wochenende 30.000 Menschen gegen den bevorstehenden Irakkrieg und die
Kriegstreiber im Bayerischen Hof.
2004
Alle NATO-Kriegsminister treffen sich zu
einer ersten Beratung mit dem neuen NATO-Generalsekretär Jan
de Hoop Scheffer. Donald Rumsfeld ist auch wieder in München.
Er und die Bush-Regierung haben zwar die ganze Welt belogen und das
Völkerrecht gebrochen, aber niemand von den Teilnehmern der
Sicherheitskonferenz nimmt ihm das wirklich übel.
Außenminister Fischer und Militärminister Struck
akzeptieren und rechtfertigen die illegale Besatzungsherrschaft.
Fischer: Jetzt müssen wir alle nach vorne blicken, egal, wie
unsere Haltung zum Krieg (gegen den Irak) gewesen ist ... Wir sind uns
einig, dass die Anstrengungen der Koalition Erfolg haben
müssen. Erfolg in Abu Ghraib? Bei der Bombardierung
Falludschas? Bei der Privatisierung irakischer Staatsbetriebe und der
Kontrolle über die irakischen Ölquellen? Erfolg
für die Aggressoren? Im Juni 2004 beschließen die
NATO-Staaten in Istanbul Unterstützungsleistungen
für die Besatzungsmächte im Irak.
Angela Merkel, CDU propagiert
Angriffskriege
Das Bündnis München
gegen Krieg hat nach der Sicherheitskonferenz 2004 beim Bundesanwalt
Strafanzeige gegen Angela Merkel wegen unmissverständlicher
Propagierung von Angriffskriegen gestellt. In Anlehnung an die
frühere US-Außenministerin Albright
erklärte Merkel auf der Münchner
Militärtagung: Um Politik und Handeln anderer Nationen zu
beeinflussen und um den Interessen und Werten der eigenen Nation zu
dienen, müssten wir alle Mittel in Betracht ziehen ... von
freundlichen Worten bis zu Marschflugkörpern.
Diese
verblüffend einfache Definition müsse nicht nur
für die US-Politik Gültigkeit haben, sondern sollte
... besser muss ... auch Maßstab einer
europäischen Außen- und Sicherheitspolitik sein.
Merkels Plädoyer klang deutlich nach Anstachelung zum
Angriffskrieg (ß80a StGB). Der Generalbundesanwalt
entgegnete, dass Meinungsäußerungen, die als
Billigung einer militärischen Aktion anzusehen sind, nicht
als Straftatbestand in Betracht kommen.