Pressemitteilung Münchner Friedensbündnis 16.1.2009 (Aufruf zum 17.1.2009)
Rede 17.1.09: Christoph Steinbrink (PDF 24k) - Rolf Verleger's Text (vorgelesen) -
Rede 10.1.09: Magdi Gohari (weg?)
Erklärung Palästinensische Gemeinde 29.12.2008 - Pressemitteilung Münchner Friedensbündnis 31.12.2008
Reden 3.1.2009: Gerta Stählin - Walter Listl - Jürgen Jung
Bemerkung: PDF-Dateien am besten auf den eigenen Rechner "herunterladen" und dort ansehen).
Weltweit wurden über 2.000 Atomwaffentests durchgeführt; bis heute leiden Betroffene und ihre Nachfahren an den Folgen. Laut einer Studie der IPPNW kam es allein durch oberirdische Atomwaffentests bis zum Jahr 2000 zu 430.000 Krebstoten. Die betroffenen Regionen liegen fernab von den testenden Staaten und sind überwiegend von einer nicht-weißen Bevölkerung und ethnischen Minderheiten bewohnt.
Die deutsche Friedensbewegung setzt sich seit Jahrzehnten für ein Verbot von Atomwaffen ein. In den letzten Jahren wurde der Fokus dabei immer häufiger auf die Überlebenden der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki gelegt. Diese wichtige Perspektive macht das menschliche Leid und die humanitären Folgen deutlich, die von Atomwaffen verursacht werden. Viel zu selten wird in diesem Kontext aber über Atomwaffentests und deren Opfer gesprochen. Das wollen wir ändern. Junge Betroffene von den Marshallinseln berichten von der aktuellen Situation und dem bröckelnden Atommüll-Lager auf dem Eniwetok-Atoll. Im Pazifik führten die USA zwischen 1946 und 1958 67 Atombombentests durch.
Einige Atolle wurden dadurch unbewohnbar, viele Einwohner*innen wurden schwer krank und mussten ihre Heimat verlassen, nicht wenige starben an den Folgen der Tests. Durch den Klimawandel gibt es neue Gefahren; die Marshallinseln drohen überflutet zu werden.
Kommen Sie zu unserem Vortrag, bei dem wir auch die Musik der Inseln zu
Gehör bringen.
Hiroshima und Nagasaki mahnenzum Video
Die beiden US-Atombombenabwürfe auf Japan im Jahr 1945 haben hunderttausende Menschen getötet oder verstümmelt. Die Auswirkungen sind noch bis heute spürbar.
Nuklearwaffen sind die gefährlichsten Waffen, die je geschaffen wurden. Atomwaffen unterscheiden sich von allen anderen Waffen sowohl durch das Ausmaß der Zerstörung als auch durch die langfristige Wirkung radioaktiver Verseuchung und die dadurch verursachten genetischer Schäden. Und: Bei einem Atomkrieg wäre die Existenz der ganzen Menschheit bedroht.
Mit der sogenannten Nuklearen Teilhabe beteiligt sich Deutschland an der Atomkriegsstrategie der USA und der NATO. Die in Büchel stationierten US-Atomwaffen sollen durch neue, elektronisch gesteuerte, bunkerbrechende und zielgenaue Bomben ersetzt werden. Die Bundesregierung will für rund 8 Milliarden Euro neue US-Kampfbomber vom Typ Super Hornet F/A-18F für den Einsatz dieser Atombomben anschaffen. Sie lässt die Start- und Landebahnen am Fliegerhorst Büchel für 260 Millionen Euro ausbauen und beteiligt sich am NATO-Atomkriegsmanöver „Steadfast Noon“, bei dem im Oktober auf dem Bundeswehr-Luftwaffenstützpunkt Nörvenich nahe Köln, der Atomwaffeneinsatz in Europa geübt wird.
Wir fordern: Keine Beteiligung Deutschlands am atomaren Wettrüsten
Am Jahrestag des Abwurfs der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki beteiligen wir uns an den weltweiten Protesten gegen die atomare Aufrüstung
und wir beteiligen uns am 5. September 2021 an der Menschenkette um den Atomwaffenstandort Büchel
Das Münchner Friedensbündnis organisiert einen Bus. Bei Interesse bitte melden unter friedensbuero@muenchner-friedensbuendnis.de
Zur KundgebungDr. Ingrid Pfanzelt (IPPNW)
Rede am Hiroshima-Gedenktag 6.8.2021 in München, Marienplatz
Liebe Münchnerinnen und Münchner, liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde!
Die Berichte von Überlebenden der atomaren Katastrophe von Hiroshima und Nagasaki sind schwer zu verkraften. Es fällt schwer, in Worte zu fassen, was damals geschah. Bis zum 6.August 1945 war es nicht vorstellbar, was der Abwurf einer Atombombe bedeutet: Menschen werden sprichwörtlich atomisiert, verbrannt, verstrahlt, das Erbgut über Generationen geschädigt. Die Natur wird zerstört und feindlich durch die freigesetzte Radioaktivität, die sich noch in hunderten von Jahren in Pflanzen und Tieren nachweisen läßt.
Damals stand die internationale Ärzteschaft dem unermesslichen Leid hilflos gegenüber, denn es gab keine medizinische Hilfe, weder gegen die verheerenden Brandwunden noch gegen die Strahlenkrankheit.
Unter diesem Eindruck gründeten der sowjetische Kardiologe Jewgeni Tschasow und sein US- amerikanischer Kollege Bernard Lown die internationale Ärzteorganisation zur Verhütung des Atomkriegs, IPPNW (International Physicians for the Prevention of Nuclear War).
Wir stehen heute hier als deren Vertreter. Unsere Organisation erhielt 1985 den Friedensnobelpreis[2] für ihre „sachkundige und wichtige Informationsarbeit“, die das Bewusstsein über die „katastrophalen Folgen eines Nuklearkrieges“ in der Bevölkerung erhöht. Aus unserer Friedensarbeit heraus entwickelte sich ICAN, eine Kampagne zur Abschaffung der Atomwaffen, die 2017 ebenfalls den Friedensnobelpreis bekam.
Diese Kampagne war erfolgreich, denn im Januar diesen Jahres trat der UN – Vertrag zum Verbot von Atomwaffen in Kraft. Er wurde von 122 Mitgliedsstaaten verabschiedet. Dieser Schritt ist für die letzten Überlebenden der Atomwaffenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki von großer Bedeutung.
Damit ist das Atomwaffenverbot geltendes Völkerrecht. Der Vertrag untersagt den Besitz, die Stationierung und die Drohung mit Atomwaffen. Nicht zu den Unterzeichnern gehören jedoch die Bundesrepublik und die anderen Nato – Staaten, auch Japan stimmte trotz seines nationalen atomaren Traumas gegen den Vertrag.
Solange diese Staaten sich weigern besteht die Bedrohung weiter. Gerade in Regionen, in denen sich Atomwaffenstaaten gegenüberstehen, herrscht die größte Gefahr. Die Beispiele kennen wir alle: die Konfrontation Russland – USA, das atomare Säbelrasseln zwischen Indien und Pakistan, den Stellvertreterkrieg in Syrien, den Dauerkonflikt zwischen Nordkorea und USA. Als die USA unter Präsident Trump 2019 den INF Vertrag aufkündigten kam die onehin fragile Architektur der atomaren Rüstungskontrolle ins Wanken. Seitdem steigt das Risiko des Einsatzes von nuklearen Waffensystemen - ob absichtlich oder versehentlich.
Absichtlich führten Russland und die USA die Welt in der Kubakrise an den Rand eines Atomkrieges.
Unabsichtlich herbeigeführte atomare Zwischenfälle gibt es aber öfter als wir denken.
Angesichts von aktuell 15 000 Nuklearwaffen ist es nicht verwunderlich, daß nahezu jede Woche irgendwo auf der Welt ein sogenannter atomarer Zwischenfall passiert. Da stürzen schon mal Atomwaffen aus Flugzeugen heraus, verunglücken beim Transport über Land oder versinken in U- Booten auf den Meeresgrund, wo sie sich in radioaktive Zeitbomben verwandeln.
Diese Zwischenfälle werden natürlich geheimgehalten, nur die spektakulärsten kommen ans Licht.
So ereignete sich einer am 17. Januar 1966 in Palomares in Spanien. Zwei Flugzeuge, beladen mit vier Atomwaffen, kollidierten in der Luft und verloren ihre Fracht.
Drei der vier Wasserstoffbomben stürzten in bewohntes Gebiet, die vierte fiel ins Meer.[4] Sicherheitsvorkehrungen an den Bomben verhinderten zwar eine thermonukleare Explosion, doch die hochexplosiven konventionellen Sprengladungen in zwei der Bomben detonierten und kontaminierten durch die radioaktiven Bestandteile weite Teile der Umgebung und die Menschen. Sie leiden heute noch unter den Folgen. Spanien verbietet seitdem den Überflug mit atomaren Waffen.
Nicht nur Unfälle, sondern auch atomare Fehlalarme sind eine ständige Gefahr, die leider viel zu wenig öffentlich wahrgenommen wird.
So entkam Europa am 26.September 1983 nur durch die Besonnenheit eines russischen Offiziers einer atomaren Katastrophe. Ein sowjetischer Frühwarnsatellit hatte den Angriff einer Handvoll US-Raketen auf die Sowjetunion gemeldet. Der diensthabende Offizier entschloß sich zu unser aller Glück nicht zum atomaren Gegenschlag, denn es kam ihm seltsam vor, daß die Amerikaner nur 5 statt 500 Raketen abgefeuert haben sollten. Später stellte sich heraus, daß Sonne, Satellit und US-Raketenfelder so aufeinander ausgerichtet waren, dass die Strahlen der Sonne von den Satelliten falsch identifiziert wurden..
Der jüngste Fehlalarm fand im Januar 2018 statt, als den Bürgern von Hawai ein atomarer Angriff aus Nordkorea angekündigt wurde. Ganze 38 Min lang dauerte der Alarm, nur durch Zufall wurde kein Gegenschlag veranlasst.
Aber eine Beinahe – Katastrophe kann jederzeit zur echten werden.
Trotzdem wird die Politik der nuklearen Abschreckung noch immer als Garant des Friedens propagiert, ihre Rolle wurde bei dem jüngsten Treffen der Nato – Staaten im Juni sogar bekräftigt. Derzeit modernisieren alle Atomwaffenstaaten ihre Nuklearwaffen. Damit schraubt sich die atomare Rüstungsspirale immer höher mit unermesslichen Kosten und Folgen für uns alle.
20 Atombomben warten auf deutschem Boden im Fliegerhorst Büchel auf ihren Einsatz. Eine davon reicht aus, um ein Flächenland wie Bayern unbewohnbar zu machen. Um wieviel wahnsinniger sind dann die über 7000 Atombomben auf je russischer und amerikanischer Seite? Das Gleichgewicht des Schreckens ist eine menschenunwürdige Doktrin, denn sie nimmt die Vernichtung vieler Menschen billigend in Kauf.
Der Bundestag hatte bereits vor 10 Jahren den Abzug der Atombomben aus Büchel verlangt, unser US – Nato – Partner ignorierte bisher dieses Votum. Nun sollen sogar Kampfjets auf Kosten des Bundeshaushaltes modernisiert werden, um diese Atombomben im Ernstfall transportieren zu können. Dafür werden 12,5 Milliarden Euro nötig sein – könnte man dieses Geld nicht sinnvoller einsetzen, um die Folgen der Corona – Krise zu bewältigen?
Der nuklearen Logik wollen immer weniger Menschen folgen. Große Teile der Weltbevölkerung wollen sich die Bedrohung durch die 9 Atomwaffenstaaten nicht länger bieten lassen und schliessen sich in dem Atomwaffenverbotsvertrag zusammen. Auch die IPPNW hatte vor ihrem Treffen einen Brief an Joe Biden und Wladimir Putin geschrieben und darin angemahnt, daß ein Atomkrieg nicht gewonnen werden kann und deshalb nicht geführt werden darf. In der Abschlußerklärung der beiden Präsidenten fand sich diese Mahnung wieder. Nun müssen konkrete Abrüstungsmaßnahmen folgen.
Die bisherige Realität ist eine andere: im Pandemiejahr 2020 haben Atomwaffenstaaten eine Rekordsumme von mehr als 72 Milliarden US – Dollar in die Instandhaltung und Aufrüstung ihrer Arsenale investiert.
Wir als Teil der internationalen IPPNW arbeiten öffentlich und hinter den Kulissen mit ICAN und der Pugwash – Bewegung dafür, daß die USA und Russland das Risiko eines Atomkrieges durch konkrete, überprüfbare Vereinbarungen verringern und den Atomwaffenverbotsvertrag respektieren.
Die Bundesregierung boykottiert diesen Vertrag bis heute und beharrt auf der Stationierung der Atombomben in Büchel. Damit unterstützt sie die immer gefährlicher werdende Politik der Atomwaffenstaaten und stellt sich gegen die Mehrheit der Staaten und der eigenen Bevölkerung. Mehr als 2/3 aller Bundesbürger sind für den Abzug der US-Atomwaffen aus Büchel und den Beitritt zum internationalen Atomwaffenverbot.
Heute gedenken wir der Opfer von Hiroshima und Nagasaki. Wir Ärzte konnten sie nicht schützen. Wir können unser Bestes geben, um kranken Menschen in einer Pandemie zu helfen. In einer atomaren Katastrophe ist die ärztliche Kunst sinnlos.
Dann werden wir Ärzte Euch nicht helfen können.
Der 6. und 9. August stehen für die Jahrestage der Atombombardements auf Hiroshima und Nagasaki durch die USA. Zwei nukleare Bomben, die von der militärischen Weltsupermacht vorsätzlich auf die beiden Städte in Japan abgeworfen wurden, töteten 200.000 Zivilisten bis zum Ende des Jahres 1945 und viele mehr in den folgenden Jahren durch Krebs, Mutationen und Geburtsfehler, lösten ein Wettrüsten ungeheuren Ausmaßes aus und unterstützten eine hyper-militaristische Weltordnung, mit der wir heute gemeinschaftlich geplagt sind.
Nuklearwaffen sind die gefährlichsten Waffen, die je geschaffen wurden. Atomwaffen unterscheiden sich von allen anderen Waffen sowohl durch das Ausmaß der Zerstörung als auch durch die langfristige Wirkung radioaktiver Verseuchung und die dadurch verursachten genetischer Schäden. Und: Bei einem Atomkrieg wäre die Existenz der ganzen Menschheit bedroht.
Seit Januar 2021 ist der Atomwaffenverbotsvertrag in Kraft. 65 Staaten haben ihn bisher ratifiziert, darunter allerdings keine Atommacht und kein Nato-Mitglied. Er sieht ein kategorisches Verbot von Atomwaffen vor – anders als der 1970 in Kraft getretene Nichtverbreitungsvertrag, der Ausnahmen für die fünf Atommächte China, Frankreich, Großbritannien, Russland und USA beinhaltet. Sie versprachen im Vertrag zwar, auf eine atomwaffenfreie Welt hinzuarbeiten. Fortschritte gab es dabei zuletzt aber nicht, deshalb ist die Menschheit weiterhin in größter Gefahr. Der Ukraine-Krieg erhöht das Risiko einer nuklearen Eskalation massiv – und das in einer Zeit, in der internationale Verträge zur nuklearen Rüstungskontrolle auslaufen.
Wir rufen auf zur Mahnwache und beteiligen uns damit an den weltweiten Protesten gegen die atomare Aufrüstung: Wir informieren über den aktuellen Stand der Verhandlungen und über die Gefahren, die ein Atomwaffeneinsatz auslösen würde.
Redetexte: Thomas Lechner mit dem Grußwort des OB (PDF,schriftlich vorab) * Julian Mühlfellner - DFG-VK * ...
Das Münchner Friedensbündnis ist Teil der weltweiten Bewegung gegen Atomwaffen und unterstützt die Initiative von Pacemakers, der DFG-VK, ICAN (Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen), IPPNW Deutschland (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges), Ohne Rüstung Leben, und der Kampagne „Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt“.
- Städt. Grußwort von Thomas Lechner - Claus Schreer, Rede auf der Kundgebung - Monika Seiller, Rede auf der Kundgebung - Ingrid Pfanzelt, Rede auf der Kundgebung - Thomas Rödl, Rede auf der Kundgebung ...
Fotos vom Hiroshimatag 2020 München Marienplatz
Vor 75 Jahren, am 6. und 9. August 1945 wurden die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen. 65.000 Menschen verdampften und verbrannten auf der Stelle, bis zum Ende des Jahres starben mehr als 200.000. Diese Opfer mahnen uns, die katastrophalen humanitären Folgen von Atomwaffen zu erkennen und für eine Welt ohne Atomwaffen einzustehen!
Heute bedrohen uns weltweit noch immer mehr als 13.000 Nuklearwaffen! Die Atommächte planen, Milliardensummen in die Aufrüstung ihrer Arsenale zu investieren - alleine 2019 gaben sie 73 Milliarden US-Dollar für Atomwaffen aus. Auch die in Deutschland stationierten US-Atombomben sollen durch neue, zielgenaue, flexibel einsetzbare Atomwaffen ersetzt und neue Trägerflugzeuge für den Einsatz dieser Atombomben angeschafft werden. Damit würde die nukleare Teilhabe für die kommenden Jahrzehnte festgeschrieben.
Europa darf nicht zum atomaren Schlachtfeld werden
Nach der Kündigung des INF-Vertrages durch die US-Regierung, der die Entwicklung und Stationierung atomarer Mittelstreckenwaffen verboten hatte, und nachdem Moskau ebenfalls aus seinen Vertrags-verpflichtungen ausgestiegen ist, droht jetzt die Neustationierung dieser für einen nuklearen Erstschlag einsetzbaren Waffen.
Der Gefahr eines drohenden Atomkriegs in Europa muss jetzt entschiedener Widerstand entgegen gesetzt werden. Deutschland darf sich nicht am atomaren Rüstungswettlauf beteiligen.
Wir fordern die deutsche Bundesregierung auf:
den Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen zu unterzeichnen
und den Abzug der in Büchel stationierten US-Atomwaffen durchzusetzen
Mit unserer Kundgebung am 6. August beteiligen wir uns an den weltweiten Protesten gegen atomare Aufrüstung.
Programmablauf:
18.00 – 19.00 Uhr Informationen und Gespräche
19.00 – 21.00 Uhr Wortbeiträge, Lesungen und Musik von „Lebenslaute“
21.00 Uhr Abschluss mit einem Kerzenkreis zum Gedenken an die Opfer
Gedenken Sie mit uns der Atombombenopfer! Verhindern wir gemeinsam die neue atomare Aufrüstung!
Münchner Friedensbündnis - Trägerkreis: Deutsche Friedensgesellschaft/Vereinigte Kriegsdienstgegnerlnnen - Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e.V. – Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW) e.V., Gruppe München - Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit - Münchner Bürgerinitiative für Frieden und Abrüstung - Munich American Peace Committee - Netzwerk Friedenssteuer Gruppe München - Pax Christi, München - Mütter gegen Atomkraft München e.V. - Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten - Welt ohne Kriege e.V.
Thomas Lechner, Städt. Grußwort Kundgebung auf dem Münchner Münchner Marienplatz am 6. August 2020
Am 9. August 1945, dem Tag des Atombombenabwurfs auf Nagasaki, beschrieb der amerikanische Kirchenvertreter Samuel McCrea Cavert dem US-Präsidenten Harry S. Truman in deutlichen Worten die Gefahr, die von Kernwaffen ausgeht: Sie wirkten unterschiedslos zerstörerisch. Ihr Einsatz sei ein sehr gefährlicher Präzedenzfall für die Zukunft der Menschheit. Und auch der Physiker Julius Robert Oppenheimer, der als Vater der Atombombe gilt, hatte bereits nach dem ersten Atombombentest mit Entsetzen festgestellt: „Ich bin der Tod geworden, Zerstörer von Welten.“ Truman hingegen sah nach fast sechs Jahren Krieg in der Bombe ein Mittel zum raschen Ende des schlimmsten Krieges in der Geschichte. So kam es zu den beiden ersten und bislang einzigen Einsätzen von Atomwaffen in einem Krieg. Hunderttausende Menschen starben sofort oder an den Folgeschäden der atomaren Verstrahlung.
Sowohl die unmittelbare Wirkung der Bombe als auch die schleichende und über Jahrzehnte anhaltenede Vernichtung von Menschenleben durch radioaktive Strahlen haben ein Ausmass erreicht, dass man sich eigentlich überhaupt nicht vorstellen kann.
Tragischerweise ist vor zwei Tagen in Beirut eine Katastrophe passiert, die uns ein wenig daran erinnert, wie umfassend, wie entsetzlich, wie brutal Printer, email and PDF versions
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und wie großflächig Monsterdetonationen wirken: Tausende Menschen wurden verletzt, Hunderttausende verloren ihre Wohnungen, oft auch ihr Hab und Gut, in einem Umkreis von 5 km. Die Zerstörungskraft von Atomwaffen liegt nochmal ein Vielfaches über dem, was wir im Libanon gerade erlebt haben. Unser Mitgefühl gilt ALLEN Opfern, damals wie heute – jede und jeder einzelne Tote mahnt uns, dass wir uns mit aller Kraft gegen Krieg und Zerstörung einsetzen müssen. Insbesondere atomare Waffen sind UMGEHEND zu vernichten, ihr Einsatz ist kategorisch abzulehnen und auszuschliessen.
Seit einem Dreivierteljahrhundert lebt die Menschheit nun schon mit Kernwaffen. Angesichts von weltweit immer noch knapp 14.000 Atomwaffen, zunehmender Verstöße gegen den Atomwaffensperrvertrag sowie der Gefahr des Schmuggels radioaktiver Spaltmaterialien und atomarer Terroranschläge sollen und müssen auch die Kommunen gemeinsam mit den lokalen Friedensbewegungen ein klares Abrüstungssignal senden. Ich halte daher ein entschiedenes Auftreten der Städte und Gemeinden in ihrem Bestreben für ein friedliches Zusammenleben ohne die Bedrohung (nicht nur) nuklearer Waffen für dringend angezeigt und erforderlich.
Wir haben in Bayern aktuell 64 Städte und Gemeinden, die Mitglied von Mayors for Peace sind. Mayors for Peace werfen die Frage auf, wie man Konflikte miteinander austrägt, eben ohne sich zu bombardieren, sondern in einem guten Miteinander in Frieden, wie wir miteinander umgehen wollen.
Und wenn man darüber nachdenkt, warum denn gerade die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sich gegen Atomwaffen aussprechen, obwohl die Kommunen relativ selten Kriege führen, dann liegt es einfach auch daran, dass wir am nächsten an den Bürgerinnen und Bürgern dran sind. Die Kommunen sind dafür zuständig, dass die Menschen ein gutes Umfeld haben, ein gutes Auskommen, dass sie gesund sind, dass sie in Frieden leben können. Und das genau steckt auch in der Bewegung Mayors for Peace. Sie fordert: Geld für Klimaschutz und Armutsbekämpfung, statt für Atombomber, Kriegsschiffe und Killerdrohnen.
Wir alle haben hier eine Verantwortung, Politikerinnen und Politiker genauso wie jede und jeder einzelne von Ihnen. Schon 2010 gab es einen Bundestagsbeschluss, Atomwaffen in Deutschland abzuschaffen, und dennoch wurde er nicht umgesetzt. Hier braucht es auch ein Wiedererstarken der Friedensbewegung, der vom Frieden Bewegten, derjenigen die sich für ein friedliches Zusammenleben aller Menschen auf dem Globus einsetzen. Gerade in Zeiten von Corona ist es umso wichtiger, dass wir die Prinzipien von Solidarität und Gemeinsinn wieder stärken, dass wir helfen und unterstützen, statt zu attackieren oder gar zu zerstören.
Leider haben bisher noch nicht alle Staaten und insbesondere keine Atommacht, ja noch nicht einmal Japan, den UN-Vertrag über das Verbot von Kernwaffen unterzeichnet, geschweige denn ratifiziert. Er ist noch nicht in Kraft getreten. Das ist die Entscheidung von Regierungen und nicht die von Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern. Aber gerade Bürgermeister*innen wissen um die Verletzlichkeit ihrer Städte und der Menschen darin. Deshalb schließe ich mich ausdrücklich den Worten des damaligen UN-Generalsekretärs Ban Ki-moon anlässlich des 70. Jahrestages der Atombombenabwürfe an: „No more Hiroshimas! No more Nagasakis!“
#Hiroshima #Nagasaki #FriedensbuendnisMUC
Claus Schreer, Rede auf der Kundgebung auf dem Münchner Münchner Marienplatz am 6. August 2020
Liebe Münchnerinnen und Münchner,
liebe Kriegsgegnerinnen und Kriegsgegner,
Seit mehr als 50 Jahren kämpft die Friedensbewegung auf der ganzen Welt gegen das atomare Wettrüsten und für die Abschaffung aller Atomwaffen.
Ich bin politisch aktiv geworden, als Ende der 1950er Jahre die Bewegung Kampf dem Atomtod entstand.
Am 12. April 1957 alarmierten 18 führende Atomwissenschaftler mit ihrem berühmten „Göttinger Manifest“ die Öffentlichkeit über die Gefahren eines Atomkrieges und warnten vor den Plänen der Adenauer-Regierung, die Bundeswehr mit Atomwaffen aufzurüsten.
Bereits 1955 hatten die USA – unter strengster Geheimhaltung – damit begonnen, atomare Kurzstrecken-Raketen in der Bundesrepublik zu stationieren. Adenauer erklärte dazu 1957, diese Atomwaffen seien „nichts weiter als die Weiterentwicklung der Artillerie“.
1958 stimmte die CDU-CSU Mehrheit des Bundestages für die atomare Bewaffnung der Bundeswehr. Darauf hin entstand Proteststurm und die Kampagne „Kampf dem Atomtod“. Zwei Jahre später begannen die „Ostermärsche der Atomwaffengegner“.
1960 forderte der Führungsstab der Bundeswehr die Verfügungsgewalt über die in Deutschland stationierten Atomwaffen und 1962 eigene deutsche Atomwaffen. Und zwei Jahre später forderte der damalige Generalinspekteur der Bundeswehr, Trettner die Errichtung eines Atomminengürtels entlang der innerdeutschen Grenze.
Diese abenteuerlichen Pläne zur Bewaffnung der Bundeswehr mit Atomwaffen konnten schließlich verhindert werden.
Die damals in Westdeutschland stationierten rund 6 000 atomaren Kurzstrecken-Raketen
wurden erst nach dem Ende des Kalten Krieges abgezogen.Übrig geblieben sind bis heute die auf dem Bundeswehr-Luftwaffenstützpunkt in Büchel stationierten US-Atombomben.
Es ist ein seit 50 Jahren andauernder Skandal: Obwohl sich alle Kernwaffenmächte im Atomwaffensperrvertrag 1970 feierlich zur nuklearen Abrüstung verpflichtet haben, gibt es seit dieser Zeit keinerlei substanzielle Abrüstungs-Fortschritte. Die USA und Russland verfügen – trotz einiger Reduzierungen – heute immer noch über mehr als 90 Prozent der weltweit vorhandenen rund 14 000 Atomprengköpfe.
Ohne drastische Reduzierung ihrer Atomarsenale werden alle anderen Atomwaffen-Staaten nicht zur Abrüstung ihrer eigenen Atomwaffen bereit sein. Die beiden atomaren Supermächte USA und Russland müssten mindestens auf das Niveau von China abrüsten, das mit 320 Atombomben nur über 5 % der jeweils rund 6.000 Nuklearsprengköpfe der USA oder Russlands verfügt.
Derzeitiges Haupthindernis für weitere Abrüstungsmaßnahmen zwischen den USA und Russland ist die in Polen und Rumänien stationierte US-Raketenabwehr.
Ihr Zweck der ist nicht die Abwehr eines Angriffs, sondern der Versuch, das atomare Gleichgewicht außer Kraft zu setzen und den USA die Möglichkeit zu einem atomaren Erstschlag zu verschaffen.
Alle Atommächte rüsten derzeit ihre Nuklearstreitkräfte auf, aber es ist vor allem der Anspruch der USA auf weltweite militärische Überlegenheit, der das Wettrüsten anheizt, und weitere Abrüstungsmaßnahmen verhindert
Bereits unter Präsident Obama hat die US-Regierung beschlossen, ihr Atomwaffenarsenal innerhalb von 30 Jahren für 3.000 Mrd. Dollar aufzurüsten, das sind 100 Mrd. Dollar im Jahr.
Zu diesem Aufrüstungsprogramm gehört auch die Perfektionierung der in Europa stationierten US-Atombomben. Und: Nach der Kündigung des INF-Vertrags durch US-Präsident Trump im vergangenen Jahr, droht die Stationierung neuer Mittelstreckenraketen in Europa. Aufgrund ihrer kurzen Vorwarnzeit eignen sich diese Waffen vor allem als Erstschlagswaffen.
Doch auch der Widerstand gegen die atomare Hochrüstung wächst.
Im Juli 2017 haben 122 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen einen Vertrag für das Verbot aller Atomwaffen beschlossen. Das Abkommen verbietet neben der Herstellung, dem Besitz und dem Einsatz von Atomwaffen auch die Drohung mit einem Nuklearschlag sowie die Stationierung von Atomwaffen in anderen Staaten.
Dieser Vertrag ist ein historischer Durchbruch und ein Erfolg der weltweiten Friedensbewegung. Der Druck auf die Atommächte, mit der Abrüstung aller Atomwaffen Ernst zu machen könnte sich dadurch massiv erhöhen. Dazu müssen wir mit all unseren Kräften beitragen.
Ein geradezu unglaublicher Skandal war es, dass die Bundesregierung, die mit wohlfeilen Lippenbekenntnissen beteuert, eine Welt ohne Atomwaffen anzustreben, in der UNO – gemeinsam mit den anderen NATO-Staaten – gegen die Aufnahme der Atomwaffenverbots-Verhandlungen gestimmt hat und die Verhandlungen boykottiert hat. Diese Heuchelei der Bundesregierung ist kaum noch zu überbieten. Das dürfen wir uns nicht bieten lassen.
Unser Druck muss noch viel größer werden. Wir fordern von der Bundesregierung, dass sie sich nicht am weltweiten atomaren Wettrüsten beteiligt. Deutschland muss die nukleare Teilhabe und die Komplizenschaft mit den Atomkriegsstrategen der USA beenden.
Entgegen dem Mehrheitswillen der Bevölkerung – nach einer ganz aktuellen Umfrage
83 Prozent – und trotz eines parteiübergreifenden Beschlusses des Bundestages im Jahr 2010 hält die Bundesregierung weiterhin an der Stationierung der US-Atombomben in Deutschland fest und lässt Piloten der Bundeswehr regelmäßig den Atomwaffeneinsatz für den Ernstfall trainieren. Und – mit ihrer Zustimmung sollen jetzt die in Büchel, in den Niederlanden, in Belgien, Italien und der Türkei stationierten 150 Atombomben durch eine völlig neue Version, die B61-12 ersetzt werden.
Die B61-12 ist eine Allzweckbombe, eine zielgenaue, elektronisch gesteuerte und gelenkte Atomwaffe mit vergrößerter Reichweite und der Fähigkeit, tief verbunkerte Ziele zu zerstören.
Durch die variable Sprengkraft, in der Größenordnung von sog. Mini-Nukes bis zur Sprengkraft der Hiroshimabombe, und die extreme Treffgenauigkeit ergeben sich für die Kriegsplaner neue Einsatzmöglichkeiten für zukünftige Kriege.
Die neuen US-Atomwaffen senken die Hemmschwelle für einen Atomwaffeneinsatz. '
Mit diesen neuen Waffen – darauf spekulieren die Atomkriegsstrategen – ließe sich der Einsatz von Atomwaffen auf Europa begrenzen, ohne dadurch einen globalen Nuklearkrieg mit Russland zu riskieren.
Ausschließlich für den Einsatz der in Büchel stationierten Atombomben will Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer 45 Exemplare des US-Kampfbombers F-18 anschaffen. Die „Nukleare Teilhabe“ soll so für die kommenden Jahrzehnte festgeschrieben werden.
Damit darf die Bundesregierung nicht durchkommen. „Atomwaffen raus aus Deutschland“, das bleibt unsere zentrale Forderung.
Seit einigen Jahren schon erzählt uns die Bundesregierung das Märchen, dass für den Abzug der Atomwaffen die USA und NATO zuständig seien. Eine billige Ausrede ist das, mit der sich die Bundesregierung aus der eigenen Verantwortung stiehlt.
Die Wahrheit ist: Ob Massenvernichtungswaffen in Deutschland stationiert werden, ob sich die Bundeswehr im Ernstfall an Atombombenangriffen beteiligt und dafür Trainingsflüge absolviert, das hat weder die US-Regierung noch die NATO zu entscheiden.
Unsere Forderung heißt deshalb: Die Bundesregierung muss unverzüglich selbst handeln. Sie muss die „nukleare Teilhabe“ Deutschlands sofort beenden. Dafür braucht sie weder die Genehmigung der USA, noch die Zustimmung der anderen NATO-Verbündeten.
Wir verlangen Taten, statt leerer Worte. Die Bundesregierung muss die Bereitstellung der Tornado-Flugzeuge für den Einsatz der US-Atomwaffen beenden. Sie muss die Ausbildung und die Übungsflüge der Bundeswehr für den Abwurf der Atomwaffen einstellen und sie muss das Stationierungsabkommen für die Lagerung der US- Atomwaffen in Deutschland aufkündigen.
Lasst uns gemeinsam weiterhin aktiv für die Abschaffung aller Atomwaffen eintreten,
für die sofortige Beendigung der nuklearen Teilhabe Deutschlands und für die Forderung: Deutschland muss dem UN-Atomwaffen-Verbots Vertrag unterzeichnen.
Ingrid Pfanzelt (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs - IPPNW), Rede auf der Kundgebung auf dem Münchner Münchner Marienplatz am 6. August 2020
Liebe Münchnerinnen und Münchner, liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde!
Ich heiße Ingrid Pfanzelt und bin hier in München niedergelassen als Ärztin für psychotherapeutische Medizin und Homöopathie. Hier stehe ich als Mitglied der internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs, IPPNW (International Physicians for the Prevention of Nuclear War)
Unsere Organisation wurde in der Phase des kalten Krieges 1980 gegründet mit dem Ziel, Schaden von der Menschheit abzuwenden, indem wir über die medizinischen Folgen eines Atomkrieges informieren, denn als Ärzte wissen wir um die verheerende Wirkung der Radioaktivität auf den Körper.
Und als IPPNW-Ärzte versuchen wir, unsere ethische Grundhaltung in politische Entscheidungsprozesse einfliessen zu lassen. Unser aller Bestreben sollte sein, den Menschen nicht zu schaden sondern zur Gesundheit zu verhelfen. Deshalb vernetzen wir uns als IPPNW – Organisation weltweit und suchen den Kontakt zur Politik. Dafür bekamen wir 1985 den Friedennobelpreis.
Aktuell sind Ärzte gefordert, um Gefahr von Menschen abzuwenden und eine gefährliche Pandemie in Schach zu halten. Wer hätte jemals mit solch einem Szenario gerechnet, das mittlerweile zu unserem Alltag gehört: Bilder von überquellenden Krankenhäusern, Lastwägen mit Särgen beladen, Menschen ohne Arbeit, die um Essen anstehen, leere Flughäfen und Shoppingmalls, Gesichtsmasken und sozialer Abstand.
Die Pandemie kam vollkommen unerwartet über uns. Wir in Deutschland können uns glücklich schätzen, daß sich durch gutes Regierungshandeln und ein funktionierendes Gesundheitssystem bisher die Opferzahlen in Grenzen halten. Wir scheinen die Gefahr für den Moment gebannt zu haben, weltweit sind aber Gesundheit und Leben von Milliarden Menschen weiter bedroht.
Das Corona–Virus hat niemand in seiner Gefährlichkeit vorausgesehen. Man könnte es als Naturkatastrophe bezeichnen, die über die Welt hereingebrochen ist. Einer menschengemachten Katastrophe gedenken wir heute.
Heute jährt sich der erste Abwurf einer Atombombe zum 75. Mal.
Am 6. und 9. August 1945 warfen die USA nukleare Bomben mit den niedlichen Namen „ Little Boy“ und „ Fat Man“ auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki. Mehr als 200 000 Menschen wurden durch diese Angriffe getötet, Zehntausende starben an den Spätfolgen ihrer Verbrennungen, Verletzungen und der Radioaktivität. Die Umwelt mitsamt Tieren, Pflanzen und Meeresleben wurde zerstört und für sehr lange Zeit radioaktiv verseucht. Bis heute leiden die Menschen unter den Folgen der radioaktiven Verstrahlung, sogar deren Kinder zeigen noch Symptome der Strahlenkrankheit. Der Radioaktivität einer Atombombe entkam niemand: je nach Stärke der Strahlung starben die Menschen gleich an Verbrennungen oder verglühten im Fieberdelir, sie litten unter rasenden Kopfschmerzen, Durchfällen, inneren Blutungen und neurologischen Ausfällen, Leukämie und Krebs der verschieden Organsysteme. Missbildungen und Fehlgeburten treten bis heute auf. In Japan werden die Strahlenopfer „ Hibakusha“ genannt. Sie sind es, die immer noch mahnend ihre Stimme gegen den zivilen und kriegerischen Einsatz atomarer Kräfte erheben als lebende Zeugen einer menschengemachten Verheerung.
Auch in diesem Jahr wird weltweit an die Opfer erinnert, denn die Bedrohung mit Atomwaffen besteht weiter. Gerade in Regionen, in denen sich Atomwaffenstaaten gegenüberstehen, herrscht die größte Gefahr für den Weltfrieden. Die Beispiele kennen wir alle: die Konfrontation Russland – USA, das atomare Säbelrasseln zwischen Indien und Pakistan, den Stellvertreterkrieg in Syrien, den Dauerkonflikt zwischen Nordkorea und USA. Obwohl die Anzahl der Nuklearwaffen weltweit seit Ende des kalten Krieges gesunken ist, steigt das Risiko ihres Einsatzes - ob absichtlich oder versehentlich.
Absichtlich führten Russland und die USA die Welt in der Kubakrise an den Rand eines Atomkrieges.
Unabsichtlich herbeigeführte atomare Zwischenfälle gibt es aber weit mehr. Meistens reagiert US- amerikanisches oder russisches Führungspersonal auf einen Fehlalarm, der durch eine Fehlfunktion der Warnsysteme oder durch die falsche Interpretation von Ereignissen ausgelöst wird.
Dann müssen führende Militärs innerhalb von Minuten entscheiden, ob ein nuklearer „Vergeltungsschlag" zu befehlen ist, bevor die eigenen Atomwaffen vernichtet werden könnten.
Die wenigsten Fehlalarme kommen an die Öffentlichkeit. Einer der spektakulärsten ereignete sich in Moskau am 26. September 1983, kurz nach Mitternacht: Ein sowjetischer Frühwarnsatellit meldete den Angriff einer Handvoll US-Raketen auf die Sowjetunion. Sonne, Satellit und US-Raketenfelder waren so aufeinander ausgerichtet, dass die Strahlen der Sonne von den Satelliten falsch identifiziert wurden. Glücklicherweise entschied sich der sowjetische Oberst Stanislaw Petrow den Alarm nicht an seine Vorgesetzten weiterzuleiten, weil er es als seltsam erachtete, nur mit fünf statt mit 500 Raketen angegriffen zu werden.
Der jüngste Fehlalarm fand im Januar 2018 statt, als den Bürgern von Hawai ein atomarer Angriff aus Nordkorea angekündigt wurde. Ganze 38 Min lang dauerte der Alarm, nur durch Zufall wurde kein Gegenschlag veranlasst.
Unabsichtlich herbeigeführte Vorfälle mit Atomwaffen können aber auch ohne Fehlalarm passieren. In Großbritannien sind von 1960 bis 1991 20 nukleare Unfälle dokumentiert. Bei den Unglücken handelt es sich um Fälle, bei denen Atomwaffen aus größerer Höhe herunterfielen oder ihre Zugmaschine in Verkehrsunfälle verwickelt waren. In einigen Fällen kollidierten Atomwaffen miteinander und in einem Fall rutschte ein LKW mit Atomwaffen an einem Hügel ab und überschlug sich. Aus der Liste geht hervor, dass LKWs mit Atomwaffen in zwei Fällen auf britischen Straßen umkippten und zwei Nuklearkonvois in schwere Autounfälle verwickelt waren.
Aus den USA sind über den Zeitraum von 1959 bis 1973 1250 Vorfälle mit US – Atomwaffen bekannt.
Wenn man sich diese Zahl von nuklearen Fehlalarmen und Unfällen vor Augen hält kommt man nicht umhin einem Weltengeist zu danken, daß er bisher anscheinend trotz aller menschlicher Unvernunft die Hand über uns gehalten hat.
Denn eine Beinahe – Katastrophe kann jederzeit zur echten werden.
Trotzdem wird die Politik der nuklearen Abschreckung noch immer als Garant des Friedens propagiert, da sie angeblich den Feind von einem Erstangriff abhält. Derzeit modernisieren alle Atomwaffenstaaten ihre Nuklearwaffen mit dem Ziel, einen atomaren Erstschlag ohne Gegenreaktion möglich zu machen. Die USA nennen ihre neuen Waffen sogar liebevoll „ mini- nukes“. Damit schraubt sich die atomare Rüstungsspirale immer höher mit unermesslichen Kosten und Folgen für uns alle. Die neun Atomwaffenstaaten besitzen fast 15000 Nuklearwaffen (davon 6800 die USA, 7000 Russland). 1800 werden in Alarmbereitschaft gehalten, übrigens 20 davon in Büchel in Deutschland. Der Bundestag hatte bereits vor 10 Jahren deren Abzug verlangt, unser US – Nato – Partner ignorierte bisher dieses Votum. Nun sollen sogar diejenigen Kampfjets auf Kosten des Bundeshaushaltes modernisiert werden, um diese Atombomben von deutschem Boden aus im Ernstfall transportieren zu können. Dafür werden 12,5 Milliarden Euro nötig sein – könnte man dieses Geld nicht sinnvoller einsetzen, um die Folgen der Corona–Krise zu bewältigen?
Der nuklearen Logik wollen immer weniger Menschen folgen. Weltweit gibt es eine starke Gegenbewegung. Große Teile der Weltbevölkerung und die Nichtatomwaffenstaaten sind sich der katastrophalen humanitären Folgen von Atomwaffen bewusst und wollen sich die Drohung mit Atomwaffen nicht länger bieten lassen. Aufgrund einer Kampagne von ICAN, einer Partnerorganisation der IPPNW , beschlossen 122 Staaten einen UN-Vertrag zum Atomwaffenverbot. Er untersagt unter anderem den Besitz, die Stationierung und die Drohung mit Atomwaffen. Das Abkommen tritt in Kraft, sobald 50 Staaten ratifiziert haben. Bis Januar 2020 haben 80 Staaten unterschrieben und 34 ratifiziert. Alle 9 Atomwaffenstaaten, alle NATO-Mitglieder und selbst Japan, das solch eine traumatische Erfahrung mit dem Einsatz von Atomwaffen hat, stimmten gegen den Vertrag.
ICAN bekam für diese Kampagne zum Atomwaffenverbot 2017 den Nobelpreis. Bei der Verleihung hielt eine Hibakusha in Oslo eine Dankesrede, aus der ich abschliessend zitieren möchte:
“Neun Nationen drohen noch immer damit, ganze Städte in Schutt und Asche zu legen, das Leben auf der Erde zu zerstören und unsere schöne Welt für zukünftige Generationen unbewohnbar zu machen. Die Entwicklung von Kernwaffen bedeutet nicht den Aufstieg eines Landes zu Größe, sondern seinen Abstieg in die dunkelsten Tiefen der Verderbnis. Diese Waffen sind kein notwendiges Übel, sie sind das ultimative Übel… Nachdem ich die Menschheit in ihrer schlimmsten Form erlebt hatte, erlebte ich am Tag des UN-Atomwaffenverbots die Menschheit in ihrer besten. Wir Überlebenden haben 72 Jahre auf dieses Verbot gewartet und wir hoffen, dass dies der Anfang vom Ende der Atomwaffen sein wird.“
Die Bundesregierung boykottiert den Atomwaffenverbotsvertrag bis heute. Außerdem beharrt sie auf der Stationierung der Atombomben in Büchel. Damit unterstützt sie die immer gefährlicher werdende Politik der Atomwaffenstaaten. Und sie stellt sich gegen die Mehrheit der Staaten und der eigenen Bevölkerung, die keine Atomwaffen möchten. Mehr als 2/3 aller Bundesbürger sind für den Abzug der US-Atomwaffen aus Büchel und den Beitritt zum internationalen Atomwaffenverbot.
Wenn Sie sich dieser Meinung anschliessen wollen tragen Sie sich bitte in die ausliegende Unterschriftenliste ein.
Heute gedenken wir des Grauens von Hiroshima. Wir Ärzte konnten es nicht verhindern. Wir können unser Bestes geben, um kranken Menschen in einer Pandemie zu helfen. In einer atomaren Katastrophe ist die ärztliche Kunst sinnlos.
Dann werden wir Ärzte Euch nicht helfen können.
Thomas Rödl (Deutsche Friedensgesellschaft -Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen - DFG-VK), Rede auf der Kundgebung auf dem Münchner Münchner Marienplatz am 6. August 2020
(Abschrift Martina Jäger, redaktionell bearbeitet Thomas Rödl 16.9.2020)
Ich habe mich seit meiner Kriegsdienstverweigerung, das war Anfang der 70er Jahre, mit der Thematik der Atomwaffen und mit der Möglichkeit der Vernichtung der Zivilisation oder der Industriegesellschaften durch Atomwaffen beschäftigt; und irgendwie ist das alles ziemlich unersprießlich, wenn man sich anschaut was (seither) passiert ist.
Ich werde nicht über die Proteste sprechen, sondern über die Planungen der Strategen und der Militärs, die glauben, dass der Atomkrieg irgendwann führbar und gewinnbar ist. Um das zu erläutern, muss ich zunächst einmal in die Vergangenheit zurück.
Jetzt haben wir 75 Jahre Atomwaffen, und wenn man mit Leuten darüber redet, dann sagen die: "Das ist doch Wahnsinn, das passiert doch nicht, wenn man Atomkrieg führt, geht doch alles kaputt und keiner wird doch so blöd sein, einen Atomkrieg anzufangen." Das glauben wahrscheinlich die meisten von Euch und das glauben vor allen unsere Politiker. Denn, das hat sich irgendwie festgesetzt in den Köpfen, „wer als Erster angreift, der wird in einem Vergeltungsschlag fertig gemacht und zerstört“. Also macht es keinen Sinn, anzugreifen. Diese Situation hat sich so in den 60 Jahren und 70er Jahren entwickelt, die Fähigkeit zu einem Vergeltungsschlag. Die sogenannte atomare Abschreckung sollte dadurch funktionieren, dass ein Angreifer, die Sowjetunion oder die USA, in erster Linie, durch die Möglichkeit und Fähigkeit zum Vergeltungsschlag, abgeschreckt werden sollten. Ob diese tatsächlich jemals angreifen wollten, das ist eine andere Frage. Aber so sollte die Abschreckung funktionieren.
Dieses System wurde bezeichnet als "Mutual Assured Destruction", kurz MAD. Das System der gesicherten gegenseitigen Zerstörungsfähigkeit. Und dieses System beruhte auf der Verwundbarkeit. Jeder Staat war durch Angriff mit Atomwaffen soweit verwundbar, man konnte sich nicht wehren.
Diese Verwundbarkeit ist natürlich unangenehm für die Militärs; also hat man seit Anfang der 60er Jahre Abwehrwaffen entwickelt, Anti-Ballistic-Missiles, sogenannte Abwehrraketensysteme. Dann hat man gesehen, die sind teuer und uneffektiv. Was machen die anderen? Sie stellen mehr Angriffsraketen auf und bauen auch Abwehrsysteme. Man hat gemerkt, dass ist ziemlich sinnlos und teuer. Man hat verhandelt Anfang der 70er Jahre und hat den sogenannten ABM-Vertrag geschlossen. Dieser Vertrag beinhaltet: „Wir bauen keine weiteren Abwehrsysteme, wir begrenzen (die Anzahl der Abwehrsysteme) auf die Zahl der damals vorhandenen (jeweils) 200 Systeme.“ Eines rund um Moskau und eines um die US-amerikanischen Interkontinentalraketen herum.
Dieser ABM-Vertrag von 1972 hatte das System der gegenseitigen gesicherten Zerstörungsfähigkeit in einem Vertrag festgeschrieben und das war die Grundlage für die für die erste kurze Phase der Entspannungspolitik der 70er Jahre. Auf dieser Grundlage gab es Verhandlungen über die dann auch tatsächlich vorgenommene Reduzierung (der Zahl) von atomaren Angriffswaffen. Damals war das Konzept, das hat man uns erzählt, (zum Beispiel) bei der politischen Bildung an der Hochschule und sonstwie (bei vielen sonstigen Gelegenheiten) „Jetzt machen wir Rüstungskontrolle, wir begrenzen die Zahl der Raketen, dann manchen wir Entspannungspolitik und kommen irgendwann zum Abrüstung und zum Frieden.“ Das war eine super und überzeugende Idee.
Was ist daraus geworden?
Man hat zwar mit diesem Vertrag (i.e. der ABM-Vertrag) die Situation festgeschrieben, aber die Idee der Unverwundbarkeit war nicht beseitigt. Die Idee der Unverwundbarkeit hat die Militärs, und die Rüstungsbetriebe natürlich und die Firmen dazu motiviert (i.e. weiter Abwehrsysteme zu entwickeln). Und die Politiker und der Kongress der USA, der hat das auch finanziert. Man hat immer weiter entwickelt und getestet, um perfektere und wirklich effektive Abwehrsysteme zu entwickeln.
Was ist aus diesem ABM-Vertrag geworden?
Die wenigsten werden das wissen. George W. Bush, der US-amerikanische Präsident, hat 2001 diesen ABM-Vertrag gekündigt. Er hat gesagt, „Dieser Vertrag ist ein Relikt aus dem Kalten Krieg und man braucht neue Abwehrsysteme zum Schutz vor Schurkenstaaten, das sind Iran, Nordkorea oder auch Syrien, damals. (gemeint: Schutz vor einzelnen Angriffen aus diesen „Schurkenstaaten) Und diese „Schurkenstaaten“, von denen redet man heute noch, obwohl die alle weitdavon entfernt sind, außer Nord-Korea, um die USA (mit Langstreckenraketen) bedrohen zu können. Jetzt schaut man auf die 90er Jahre. Da hätte man Russland als gleichberechtigten Partner betrachten können. Auch in den 90er Jahren gingen die Entwicklungen und Tests von ABM-Systemen weiter. Die Botschaft an Russland war, durch die Beendigung des ABM-Vertrages, „Wir akzeptieren diese Verwundbarkeit nicht mehr. Wir wollen die Überlegenheit“
Und Russland hat die amerikanische Aufrüstung bei ABM-Systemen immer als feindselige Maßnahme betrachtet, die die eigenen Atomwaffen entwertet. Das gleiche gilt für China. Es gibt keine rechtlichen Beschränkungen, wenn die USA weitere Abwehrsysteme aufstellen wollen. Und gleichzeitig, all die Jahre, hat man ja die Angriffswaffen entwickelt. Der entscheidende Punkt, um die Zielgenauigkeit zu verbessern, ist das GPS-System, das heutzutage jeder in seinem Auto oder Smartphone hat. Mit der Satellitensteuerung der Raketen, der Bomber, der Marschflugkörper, ergibt sich eine Zielgenauigkeit, die in den 80er Jahren - auch mit der Pershing- Rakete, die erwähnt worden ist - überhaupt nicht denkbar war. Präsident Obama hat 2009 von einer Welt ohne Atomwaffen geredet und in der Woche darauf hat das Pentagon mit seiner Zustimmung beschlossen, in den nächsten 10 Jahren, also bis in die Gegenwart, Tausend Milliarden Dollar für die Modernisierung der Atomwaffen auszugeben. Und Modernisierung bedeutet immer: Höhere Zielgenauigkeit, höhere Zuverlässigkeit und geringere Sprengkraft.
Wir reden jetzt nicht mehr von den Megatonnen- Wasserstoffbomben, die ganze Städte zerstören, sondern von kleinen Mini-Nukes, der Klaus hat das vorhin angesprochen, wie diese neue Bombe, die jetzt in Büchel stationiert werden soll, zielgenau, mit Bunkerknackerfähigkeit, zielgenau, um gehärtete militärische Ziele treffen zu können und ausschalten zu können. (gemeint ist die neue B-61-12 Bombe)
Das Konzept der Abschreckung durch Fähigkeit zur Vergeltung wurde von der Militärführung der USA in den letzten Jahren stillschweigend beerdigt. Der Begriff der Abschreckung wird zwar weiterhin verwendet, doch zur Abschreckung, wie es in den Dokumenten des Verteidigungsministerium der USA jetzt entwickelt wird, gehören sowohl der präventive Angriff auf die Waffen des Gegners, als auch die umfassende Abwehr von Angriffen. Sie haben ein Konzept entwickelt: „Prompt Global Strike“. Die amerikanischen Streitkräfte sind in der Lage (bzw. sollten in der Lage sein), innerhalb einer Stunde, jedes Ziel auf der Welt anzugreifen und zu zerstören, das sie irgendwie als bedrohlich betrachten.
Jetzt sind durch die waffentechnische Entwicklung Kriegsszenarien denkbar, die früher nicht realisierbar waren. Die Militärstrategien werden (dann) angepasst. Um in dem Bild zu bleiben, sie entwickeln das Schild mit den Abwehrsystemen und sie entwickeln das Schwert. Wer das Schild hat und das Schwert ist natürlich überlegen. Die Zielgenauigkeit der strategischen Angriffswaffen ermöglicht die Zerstörung von Führungsstrukturen, Abwehrsystemen und Atomwaffen eines Gegners, namentlich Russland. Jetzt muss ich dazu sagen, von der Perspektive her natürlich auch von China. Mit einem Überraschungsangriff könnte der Gegner weitgehend entwaffnet und handlungsunfähig gemacht werden. Die Mittel diesen Entwaffnungsschlages oder auch „Enthauptungsschlages“, ein Begriff aus den 80er Jahren, den Präsident Trump (neulich, d.h. im Jahr 2019) gegenüber Nordkorea verwendet hat, mit diesem Enthauptungsschlag könnte der Gegner weitgehend entwaffnet und handlungsunfähig gemacht werden. Der Enthauptungsschlag zielt auf die Führungsstrukturen, auf die Kommandoeinrichtungen, auf Verteidigungsministerium und andere Zentralen, wo die Streitkräfte kontrolliert und kommandiert werden.
Jetzt hat man Bomber mit Tarnkappenfähigkeit, die also unentdeckt vom Radar, eindringen können. (Beispielsweise) haben sie im Programm, 120 neue Tarnkappenbomber (Langstreckenbomber B21 Raider) zu bauen; dann hat man diese superschnellen Marschflugkörper, die auch seit den 80er Jahren entwickelt werden, die herkömmlichen Marschflugkörper, U-Boot gestützt, oder ballistische Raketen (auch U-Boot-gestützt) werden modernisiert, so dass man von U-Booten aus, mit welchen man immer näher an das Ziel heranfahren kann, im Nordatlantik oder Pazifik, zielgenau dann die strategischen Ziele zerstören kann.
Und wenn Sie jetzt sagen: „Der Kerl spinnt, der fantasiert irgendwo“, weil Sie davon nie was hören in den Medien, dann sage ich: „Leider ist das nicht meine Erfindung. Das ist die Hardware, die entwickelt wird und wofür sie Unsummen von Milliarden Dollar ausgeben und unsere Medien und Politik schaut darauf nicht hin. Wenn man da täglich hinschauen würde und dies bewerten würde, welche Programme werden denn entwickelt, welche Waffen werden da gebaut, dann würde man feststellen, dass machen die alles, um einen Krieg wirklich führen zu können. Da geht es nicht mehr um Abschreckung und Vergeltungsschlag.
Jetzt müsste ich noch erwähnen, die Ausschaltung der U-Boote. Eine Spezialität der Kriegsführung, davon redet auch keiner. Die (Zerstörung der ) atomwaffentragenden U-Boote. Und die Fähigkeit zu Erfassung von russischen-strategischen U-Booten sind natürlich auch besser geworden.
Die Quintessenz ist jetzt auch verkündet worden, 2019, mit der Vorstellung der sogenannten Missile Defense Review (MDR). Das amerikanische Verteidigungsministerium gibt immer so Papiere heraus, wo über die Situation der Nuklearwaffen, der Atomwaffen und allgemeinen der (militärischen) Sicherheit berichtet wird. Die „MDR“ ist die Übersicht über den Stand der Raketenabwehrtechnik, im Februar 2019 vorgestellt. Die präventive Beseitigung der Raketen des Gegners ist jetzt Teil des Konzeptes zur Raketenabwehr!
Und da heißt es und jetzt zitiere ich:
„1. Eine aktive Raketenabwehr, um gegnerische Geschosse in allen Flugphasen abzufangen. 2. Eine passive Abwehr, um die Wirkung von offensiven Raketen zu mildern. 3. Wenn die Abschreckung versagt, Angriffsoperationen, um Offensivflugkörper vor dem Start zu zerschlagen.“
Die „Offensivflugkörper“, die die USA bedrohen, sind eben die chinesischen und russischen Atomwaffen. Und man weiß, wo sie sind oder wo sie hin und hergefahren werden auf einem mobilen System. (hab ich in der Rede hier Amerika und Russland vertauscht? sorry)
Die Experten und Militärs der anderen Staaten lesen das natürlich. Der Text in dieser MDR erspart mir jetzt viel Rumgelaber und Argumentation. Früher habe ich nur mit der Plausibilität argumentieren können: Wenn man die Möglichkeit hat, den Gegner zu entwaffnen, dann gibt es auch einen starken Anreiz, das dann auch zu tun.
Jetzt sagen sie in dieser Missile Defense Review: „Ja, das ist auch unser Konzept“. Und die russischen und sonstigen Militärs müssen sich natürlich darauf einstellen, dass in einer Krise oder in einer Konfrontation dieser „Präventivschlag“ erfolgt, und müssen diesem Präventivschlag zuvorkommen.
Jetzt glauben momentan alle, der Präsident Trump ist ja ziemlich wahnsinnig und viele glauben, es gibt einen Krieg, weil irgendwelche irrationalen Führerfiguren irgendwann den Krieg befehlen, Aber jeder Präsident hat seine Berater und noch ist die Situation meiner Einschätzung nach so, wenn der Trump sagt (sagen würde): „Machen wir einen Atomkrieg?“, so sagen die Militärs: „Nein, lieber nicht, noch ist die Fähigkeit da für einen Gegenschlag, der uns vernichten wird.“ Aber, wir steuern auf eine Situation zu, in der in einer Krise die Berater des amerikanischen Präsidenten sagen werden, „Wenn wir als erste zuschlagen, dann haben wir 20 Millionen Tote und die anderen haben 50 Millionen Tote, also müssten wir als erstes zuschlagen.“ Auf diese Situation steuern wir zu.
Und manche Leute sagen dann: „Du lebst in der Vergangenheit, diese Überlegenheitskonzepte sind längst vorbei“. Nein! Die sind nicht vorbei. Die Idee der strategischen Überlegenheit wurde von Colin Gray formuliert, 1982. Die Überlegenheit – Was ist der Nutzen der Position der Überlegenheit? Nämlich Kriege führen zu können und Kriege beginnen zu können, im Wissen, dass man sie auch gewinnen kann.
In der Missile Defense Review steht jetzt geschrieben: „Diese Position der Stärke erlaubt es uns Kriege führen und gewinnen zu können und verbessert die Fähigkeiten der Diplomaten und der Politik der USA, Krisen zu entspannen und Krisen und Konflikte zu bewältigen.“
Das war jetzt nicht das Wort zum Sonntag, aber trotzdem unerfreulich und ein bisschen kompliziert vielleicht. Um jetzt einen positiven Schluss zu finden: Es gibt keinen Automatismus in dieser Situation. Die Situation kann man jederzeit entschärfen, dadurch, dass wir sagen: „ Wir verkünden ein Moratorium: Keine neuen Angriffswaffen, keine neuen Abwehrwaffen“. Wir brauchen sie nicht, die USA und Russland auch nicht.
Auch Russland hat diese superschnellen Flugkörper jetzt in Betrieb gestellt. Auch China – sie haben demonstriert, dass sie das technisch können. Sie könnten sagen: „Lass uns einen Stopp machen, keine weitere Aufrüstung mehr!“ Dann würde man die Gefahr und die Lage der Bedrohung auf dem jetzigen Stand einfrieren. Das wäre eine vernünftige Geschichte. Und auf dieser Grundlage könnte man, was jetzt auch tatsächlich passiert, über den START- Vertrag, Strategic Arms Reduction Treaty, (Vertrag zur Verringerung der Zahl der strategischen Waffen) weiter verhandeln. Für eine Begrenzung der Zahl der Sprengköpfe und der Trägermittel. Das ist der einzige, noch in Kraft befindliche Rüstungskontrollvertrag und den könnte man verlängern.
Aber Russland wird nur zustimmen, wenn die USA erklären, dass sie keine weiteren ABM-Systeme aufstellen werden. Sie brauchen nicht mal verlangen: Leute, Ihr müsst den ABM-Vertrag wieder unterschreiben, was jedoch vernünftig wäre. Und unsere Politiker, alle, die wirklich an Sicherheit und Zukunft interessiert sind, müssten den USA sagen: Ihr müsst zurück zu diesem ABM-Vertrag und den wieder unterschreiben. Das wäre für mich ein entscheidender Schritt zur Entschärfung der Situation, weil die Technik so ist, dass diese ABM-Systeme immer noch nicht sonderlich effektiv sind, sind sie jetzt zahlenmäßig (bei der Zahl der gegen Langstreckenraketen geeigneten Systeme), immer noch unter 200 Systemen, die Zahl, die der ABM-Vertrag erlaubt.
Ein Aspekt, was man tun könnte: Moratorium: Einfach aufhören, keine Modernisierung, zurück zur Politik der Rüstungskontrolle, zur Entspannungspolitik, zurück zum Interessenausgleich mit Russland. Unsere Möglichkeit als erster Schritt, die atomare Teilhabe beenden, da bin ich völlig einverstanden, mit dem was Claus Scheer vorhin gesagt hat. Unser Schritt muss sein, die atomare Teilhabe zu beenden, den USA und anderen NATO-Staaten signalisieren: „Wir wollen diese atomare Abschreckung nicht mehr“.
Danke – und wenn die Menschen mehrheitlich kapieren, dass die atomare Abschreckung Scheiße ist, und dass man die überwinden muss, dann werden sie auch diesem Atomwaffenverbotsvertrag zustimmen und unterschreiben und den Druck auf die Politik ausüben, dass man diesen Atomverbotswaffenvertrag tatsächlich als Deutschland unterzeichnet und das wäre ein wichtiger Schritt.
Ich komme zum Schluss:
Wir haben uns aufgrund der Lage so eine Protestkartenaktion ausgedacht, speziell für die CSU in Bayern. Wir haben allen CSU-Bundestagsabgeordneten ein Brieflein geschrieben und da ist auch diese Denkschrift beigelegen, aus der ich exzessiv zitiert habe und mit dieser Karte hier könnt ihr an den Bundestagsabgeordneten Eurer Wahl diesen Zettel schicken und ihm sagen:
Wir fordern den Abzug der amerikanischen Atombomben,
Wir fordern die Beendigung der nuklearen Teilhabe.
Wir fordern die Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrages.
Danke
Quellen und weiterführende Infos:
DFG-VK Bayern – Denkschrift Juli 2020
http://www.no-militar.org/pdfs/Bombenstimmung-Denkschrift-Brosch-Juli-20...
DFG-VK Bayern – Bombenstimmung, Schritte zum Krieg - Schritte zum Frieden
http://www.no-militar.org/index.php?ID=23
Mutual Assured Destruction, MAD. Gleichgewicht des Schreckens
https://de.wikipedia.org/wiki/Gleichgewicht_des_Schreckens
http://friedensbildung.de/inhalt-der-ausstellung/kalter-krieg/abschrecku...
Das Konzept der Strategischen Überlegenheit - Colin (Spencer) Gray, 1982,
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14349766.html
Missile Defense Review
https://www.defense.gov/Portals/1/Interactive/2018/11-2019-Missile-Defen...
https://augengeradeaus.net/2019/01/lesestoff-missile-defense-review-der-...
New Start
Der US-amerikanische Präsident Barack Obama und sein russischer Counterpart Dimitri Medwedjew unterschrieben 2010 in Prag den Vertrag "New Start" und setzten damit die Tradition seiner Vorgängerverträge fort mit der Begrenzung der Anzahl der aktiven nuklearen Sprengköpfe.
Laufzeit endet im Februar 2021
Links:
https://www.atomwaffena-z.info/fileadmin/user_upload/pdf/wortlaut_start2...
https://www.atomwaffena-z.info/heute/ruestungskontrolle/start-vertraege....
https://www.tagesschau.de/ausland/ruestungsabkommen-new-start-russland-1...
https://www.wiwo.de/politik/ausland/new-start-vertrag-usa-und-russland-b...
https://de.sputniknews.com/politik/20200821327765566-abruestungsgespraec...
https://de.sputniknews.com/politik/20200629327435545-nuklearer-deal-new-...
DFG-VK Bayern – Kartenaktion an Bundestagsabgeordnete der CSU- Bundestagsabgeordnet zum 75. Hiroshimagedenktag
http://www.no-militar.org/pdfs/Aktionskarte-Teilhaber_4 Seiten.pdf
Monika Seiller (Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V.), Rede auf der Kundgebung auf dem Münchner Münchner Marienplatz am 6. August 2020
Wir treffen uns heute hier, um der Opfer von Hiroshima und Nagasaki zu gedenken – der 6. August hat sich auf ewig in unser Gedächtnis eingebrannt als Verbrechen an der Menschheit und als grausames Startsignal einer atomaren Rüstungsspirale. Der 9. August markiert nicht nur den Atombombenabwurf auf Nagasaki, sondern auch den Internationalen Tag der indigenen Völker – zwei Themen, die auf den ersten Blick scheinbar zusammenhanglos nur ein Datum gemeinsam haben und doch in direktem Zusammenhang stehen, denn auch die indigenen Völker sind Opfer des Atomwahns.
Die Indigenen nennen es die gelbe Schlange – für die Opfer von Hiroshima und Nagasaki, die Hibakusha, war es das blanke Grauen, und doch sprechen beide vom selben Alptraum: der atomaren Bedrohung.
Wenn wir heute der Opfer der Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki gedenken, eines machtpolitisch kalkulierten Menschheitsverbrechens, das sich nie wiederholen darf, müssen wir auch jener gedenken, die am Anfang der atomaren Kette stehen, aber meist vergessen werden – die Indigenen.
Auf dem traditionellen Territorium der Mescalero Apachen nahm der Alptraum seinen Anfang. Unter dem „Manhattan Project“ wurde in Alamogordo, New Mexico, die erste Atombombe getestet – Codename Trinity. Die vermeintlich „heilige Dreifaltigkeit“ war jedoch geleitet von Machtstreben, dem Griff nach der Weltherrschaft und Menschenverachtung, für welche die Schwächsten in der Gesellschaft geopfert wurden. Das Uran für „Little Boy“ stammte u.a. aus dem Kongo, später bestückten die USA ihre tödlichen Bomben mit Uran aus Saskatchewan - dem indigenem Territorium der Cree. Kanada zählt noch heute zu den führendenUranproduzenten und belieferte u.a. auch Großbritannien und Indien mit dem Plutonium für deren erste Atombomben.
Auf dem Land der Yakama-Indianer im US-Bundesstaat Washington wurde die Plutonium-Fabrik Hanford errichtet, wo das Material für die Nagasaki-Bombe „Fat Man“ angereichert wurde.
Bereits in den 1940er Jahren wurden zudem im Südwesten der USA zahlreiche Uranminen erschlossen, in denen zumeist Indigene, vor allem Dineh, arbeiteten. Sie waren leicht verfügbare und billige Arbeitskräfte. Über die Gefahren in den Minen wurden sie nie aufgeklärt. Tausende starben an Krebs – ohne jede Entschädigung für die Familien, denn die Unternehmen verlangten von den Hinterbliebenen auch noch einen Nachweis, ob und in welcher Mine exakt sich die Oper kontaminiert hatten. Noch heute gibt es rund 1500 aufgelassene Uranminen in den USA, die das Land verseuchen – Land der Indigenen. Beim Abbau des Urans bleiben rund 85% der Radioaktivität im Abraum zurück. Ahnungslos ob der Gefahren wurde der Abraum zum Bau von Schulen und Häusern verwendet.
Selbst das Naturerbe Grand Canyon, Heimat der Havasupai-Indianer, ist vor der Gier der Atomlobby nicht sicher. Nachdem Obama 2012 ein 20-jähriges Moratorium gegen Uranabbau in der sensiblen Region verhängt hatte, lässt der jetzige Präsident Donald Trump nichts unversucht, um das Moratorium auszuhebeln, auch wenn er bislang vor Gericht scheiterte.
Doch nicht nur der Abbau bedroht die Indigenen. Auf der Nevada Test Site, dem vertraglich zugesicherten Land der Western Shoshone, führten die USA zwischen 1951 bis 1962 insgesamt 119 oberirdische und von 1962 bis zum Teststopp-Memorandum 1992 über 1000 unterirdische Atombombentests durch. Die Tests wurden stets nur dann durchgeführt, wenn sichergestellt war,dass der radioaktive Fall-out über dem Gebiet der Western Shoshone niederging und nicht etwa weiße Siedler der Region betreffen würde. Bis heute kämpfen die Western Shoshone um Entschädigung und Anerkennung ihrer Rechte. Stets hieß es nur, dass sie wohl zu viel geraucht oder ungesund gelebt hätten, wenn sie an Krebs erkrankten. Offizielle Statistiken über die Krebsopfer unter den Western Shoshone gibt es bis heute nicht.
Auf ihrem Gebiet sollte auch das erste atomare Endlager errichtet werden – obwohl die Bergzüge der Yucca Mountains extrem erdbebengefährdet sind. Bislang wehren sie sich erfolgreich gegen dieses Endlager – inzwischen auch mit Unterstützung von NGOs und sogar der Politik.
Doch nicht nur die Indigenen in den USA waren bzw. sind von dem atomaren Wahnsinn bedroht. Auch auf den Atollen Bikini und Eniwetok, die zu den Marshall Islands zählen, testeten die USA 67 Atombomben. „Castle Bravo“ mit der 1000-fachen Sprengkraft der Hiroshima-Bombe war der verheerendste Test – die Folgen waren noch bis Europa zu spüren, doch die eigentlichen Leidtragenden waren die Indigenen vor Ort. Quallenbabies waren die Folge, Fleischklumpen, die nicht mehr als menschliche Lebewesen erkennbar waren und keine Überlebenschancen hatten.
Doch die USA waren nicht die einzige Atommacht, die das Leben der Indigenen dem atomaren Machtstreben opferten. Auch die Kolonialmacht Frankreich exportierte ihre Atomtests in Regionen weit weg vom französischen Mutterland. 190 Tests zündete Frankreich im Muroroa-Atoll, 41 davon überirdisch. Die Folgen für die indigenen Polynesier waren nicht weniger verhängnisvoll wie für die Bewohner der Marshall Islands. Doch weder die USA noch Frankreich waren jemals bereit sich ihrer Verantwortung für die verhängnisvollen Auswirkungen auf die dortige Urbevölkerung zu stellen.
Allerdings dürfen wir uns nicht damit begnügen, auf die Verantwortlichen in Paris, London oder Washington zu zeigen, denn deutsche Unternehmen waren und sind maßgeblich am atomaren Wahnsinn beteiligt. Die deutsche Uranerz war eines der führenden Unternehmen im Uranabbau, vor allem in Kanada, und noch heute ist der Konzern Urenco, Betreiber der Urananreicherungsanlage Gronau ein global leader im Geschäft mit der Urananreicherung – unter Beteiligung von RWE und EON. 2019 exportierte Urenco mit Genehmigung der Bundesregierung Atommüll nach Sibirien – erstmals unter dem Protest der dortigen Bevölkerung.
Auch die Indigenen wehren sich seit langem gegen den atomaren Wahnsinn und suchen den Schulterschluss mit der internationalen Anti-Atom-Bewegung. Schon 1988 reisten Indigene vom Indigenous Uranium Forum aus den USA nach Japan, um sich – obwohl selbst Opfer der verhängnisvollen Atomnutzung - mit den Hibakusha zu treffen und ihre Solidarität zu bekunden.
Als Europäer sollten wir uns unserer Verantwortung bewusstwerden und für eine entschiedene atomare Abrüstung eintreten – keine Atomsprengköpfe in Deutschland, kein neues atomares Wettrüsten, Diplomatie statt pubertärer Muskelspiele. Angesichts der eigenen historischen Verantwortung musss sich Deutschland zum Frieden bekennen und damit allen atomaren Machtspielen entschieden entgegentreten.
Nie wieder Hiroshima!
Nie wieder Krieg!
Monika Seiller, Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V.
Erinnerst du dich an Hiroshima?
Niemals vergiss Hiroshima!
Erinnerst du dich an den heißesten der Sommertage?
Niemals vergiss den heißesten der Sommertage!
„Es ist heiß! Es ist heiß! Es verbrennt uns!“, schrien die Menschen,
sie stürzten sich in den Fluss, doch
der Fluss kochte bereits.
Dies ist der Anblick der Hölle!
Die Kinder haben keine Zeit mehr zu schreien, sie
Verbrennen in den heißen Flammen.
Die Männer verwandeln sich in bloße Schatten im Asphalt.
Die Menschen sind nur noch Tätowierung auf den Mauern.
Erinnerst du dich an Hiroshima?
Niemals vergiss Hiroshima!
(Tom LaBlanc)
- Städt. Grußwort von Thomas Lechner - Claus Schreer, Rede auf der Kundgebung - Monika Seiller, Rede auf der Kundgebung - Ingrid Pfanzelt, Rede auf der Kundgebung.
Click für größeres Bild.
in München einer von sechs Standorten, von 7. - 14. August 2020
Dienstag, 6. August 2019, ab 18.00 Uhr: Kundgebung auf dem Marienplatz,
um 21.30 Uhr Abschluss mit einer Gedenkminute
Nach der Kündigung des INF Vertrages steht ein neues nukleares Wettrüsten bevor.
Dagegen protestieren wir mit der Friedensbewegung weltweit.
Vortrag und Diskussion mit Charlotte Wiedemann, Moderation Nirit Sommerfeld
Welche Opfer haben eine Stimme? Was steuert unsere Empathie? Kann es ein Erinnern geben, das an Gerechtigkeit, menschlicher Gleichheit und Solidarität orientiert ist?
Charlotte Wiedemann sucht in einem weiten geografischen und zeitgeschichtlichen Bogen nach Antworten auf diese Fragen. In ihrem jüngsten Buch beschreibt sie diese Suche als einen Dialog zwischen zwei Anliegen, die ihren eigenen Lebensweg prägten: ...
Mehr Info beim EWH (aber Veranstaltungsort: Neuer Gasteig, s.o.!)
Programm: 18.00 - 21.30 Uhr (Flugblatt Download PDF)
Beiträge:
Wir beenden die Veranstaltung um 21.30 Uhr mit einem Friedenszeichen aus Kerzen und gedenken in Stille der Opfer.
Moderation: Wolfgang Blaschka
Vortrag von Jacqueline Andres, IMI Tübingen , mit Diskussion;
Frieden und Klimagerechtigkeit bedingen sich gegenseitig: Das Militär ist der größte institutionelle Verursacher von Treibhausgasemissionen. Die weltweite Militärlogistik, die Rüstungsindustrie sowie die laufenden Kriege verschlingen Unmengen an fossilen Brennstoffen und schaden der Umwelt langfristig. Gleichzeitig investieren die Staaten global etwa dreißig mal mehr in ihre Militärapparate, als in dringend gebrauchte Klimaschutzmaßnahmen. Die NATO behauptet, bis 2050 klimaneutral zu werden, doch ein umweltfreundliches und „klimaneutrales“ Militär kann es nicht geben. Der Vortrag zeigt auf, wie Militärapparate die Klimakrise verschärfen und wie Streitkräfte den Zugang zu Erdöl und -gas absichern und ihre Transportwege schützen. Um Frieden zu haben, brauchen wir Klimagerechtigkeit und Klimagerechtigkeit braucht Frieden.
s.a. Flugblatt ...
Vortrag und Diskussion mit Jörg Kronauer
Die globalen Kräfteverhältnisse haben sich verändert. Chinas vieldiskutierter Aufstieg, Indiens „Asiatisches Jahrhundert“ und Lateinamerika gehen eigene Wege und lösen sich aus der US-Hegemonie. Neue nichtwestliche Bündnisse wie BRICS oder die Shanghai Cooperation Organisation (SCO) entstehen. Selbst die Staaten der Arabischen Halbinsel,
traditionell sehr enge Parteigänger des Westens, beginnen eigene Wege zu gehen. Mit ihrer Weigerung, sich an den Russland-Sanktionen zu beteiligen, widersetzen sich erstmals beinahe alle Länder Asiens, Afrikas sowie Lateinamerikas einer zentralen weltpolitischen Forderung des Westens. Doch dieser verzichtet auf seine Dominanz nicht kampflos.
Jörg Kronauer ist Journalist und Autor mehrerer Bücher u.a. zu Russland und China. Seine Schwerpunkte sind Neofaschismus und internationale Politik
Montag, 24. Juli 2023 um 19.00 Uhr,* Einlass 18.30,
im Kultur- und Bürgerzentrum TRAFO Nymphenburger Straße 171a, Rückgebäude
U1 / U7 Rotkreuzplatz, Tram 12 Volkartstraße
Eintritt frei – Spenden erbeten
zum Video des Vortrags!/big>
Moshe Zuckermann wird uns 75 Jahre nach der Gründung Israels und der Nakba („Katastrophe“ für die Palästinenser) einen Abriss der gegenwärtigen, hochproblematischen politischen Lage in Israel geben und den Konflikt mit den Palästinensern thematisieren.
Dienstag 26.9.2023, 19 Uhr
Münchner Aidshilfe, Lindwurmstraße 71, 80337 München
Rund-um-die-Uhr-Mahnwache auf dem Marienplatz (Zelt) + verschiedene Tagesschwerpunkte + Fahrradsternfahrten zu Rüstungsfirmen in Südbayern - Abschlußaktionen zum Hiroshimatag
Mehr dazu auch bei der DFG-VK:
http://www.dfg-vk-bayern.de/FFT-2017-OrgInfo-01.html
Langjährige Mahnwache 14tägig
... bitte erfragen, Tel. 64 28 09 65
Langjährige - Mahnwache 14tägig
Mit einem Informationstag gegen die Modernisierung der Atomwaffen in Deutschland beging die Friedens- und Antiatombewegung in München das diesjährige Gedenken an die Opfer von Hiroshima und Nagasaki.
Zuvor ging noch eine Grussbotschaft per Mail an die Wiener Hiroshima-Aktion
Das Programm begann mit dem Grußwort der Stadt München, das die Stadträtin Brigitte Wolf überbrachte. Dem Oberbürgermeister müsste seine Rolle als „Major for Peace“ inzwischen etwas bewusster geworden sein, denn die Friedensbewegung wird nicht müde immer wieder daran zu erinnern, dass auch München im Jahr 2005 dieser Organisation beigetreten ist.
Von 12.00 – 18.00 Uhr wurden die verschiedenen Aspekte der Atomnutzung erläutert. Der Widerstand gegen Wackersdorf kam genauso zur Sprache, wie die Gefahren der friedlichen Atomnutzung bis hin zum nicht vorhandenen Endlager (BI-Grußwort aus der Oberpfalz!)
Der Abbau von Uran kostet Menschen das Leben (z.B. Niger)
Die Modernisierung der Atomwaffen, die bereits im Gange ist, wird 1000 Milliarden (das ist allein der Plan der US-Regierung für die nächsten Jahrzehnte) verschlingen. Dieses Geld fehlt für die menschliche Sicherheit, die von der Friedensbewegung so definiert wird: Menschliche Sicherheit bedeutet keinen Krieg, Essen, Wohnen, Grundrechte, Bildung und Gesundheitsvorsorge. All das ist bedroht, durch Entscheidungen, die wir nicht mittragen.
Deshalb wurde in München eine Petition gestartet, die die Bundesregierung aufruft, ihren Beschlüssen aus dem Jahr 2010 nach einem Abzug aller Atomwaffen aus Deutschland endlich nachzukommen.
Wir sammeln die Unterschriften bis zur Bundestagswahl 2017 und werden sie dem neu gewählten Parlament übergeben (Download Petition mit Listen, PDF)
Die Freude über den spontanen Auftritt des Liedermachers und Blues Musikers Willy Michl war groß.
Willy Michls wichtigste Themen sind Freiheit, Liebe und Frieden, sowie Respekt und Ehre gegenüber der Erde und allen Wesen. Er wendet sich seit Anbeginn seiner Musikerlaufbahn gegen Rassismus, Fremdenhass und Ungerechtigkeit.
Neben den politischen Reden von Claus Schreer, Michael Vilsmeier und Clemens Ronnefeldt (Manuskript), der über die aktuelle Situation in der Türkei sprach, gab es immer wieder besinnliche Texte, Gedichte und Lieder, die an das Geschehen in Hiroshima erinnerten.
Das Publikum war zum Mitmachen eingeladen, um 16.00 Uhr bildeten die Anwesenden ein lebendes Friedenszeichen.
Viele Teilnehmer waren bis zu Dunkelheit auf dem Marienplatz. Um 20.30 wurden Kerzen angezündet und eine Gedenkminute abgehalten für die Menschen, die vor 71 Jahren in Hiroshima und Nagasaki durch eine Technik ermordet wurden, die wir Menschen nicht beherrschen.
Seitlich Scrollen für weitere Fotos, Klick für größeres Bild.
Petition als PDF mit Unterschriftenliste zum Download
Schon lange fordern Friedensorganisationen den Abzug der Atomwaffen aus Deutschland. Doch die konkreten Schritte für die Bundesregierung werden dabei selten wirklich genannt.
2015 entstand deshalb zum Hiroshimatag in München ein Brief an alle Friedensorganisationen in der Bundesrepublik mit diesem Anliegen, allerdings noch ohne angemessene Resonanz.
2016 wurde nun von München aus diese Petition an die Abgeordneten gestartet mit den konkreten Forderungen, bereits am 1. Tag wurden dafür rund 800 Unterschriften gesammelt.
Wir bitten alle interessierten Friedensgruppen, diese Petition (Liste ist dabei) herunterzuladen (PDF), evtl. die eigene Gruppe darunterzusetzen und weitere Unterstützer zu sammeln!
Zum direkt lesen der Text auch hier:
Nahezu täglich üben Piloten der Bundeswehr im deutschen Luftraum den Einsatz der in Büchel stationierten US-Atomwaffen. Diese Atomwaffen in der Eifel sind Teil der ständigen atomaren Bedrohung, die beendet werden muss. Wir sind nicht mehr bereit, diesen Zustand noch länger hinzunehmen.
Die nukleare Komplizenschaft Deutschlands mit den USA darf nicht länger fortgesetzt werden! Wir erwarten Taten statt leerer Worte.
Wir fordern Sie deshalb dazu auf, einen verbindlichen Beschluss des Bundestages herbei zu führen, der von der Bundesregierung verlangt, die sogenannte nukleare Teilhabe Deutschlands zu beenden.
Für diese Entscheidungen brauchen die Bundesregierung und der Bundestag weder die Genehmigung der USA noch die der anderen NATO-Staaten.
Initiator*innen:
Münchner Bündnis gegen Krieg und Rassismus,
Münchner Friedensbündnis,
Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit, München
IPPNW Regionalgruppe München und Oberbayern
dazu (als PDF): Pressemitteilung
Aktuell dazu: Neue Petition
Am 6. August 1945 warf ein Bomber der USA-Luftwaffe die erste Atombombe der Geschichte auf die japanische Stadt Hiroshima. In Bruchteilen von Sekunden verwandelten die ungeheure Explosion und die unmittelbar folgenden Feuerwellen die Stadt in ein gigantisches Inferno.
Nicht zuletzt war das auch als Machtdemonstration gegenüber der Sowjetunion gedacht; sie sollte keinesfalls in den Krieg im Pazifik eintreten. Zur militärischen Niederlage Japans war es überflüssig.
Annähernd 100 000 Menschen starben sofort, weitere Hunderttausend starben bis heute auf schreckliche Weise an den Folgen der atomaren Verseuchung. Die Opfer, darunter viele Frauen und Kinder, waren fast ausschließlich Zivilpersonen keine Solddaten. Dieser Jahrestag mahnt, alles uns Mögliche zu tun, damit sich solche Verbrechen nicht wiederholen:
So wichtig das Gedenken an die Atombombenabwürfe 1945 ist, so wichtig ist es, in der Öffentlichkeit noch bekannter zu machen, wie sehr die Uhr tickt. Im Januar 2015 wurde die Doomsday Clock/Atomkriegsuhr in New York auf drei Minuten vor Zwölf vorgerückt, nicht zuletzt auch wegen der kriegerischen Auseinandersetzung in der Ostukraine. Auf dieser Uhrzeit standen die Zeiger zuletzt 1984, dem Höhepunkt der atomaren Konfrontation.
Alleine die USA wollen in den nächsten 30 Jahren 1000 Milliarden Dollar nur für atomare Rüstung ausgeben. Dies betrifft auch die in Büchel/Eifel stationierten US-Atomwaffen. Obwohl der Bundestag im März 2010 deren Abzug forderte, sollen sie jetzt durch eine neue Bombenversion ersetzt werden.
In Polen wird nun ein Raketenschutzschild installiert, welches der NATO eine nukleare Erstschlag-Option gegen Russland eröffnet. - Mit rollierenden Truppenstationierungen und großangelegten Manövern wird erneut eine Konfrontation wie im Kalten Kreig provoziert, um den Ukraine-Konflikt für den Westen zu entscheiden: Ein riskantes Spiel mit dem Feuer.
Der Einsatz von Uranmunition fordert aktuell tausende Opfer:
Allein während der Irakkriege 1991 und 2003 sollen nach der Schätzungen des UN-Umweltprogrammes (UNEP) bis zu 2.000 Tonnen Munition mit abgereichertem Uran eingesetzt worden sein. Die Folgen: Ein enormer Anstieg an Krebserkrankungen, Totgeburten und erschreckenden Fehlbildungen bei Neugeborenen.
Es geht am Hiroshimatag nicht nur um die Atomwaffen. Es geht um die Auswirkungen aller atomarer Kräfte, die von den Menschen nicht beherrscht werden. Bis heute gibt es z. B. kein Endlager für den strahlenden Atommüll. Es muss endlich Schluss sein mit dieser Unheil bringenden Technik!
Wir rufen auf zur Mahnwache und beteiligen uns an den weltweiten Protesten gegen die atomare Aufrüstung.
Am Samstag, 6. August 2016 von 12.00 – 20.00 Uhr, Marienplatz, mit Wortbeiträgen, Musik, Lesungen, Videos
Wir planen um 16.00 Uhr ein „lebendes“ Peacezeichen. Dazu bitten wir Euch zu unserer „Mitmachdemo“ auf den Marienplatz zu kommen.
Abschluss um 20.30 Uhr mit Kerzen zum Gedenken an die Opfer
Clemens Ronnefeldt auf dem Marienplatz
Referent für Friedensfragen beim deutschen Zweig des internationalen Versöhnungsbundes
Vom 13. bis 23. März 2016 war ich mit einer IPPNW-Delegation unter der Leitung von Dr. Gisela Penteker in der Türkei. Unsere Gesprächspartner in Ankara und Diyarbakir waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Menschenrechtsvereinen, der Anwaltskammer, der Ärztekammer, der deutschen Botschaft, der Gewerkschaft SES, der Fraktionsvorsitzende der Partei HDP, der stellvertretende Fraktionschef der Partei CHP, der Journalist Erdem Gül von der Zeitung Cumhyriet, der inzwischen zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde wegen Landesverrats, sowie mehrere Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in Cizre, Mardin und Viransehir in der mehrheitlich kurdisch bewohnten Osttürkei.
In Incirlik lagern 50 Atomwaffen unter Nato-Kommando, lediglich 110 Kilometer von Syrien entfernt. Am 18. Juni 2016 wurde der Strom abgestellt und der Atomwaffen-Stützpunkt mit einem Notstromgenerator versorgt. Der türkische Kommandeur des Stützpunktes, General Bekir Ercan Van und neun weitere Offiziere, wurden nach dem jüngsten Putschversuch verhaftet, über der Türkei verhängte Präsident Erdogan einen dreimonatigen Ausnahmezustand. Innerhalb der Nato gibt es aktuell Pläne, die in der Türkei lagernden Atomwaffen auf eine oder mehrere andere europäische Lagerstätten zu "evakuieren" - weil sie in der Türkei nicht mehr als sicher gelten.
Wenn die türkische wie die kurdische Seite nicht den Weg zurück zum 2013 so hoffnungsvoll begonnenen Friedensprozess finden, droht der Türkei ein Bürgerkrieg, der das Land in Kürze aussehen lassen könnte wie aktuell das Nachbarland Syrien.
Auslöser der Gewalt: Wahlen, Präsidialsystem und Rojava
Auslöser der jüngsten Gewaltwelle waren die aus Sicht von Präsident Erdogan verloren gegangen Wahlen im Sommer 2015, als die prokurdische Partei HDP 13 Prozent der Stimmen erhielt und so die Einführung eines Präsidialsystems verhinderte, das dem türkischen Präsidenten künftig noch mehr Macht einräumt als bisher.
Um dieses Präsidialsystem mit einer Zweidrittelmehrheit im Parlament durchzusetzen, wurde Mitte Mai 2016 die Immunität von 138 Abgeordneten (von 550 insgesamt), davon wiederum allein 50 der 59 HDP-Abgeordneten aufgehoben, denen nun Strafprozesse und Haft drohen.
Der zweite immer wieder auf unserer Reise genannte Grund für die Verschärfung des kurdisch-türkischen Konflikts ist die kurdische Selbstverwaltung in Nordsyrien - direkt an der syrisch-türkischen Grenze - ein Gebiet, das von kurdischer Seite "Rojava" (Westen) genannt wird. Präsident Erdogan fürchtet, dass diese Selbstverwaltungs-Tendenzen übergreifen könnten auch auf die Türkei. Im Norden Iraks hat sich die kurdische Selbstverwaltung inzwischen verfestigt.
Nach der Bombardierung von PKK-Stellungen in den irakischen Kandilbergen im Jahre 2015 errichteten Jugendliche vorwiegend einer PKK-Jugendorganisation Straßensperren in etlichen osttürkischen Kurdenhochburgen, aus Protest und vor Schutz vor Verhaftung und Folter. Die türkischen Streitkräfte nahmen dies zum Anlass, ganze Stadtviertel dem Erdboden gleich zu machen und hunderte von Zivilisten zusammen mit wenigen Militanten zu töten.
Präsident Erdogans persönliche Hafterfahrung
Im Jahre 2016 veröffentlichte die Journalistin Cigdem Akyol ihr sehr aufschlussreiches und lesenswertes Buch "Erdogan. Die Biographie". Herderverlag, Freiburg 2016, 383 Seiten.
Auf Seite 106ff geht die Biographin ausführlich auf die Verurteilung Erdogans ein, nachdem dieser am 12. Dezember 1997 aus einem - in der Türkei weit verbreiteten - Gedicht den Satz zitiert hatte:
"Die Minarette sind unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme, die Moscheen unsere Kasernen und die Gläubigen unsere Soldaten".
Am 21. April 1998 verurteilte ihn das Staatssicherheitsgericht in Diyarbakir wegen "Aufstachelung zur Feindschaft" zu zehn Monaten Gefängnis und einem lebenslangen Politikverbot. Die Haftstrafe, die er am 26. März 1999 antrat, wurde später auf vier Monate reduziert, das Politikverbot wieder aufgehoben.
Die Biographin bezeichnet das Jahr 1999 als "Achsenjahr in seiner Biographie" und schreibt:
"Rückblickend wirken alle Worte und Erklärungen rund um seine Haftzeit wie ein einziger Hohn. Denn je mehr Macht Erdogan später innehat, desto mehr wird er darüber wachen, welche Meinungen in der Türkei öffentlich geäußert werden" (S. 108).
Die Verhaftungen von kritischen Journalistinnen und Journalisten, das Abschalten des TV-Senders IMC mitten während eines Interviews mit Can Dündar, der zusammen mit Erdem Gül zu mehr als fünf Jahren Haft verurteilt wurde, weil beide darüber berichtet hatten, wie der türkische Geheimdienst Waffenlieferungen an islamische Kämpfer in Syrien organisierte, die Exzesse gegen die Pressefreiheit in der Türkei und auch in Deutschland, erscheinen vor diesem Hintergrund der persönlichen Hafterfahrung von Präsident Erdogan noch einmal in einem anderen Licht.
Das Ziel der Gewalt und Vertreibung: Arabisierung und Islamisierung der Kurdengebiete
In vielen unserer Gespräche bezeichneten unsere Dialogpartner es als Skandal, dass die EU-Politik wegen der besonderen Rolle der türkischen Regierung in der Flüchtlingsfrage bisher zum Krieg gegen die kurdische Zivilbevölkerung weitgehend schweigt. Speziell die deutsche Bundesregierung wurde wegen massiver Rüstungsexporte in die Türkei als Unterstützung dieser Gewaltpolitik wahrgenommen. Seit Sommer 2015 wurden rund 400 000 Menschen in den kurdischen Gebieten aufgrund des Krieges aus ihren Heimatstädten und Dörfern vertrieben.
Hinter den massiven Zerstörungen von Stadtvierteln in der Altstadt von Diyarbakir, in Cizre und anderen Städten steckt offenbar eine gezielte Strategie der Regierung Erdogan: Durch die Vertreibung mehrerer tausend prokurdischer Wählerinnen und Wähler aus den HDP-Hochburgen sowie der geplanten Ansiedlung von vielen Tausend sunnitischer syrischer Flüchtlinge möchte die Regierung Erdogan die Demographie in den kurdischen Gebieten der Türkei massiv verändern.
Die Kurdengebiete erleben derzeit eine Arabisierung sowie eine Islamisierung durch den Bau neuer Moscheen. Diese Politik, die einhergeht mit schwersten Menschenrechtsverletzungen und der Einschränkung der Pressefreiheit wird durch die Milliarden-Euro-Überweisungen der EU an die Türkei auch noch unterstützt.
Die Unterstützung von Flüchtlingen in der Türkei sei wichtig und richtig, allerdings dürfe diese nicht dazu führen, dass dadurch die kurdische Bevölkerung getötet oder vertrieben wird. Alle Gesprächspartner betonten übereinstimmend, dass die Rückkehr zum 2013 begonnenen türkisch-kurdischen Friedensprozess das Gebot der Stunde sei, andernfalls drohe die Türkei in Krieg und Chaos zu versinken.
Um den abgebrochenen Friedensprozess wiederzubeleben, bräuchte es eine Vermittlung von außen, unterstützt insbesondere von der EU und den USA, die erheblichen Einfluss auf das NATO-Land Türkei haben, so Ahmet Türk, landesweit bekannter Oberbürgermeister der Großstadt Mardin.
Auswirkungen des EU-Flüchtlingsdeals mit der Türkei
Amnesty International kritisiert, die Türkei sei "kein sicherer Drittstaat", in den die EU "bedenkenlos Schutzbedürftige zurückschicken" dürfe. Das Abkommen mit der EU sieht vor, dass die Türkei alle auf griechischen Inseln gestrandeten Migranten und Flüchtlinge zurücknimmt.
Dafür hat sich die Europäische Union verpflichtet, für jeden Zurückgebrachten einen syrischen Bürgerkriegsflüchtling aufzunehmen.
Die Registrierzentren auf Lesbos haben sich inzwischen in Abschiebegefängnisse verwandelt. Flüchtlinge werden mit dem falschen Versprechen in die mit Stacheldraht umzäunten Lager gelockt, dass ihnen dort in wenige Tagen Papiere für die Weiterreise ausgestellt würden. Tatsächlich werden sie dort festgehalten, bis ihre Abschiebung in die Türkei geregelt ist. Die griechischen Behörden sind völlig überfordert, die Versorgung der Flüchtlinge ist katastrophal. Sämtliche Hilfsorganisationen haben sich zurückgezogen, weil sie sich nicht als kostenlose Helfer für Gefängnisse missbrauchen lassen wollen.
Laut Amnesty International hat die Türkei seit Mitte Januar 2016 mehrere Hundert syrische Flüchtlinge in ihre Heimat Syrien abgeschoben. Diese Praxis lege "fatale Mängel" im Pakt zwischen Ankara und der Europäischen Union zur Eindämmung der Flüchtlingswanderungen in die EU offen, teilte Amnesty International im April 2016 mit. Niemand könne derzeit garantieren, dass die aus Griechenland abgeschobenen Flüchtlinge nicht einfach zurück ins Kriegsgebiet Syrien geschickt werden.
Petition von Friedensorganisationen
Zusammen mit acht weiteren Friedensorganisationen hat der Versöhnungsbund eine Petition an Außenminister Frank-Walter Steinmeier initiiert, in der gefordert wird:
Angesichts der Gewalt und der Menschenrechtsverletzungen in der Türkei, vor allem den vom Krieg zwischen türkischer Regierung und PKK betroffenen Regionen in der Osttürkei, darf die deutsche und europäische Politik nicht länger wegsehen. Wir fordern Sie auf:
Sonja Schuhmacher, Heidi Nickl, Hilde Lindner-Hausner
Auf dem Marienplatz vorgelesen:
Vor dem Bauzaun der WAA bei Wackersdorf zu Ostern 1986 hatten wir wenig Hoffnung. Wie sollten wir gegen den scheinbar übermächtigen Staatsapparat noch etwas ausrichten? Hinter dem Zaun aus Stahl und einem Burggraben aus Beton rollten gepanzerte Wasserwerfer und spritzten CS-Gas auf die protestierende Bevölkerung. Dennoch haben wir nicht aufgegeben. Und am Ende haben wir gewonnen.
Zum Widerstand motiviert hat uns nicht nur die Sorge um unsere Umwelt und die Gesundheit unserer Kinder, nicht nur die Sorge um den strahlenden Müll, den die Politiker künftigen Generationen aufhalsen wollten, sondern auch die Sorge, dass die angeblich friedliche Nutzung der Atomkraft das Material für den Bau von Atomwaffen liefert – ein wesentlicher Anreiz für den damaligen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, der gerne die Bundeswehr mit Atomwaffen ausgerüstet hätte. Dieser Wunsch nach dem Besitz von eigenen Atomwaffen wird mittlerweilen als ursächlich für die sogenannte friedliche Nutzung der Kernenergie - dabei spielte die Wiederaufarbeitung eine große Rolle – angesehen.
Am Ende haben wir gewonnen. Wir konnten die WAA ebenso verhindern wie den Neubau weiterer Atomkraftwerke in Deutschland. Und was damals niemand für möglich hielt – wir haben es geschafft, dass die Erneuerbaren Energien zum Erfolgsmodell wurden und inzwischen rund ein Drittel unseres gigantischen Stromverbrauchs decken.
Das Ende der Atomkraft in Deutschland zu beschleunigen, den Bau neuer Meiler sowie die Laufzeitverlängerung alter Schrottmeiler in den Nachbarstaaten zu verhindern, in Deutschland konsequent Schluss zu machen mit der Atommüllproduktion, auch in der Brennelementefabrik Lingen und und die der Uran-Anreicherungsanlage in Grohnde, die Verhinderung der Herstellung weiterer Atomwaffen, die Atommüllendlagerung, das sind unsere Herausforderungen.
Aber heute sehen wir auch, dass es nicht damit getan ist, die noch verbliebenen Meiler abzuschalten und ihren Müll verantwortungsbewusst zu lagern. Industrialisierung und Kapitalismus haben uns ein weiteres böses Erbe hinterlassen. Eine scheinbar unaufhaltsame Veränderung des Klimas der Erde.
Heute beträgt die CO2—Konzentration in der Luft 403 ppm (parts per million) – ein Wert, wie es ihn erdgeschichtlich zuletzt vor 10 Millionen Jahren gegeben hat. Damit wandeln sich die klimatischen Bedingungen auf der Erde grundlegend. Starkregen, Hitzewellen, Dürren und Ernteausfälle, eine Windhose über Hamburg sind davon nur die Vorboten. Keine guten Aussichten für Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung.
Organisationen wie Ende Gelände haben den Kampf gegen die Giganten der Fossilindustrie aufgenommen. Junge Menschen gehen mit friedlichen Blockadeaktionen zu Tausenden gegen die Klimakiller vor, allen voran Braunkohle. Die Organisation 350.org unterstützt solche Aktionen des zivilen Ungehorsams und ruft zum Divestment auf, das heißt, Kommunen, Universitäten, Kirchen und Pensionsfonds ziehen ihre Investitionen aus fossilen Energiekonzernen ab. In jüngster Zeit sind in Deutschland die Städte Münster und Berlin diesen Weg gegangen.
Aber die Medien berichten nicht kontinuierlich und eindringlich genug über die Gefahren der globalen Erwärmung. Deshalb ignoriert die Mehrheit der Bevölkerung den Klimawandel und klagt allenfalls über das Wetter. Und die Politiker der Bundesregierung wagen es, das Erneuerbare Energien Gesetz, ein Vorbild für die ganze Welt, kaputtzureformieren.
Wir Atomkraftgegner haben den Weg bereitet für die Energierevolution, die es ermöglicht hat, auf Atomkraft zu verzichten. Damit sind wir auch Friedenskämpfer. Wir finden, Atomwaffen sind ebenso überflüssig wie Kriege um Erdöl oder Gas-Pipelines. Aber unsere Gegner sind mächtig. Sie verdienen viel Geld mit fossilen Energien und gigantischen umweltschädlichen Projekten. Und mit ihrem Einfluss auf die Politik halten sie die Demokratie im Würgegriff.
Die vergangenen 15 Monate waren die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die globale Durchschnittstemperatur ist seit Beginn der Industrialisierung bereits um 1,3 Grad gestiegen, das 2-Grad-Ziel einzuhalten scheint bereits so gut wie unmöglich. Polkappen und grönländische Gletscher schmelzen, Wissenschaftler befürchten einen baldigen Anstieg der Meeresspiegel um mehrere Meter. Wir haben wenig Hoffnung. Aber wir geben nicht auf. Wir leisten Widerstand gegen neue Atomprojekte, gegen neue atomare Aufrüstung, gegen den Abbau von Kohle, gegen die Verseuchung der Atmosphäre durch Methan aus Fracking und jeder anderen Erdgasförderung. Wir setzen uns ein für Divestment, für das Abziehen öffentlicher Gelder aus unethischen Projekten. Wir werden blockieren, informieren und prozessieren. Wir erstreiten unser Recht auf Bürgerbeteiligung bei allen umweltschädlichen Großprojekten, wie es uns die Aarhus Konvention, ein internationaler Völkervertrag zugesteht. Wir wehren uns gegen Freihandelsverträge, die die Macht der Konzerne stärken und unsere Umweltbestimmungen und den Arbeitnehmerschutz aushebeln. Wir arbeiten an einer neuen nachhaltigen Wirtschaftsordnung, die dem Neoliberalismus ein Ende setzt, sich vom Wachstumsdogma verabschiedet und für eine gerechte Verteilung des Reichtums sorgt. Wir kämpfen für 100 Prozent Erneuerbare Energien. Wir unterstützen die Forderung auf Ächtung der Atomwaffen.
Und wir werden gewinnen.
Brigitte Obermayer
Lieber Herr Reisenbichler,
liebe Friedensfreundinnen und Friedenfreunde,
weltweit stehen Menschen auf der Straße um der Opfer der Atombombenabwürfe zu gedenken. In München nutzen wir den Hiroshimatag auch, um gegen die Modernisierung der Atomwaffenarsenale zu protestieren.
Bis 2020 plant die US-Regierung, ihre rund 180 in Europa lagernden Nato-Nuklearwaffen zu modernisieren.
Davon ist auch Deutschland betroffen, genauer gesagt der Fliegerhorst Büchel.
Der Bundestag hat im Jahr 2010 beschlossen, den Abzug aller US-Atomwaffen aus Deutschland durchzusetzen.
Nun sind sechs Jahre vergangen und noch immer lagern 20 Atomraketen in Büchel und wir befürchten, dass trotz gegenteiliger Beschlüsse neue Atomwaffen stationiert werden. Das wollen wir nicht. Wir wollen keine Atomwaffen! Nirgends!
Deshalb starten wir starten am 06.08.2016 eine Petition gegen die atomare Wiederbewaffnung.
Wir unterstützen die österreichische Initiative für ein völkerrechtliches Verbot aller Atomwaffen und fordern die deutsche Bundesregierung auf, ihr Abstimmungsverhalten vom 8.12.2015 zu revidieren, und dem "Humanitarian Pledge" beizutreten.
Wir danken den österreichischen Friedens- und Umweltgruppen für ihre unermüdliche Arbeit.
Mit besten Grüßen aus München
Brigitte Obermayer
für das
Münchner Friedensbündnis
Und hier die Rückmeldung aus Wien:
Liebe Frau Obermayer,
liebe Friedensfreundin!
Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde!Wir danken herzlich für die Unterstützung unseres gemeinsamen Anliegens einer Welt ohne Atomwaffen, ohne AKWs und ohne Krieg.
Wir wünschen Ihnen für Ihre Friedensaktivitäten ALLES GUTE!
Mit solidarischen Friedensgrüßen
Andreas Pecha, Sonja Jamkojian-Huber und Helga Ungar
Alois Reisenbichler
am 6. August 2015 in München
von Claus Schreer
Liebe Anwesende, liebe Kriegsgegner
Seit dem Abwurf der US-Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945 gehört der Kampf für die Abschaffung aller Atomwaffen zu den zentralen Zielen der Friedensbewegung in allen Ländern der Welt.
Heute, 70 Jahre nach dem Abwuf der Atombombe auf Hiroshima gedenken wir der 10 Tausenden Opfer dieses Verbrechens – aber Gedenken allein reicht nicht.
Es ist ein seit mehr als 40 Jahren andauernder Skandal: Obwohl sich alle Kernwaffenmächte im Atomwaffensperrvertrag von 1970 feierlich zur nuklearen Abrüstung verpflichtet haben – gibt es seit dieser Zeit keinerlei substanzielle Fortschritte.
Auch der vielgelobte zwischen Russland und den USA abgeschlossene NEW-START Vertrag von 2010 ändert nichts an der atomaren Überlegenheit der USA und Russlands gegenüber allen anderen Ländern der Welt. Selbst nach der für das Jahr 2018 vorgesehenen Reduzierung ihrer strategischen Atomwaffen auf jeweils 1550 Sprengköpfe verfügen die beiden atomaren Supermächte immer noch über 90 % aller weltweit existierenden Nuklearwaffen.
Um aber andere Atomwaffenstaaten in die Abrüstungsverhandlungen mit einzubeziehen und einen Prozess weltweiter Abrüstung in Gang zu setzen, müssten die USA und Russland ihre Kernwaffenarsenale mindestens auf das Niveau Chinas, auf ca. 250 Atomsprengköpfe und 60 strategische Atomwaffenträger, reduzieren.
1996 erklärte der Internationale Gerichtshof in Den Haag den Einsatz von Atomwaffen für völkerrechtswidrig. Doch die weltweite Abschaffung aller Atomwaffen steht weder auf der Agenda der Politik der US-Regierung, noch der der anderen NATO-Staaten.
Selbst die Abhaltung der bereits vor fünf Jahren von der UNO beschlossenen Konferenz für eine „massenvernichtungsfreie Zone“ im Nahen und Mittleren Osten wurde jetzt blockiert. Auf der im Mai stattgefundenen Überprüfungskonferenz zum Atomwaffensperrvertrag verhinderten die USA und Großbritannien – auf Druck Israels – die von allen anderen Ländern der Region seit Jahren geforderte Durchführung dieser „Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit im Mittleren und Nahen Osten“.
Es sind ihre imperiale Machtansprüche, die die atomare Abrüstung verhindern und es sind vor allem die USA, die alle weiteren Abrüstungsverhandlungen torpedieren.
Eines der Haupthindernisse ist die NATO-Raketenabwehr, deren Aufbau von den USA massiv vorangetrieben wird.
Laut offizieller Propaganda dient diese Raketenabwehr als Schutzschild zur Abwehr eines Angriffs auf die NATO-Länder. Aber: Kein Land der Welt bedroht die USA oder die NATO-Staaten, weder mit konventionellen – noch mit Atomwaffen
Der Zweck der Raketenabwehr ist auch nicht der Schutz vor einem Angriff, sondern der Schutz vor einer militärischen Antwort der Staaten, die von den USA oder der NATO angegriffenen werden.
Der Raketenschutzschirm soll – und das ist sein Zweck – die USA und Europa unverwundbar machen. Er wäre der Freibrief zu Angriffen gegen jeden denkbaren Gegner.
Der Verzicht auf die Raketenabwehr ist die entscheidende Voraussetzung für einen Vertrag über wesentlich weitergehende Reduzierungen der Atomwaffenpotentiale zwischen den USA und Russland. Zu Recht befürchtet Moskau, dass mit Hilfe der Raketenabwehr das bisher geltende Prinzip der gesicherten gegenseitigen Abschreckung außer Kraft gesetzt wird.
Die Beendigung des Raketenabwehr-Programms der USA ist nicht nur die Voraussetzung für weitere Abrüstungsvereinbarungen mit Russland, sondern auch die Voraussetzung dafür, dass sich Staaten wie China am atomaren Abrüstungsprozess beteiligen.
Ein ebenso großes Hindernis ist die unumschränkte militärische Überlegenheit der USA und ihrer NATO-Verbündeten bei sogenannten konventionellen Kriegswaffensystemen, mit der sie andere Länder bedrohen.
Mit ihrer „Global Strike“ Fähigkeit, ausgerüstet mit den modernsten Waffensystemen der Welt, mit Kriegsflottenverbänden auf allen Weltmeeren und über rund 850 Militärstützpunkten rund um den Globus sind die US-Streikkräfte allen anderen Staaten um ein vielfaches militärisch überlegen.
Länder, die sich von einem Angriff der USA und NATO existentiell bedroht sehen und der stärksten Militärmaschinerie der Welt hoffnungslos unterlegen sind, werden sich deshalb auf atomare Abrüstungsvereinbarungen kaum einlassen. Die Atomwaffen-Expertin von IPPNW Deutschland, Xanthe Hall, hat zu Recht betont: „Es wird keine Beseitigung aller Atomwaffen geben, so lange USA und NATO ihre militärische Dominanz im konventionellen Bereich aufrecht erhalten“.
Wenn die von der Friedensbewegung seit Jahrzehnten geforderte Abschaffung aller Atomwaffen jemals erreicht werden soll, dann müssen diese Hindernisse aus dem Weg geräumt werden.
Dann müssen wir den Widerstand organisieren gegen den Konfrontationskurs der NATO, der gegenwärtig gegen Russland im Gange ist – und:
Wir müssen die Hochrüstungsprogramme Deutschlands, der USA und der NATO bekämpfen, mit denen die imperialistischen Staaten versuchen ihren globalen Machtanspruch gegen den Rest der Welt durchsetzen. Einen anderen und kürzeren Weg gibt es nicht.
Ein weiterer Dauerskandal sind die in Deutschland stationierten US-Atomwaffen. Entgegen allen früheren Versprechungen werden sie nicht abgezogen, sondern perfektioniert.
Auf dem Bundeswehr-Fliegerhorst in Büchel sind heute immer noch ca. 20 US-Atombomben vom Typ B61 mit einer Sprengkraft von mehreren Hiroshima-Bomben stationiert. Im NATO-Ernstfall sollen sie von Piloten der Bundeswehr auf gegnerische Ziele abgeworfen werden. Dafür werden 46 Tornado-Kampfflugzeuge in ständiger Bereitschaft gehalten und das Jagdbombergeschwader 33 übt in Trainingsflügen regelmäßig den Abwurf der Atombomben. Die USA haben sich außerdem vorbehalten, diese Atomwaffen auch im Rahmen ihrer nationalen Strategie durch US-Streitkräfte einzusetzen.
2009 hatten CDU,CSU und FDP im Koalitionsvertrag vereinbart, dass sich die Bundesregierung für den endgültigen Abzug der noch in Deutschland stationierten US-Atomwaffen einsetzen werde. Auch der Bundestag hatte 2010 parteiübergreifend beschlossen, dass alle Atomwaffen aus Deutschland verschwinden sollen.
Heute wollen die staatstragenden Parteien vom Abzug der Atomwaffen aus Deutschland nichts mehr wissen. Im Koalitionsvertrag der CDU/SPD-Regierung wird jetzt der Abzug der US-Atomwaffen von erfolgreichen Abrüstungsgesprächen mit Russland abhängig gemacht und so auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben.
Bereits 2013 stellte der US-Kongress die Weichen für das – seit Jahrzehnten – größte und teuerste Atomwaffenprogramm der USA.
Die USA wollen in den nächsten 30 Jahren die unvorstellbare Summe von 1000 Milliarden Dollar in die Aufrechterhaltung und Modernisierung ihres Atomwaffenarsenals investieren – von der Entwicklung eines neuen Typs von Atomwaffen, bis zu Modernisierung und Neuanschaffung aller Atomwaffenträger.1
In den nächsten Jahren sollen die Atomwaffen vom Typ B61 modernisiert und durch eine völlig neue Version, die B61-12 ersetzt werden. Die US-Regierung verwendet dafür den harmlosen Begriff der „Lebensdauerverlängerung“.
Tatsächlich geht es um die Entwicklung einer neuen Generation von Atomwaffen mit Fähigkeiten, die die bisher in Deutschland stationierten taktischen US-Bomben nicht haben.
Die neue B61-12 soll alle sechs vorhanden Atombombentypen der USA ablösen und deren unterschiedliche militärische Funktionen mit ihren Fähigkeiten vereinen.
Sie soll als zielgenaue, elektronisch gesteuerte Lenkwaffe mit variabler Sprengkraft, sowohl als taktische als auch als strategische Waffe eingesetzt werden. Sie wird das militärische Spektrum atomarer Einsatzmöglichkeiten der NATO wesentlich erweitern und dadurch einen neuen Rüstungswettlauf mit Russland anheizen.2
Bis zum Jahr 2020 soll die B61-12 einsatzbereit sein und ausgeliefert werden. Nach Angaben des Pentagon liegen die Entwicklungskosten bei rund 10 Milliarden Dollar.
Die vorgesehene technische Umrüstung der deutschen Tornado-Flugzeuge wird auf rund 250 Millionen Euro geschätzt.
Die Bundesregierung wäscht ihre Hände in Unschuld und beteuert, es handele es sich bei der Modernisierung der Atomwaffen um ein rein "nationales Programm der USA" – eine glatte Lüge!
Ein Dokument des amerikanischen Rechnungshofes beschreibt, wie diese Entscheidungen getroffen wurde – nicht von den USA allein, sondern gemeinsam mit den europäischen NATO-Ländern, in denen die Atomwaffen stationiert sind.
Deutschland saß also mit am Verhandlungstisch. Im Bericht des US-Rechnungshofes steht:
„Das US-Verteidigungsministerium und die NATO-Verbündeten einigten sich auf die zentralen militärischen Merkmale der Bombe. Dabei wurde auch über Details wie die „Sprengkraft“, und die „Treffsicherheit“ der neuen Waffen gesprochen.“3
„Nukleare Teilhabe“ heißt das bei der NATO und die Bundesregierung will in der Oberliga mitspielen – als Komplize der US-Nuklearstrategen. Darauf will auch die SPD nicht verzichten. Alle früheren Beteuerungen, sich für den Abzug der US-Atomwaffen einzusetzen waren nichts als hohle Worte.
Die „Nukleare Teilhabe“ Deutschlands – ein Verstoß gegen den Atomwaffensperrvertrag
Was in der öffentlichen Wahrnehmung völlig ausgeblendet wird ist die Tatsache, dass die Lagerung der US-Atomwaffen und die Beteiligung Deutschlands an einem möglichen Einsatz ein Verstoß gegen Artikel 2 des Atomwaffensperrvertrages ist.
Darin haben sich alle Nicht-Atomwaffenstaaten verpflichtet, Kernwaffen „von niemandem anzunehmen“. Wörtlich heißt es dort:
„Jeder Nichtkernwaffenstaat, der Vertragspartei ist, verpflichtet sich, Kernwaffen oder sonstige Kernsprengkörper oder die Verfügungsgewalt darüber von niemandem unmittelbar oder mittelbar anzunehmen, Kernwaffen oder sonstige Kernsprengkörper weder herzustellen noch sonst wie zu erwerben.“
Deutschland hat die US-Atomwaffen zwar nicht erworben, aber sie lagern auf dem Territorium der Bundesrepublik, die Bundeswehr probt den Abwurf und soll sie im Ernstfall einsetzen.
Damit dürfen wir uns nicht abfinden.
Die nukleare Komplizenschaft Deutschlands mit den USA darf nicht länger fortgesetzt werden!
Konkret heißt das:
Dafür braucht sie weder die Genehmigung der USA, noch die der anderen NATO-Staaten.
Ein zusätzlicher Skandal: Die Bundesregierung liefert speziell als Atomwaffenträger gebaute U-Boote an Israel.
2012 wurde das vierte der supermodernen U-Boote der Dolphin-Klasse an Israel geliefert. Zwei weitere U-Boote sollen bis 2017 ausgeliefert werden. Einen Großteil der Finanzierung tragen die deutschen Steuerzahler.
In Israel aber werden diese U-Boote mit nuklear bestückten Marschflugkörpern ausgerüstet. Die zum Thyssen Krupp-Konzern gehörigen Howaldts-Werft in Kiel hat auf Wunsch Israels eigens dafür vorgesehene Abschussvorrichtungen eingebaut.
Wie der Spiegel dokumentierte, unterstützte und finanzierte Deutschland das israelische Atomwaffenprogramm bereits seit Anfang der 1960er Jahre. Die Aufrüstung Israels wurde von allen Bundesregierungen bis zum heutigen Tag fortgesetzt.4
Die U-Boot Lieferungen an Israel, einen Staat, der einen mörderischen Krieg gegen die palästinensische Bevölkerung führt und die Waffenexporte an die Feudalregimes im Nahen Osten sind ein eklatanter Verstoß der Bundesregierung gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, das sowohl die Lieferung von Kriegswaffen in Spannungsgebiete, sowie jede Beihilfe zur atomaren Aufrüstung anderer Länder verbietet.5
Die deutsche Kanzlerin sieht jedoch die U-Boot Lieferungen als Erfüllung "deutscher Verantwortung für die Sicherheit Israels", die sie 2008 zur deutschen "Staatsräson" erhoben hatte.
Diese unverantwortliche Politik muss gestoppt werden.
Wirkliche Verantwortung für Frieden und Sicherheit im Nahen Osten hieße, dass alle Rüstungslieferungen in diese konfliktgeladene Region sofort beendet werden.
Ähnlich im Flugblatt: Imperiale Machtansprüche verhindern die atomare Abrüstung (Download PDF 485k)
Hiroshima-Tag 2014
6. August – Jahrestag des Abwurfes der ersten Atombombe auf Hiroshima
Vom Chlorgas zu Hiroshima
Download Flugblatt (PDF 290k) - Download Pressemitteilung 4.8.2014 (PDF 110k)
Deutschland setzte 1915 erstmals chemische Waffen ein und eröffnete damit den Gaskrieg im 1. Weltkrieg. Ihren Höhepunkt fand der Einsatz von Massenvernichtungswaffen mit dem Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki.
Wir gedenken der Toten und fordern die Abschaffung aller Atomwaffen.
Im Rahmen der Münchner Veranstaltungsreihe 100 Jahre 1.Weltkrieg
Als Pressemitteilung zum Download (1S. A4, 80k)
Beiträge von
Seit dem Abwurf der US-Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki am 6. Und 9. August 1945 gehört der Kampf für die Abschaffung aller Atomwaffen zu den zentralen Zielen der Friedensbewegung in allen Ländern der Welt. Denn anders als bei anderen Kriegswaffensystemen, ist bei einem Einsatz von Atomwaffen die gesamte Existenz der Menschheit bedroht.
Die mit dem Amtsantritt von US-Präsident Obama verbundenen Hoffnungen vieler Menschen, dem Ziel, einer „Welt ohne Atomwaffen“ näher zu kommen, haben sich nicht erfüllt. Auch die Beschlüsse der Bundesregierung und des Bundestags für den Abzug der in Deutschland stationierten Atomwaffen haben sich als leere Versprechungen erwiesen.
Stattdessen werden die Atomwaffenarsenale modernisiert. Weltweit wurden im Jahr 2012 mehr als 100 Milliarden US-Dollar für die Atomrüstung ausgegeben.
Mit der Lieferung atomwaffenfähiger U-Boote an Israel beteiligt sich Deutschland an der militärischen und atomaren Aufrüstung im Nahen Osten.
Die Veranstalter, das “Münchner Friedensbündnis“ und das „Münchner Bündnis gegen Krieg und Rassismus“, rufen zur Teilnahme an den Protesten auf und weisen ausdrücklich auf die Aktionen am 11./12. August 2013 am Atomwaffenstandort Büchel www.atomwaffenfrei.de hin.
Mit freundlichen Grüßen
Brigitte Obermayer E-Mail: friedensbuero@muenchner-friedensbuendnis.de
* Flugblatt-Download (2xA52S, A4quer 480k)
* Weitere Informationen werden hier ebenso noch verlinkt.
Im Gedenken an Hiroshima rufen wir auf zur Mahnwache und zu Protest mit Wortbeiträgen, Musik und Rezitation.
6. August 1945: Abwurf der Atombombe auf Hiroshima
- wg. Regen auf Mittwoch 8.8. verlegt ..
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Kurzbericht: Kundgebung der Münchner Friedensbewegung zum 67. Jahrestag des Atombombenabwurfes auf Hiroshima und Nagasaki
Am Mittwoch, 8. Sept. hatten die Passanten in der Münchner Fußgängerzone ein außergewöhnliches Erlebnis.
Ein Riesentransparent von etwa 10x2 Meter war dort auf dem Pflaster ausgebreitet mit der unübersehbaren Schrift: 6. August 1945 Hiroshima.
Zu einer Kundgebung anlässlich dieses Jahrestages hatten aufgerufen: Das Münchner Friedensbündnis, das Bündnis gegen Krieg und Rassismus und die Initiative Kein Krieg gegen Iran.
Im gemeinsamen Flugblatt der Organisationen dazu hieß es:
”Seit dem Abwurf der US-Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August gehört der Kampf um die Abschaffung aller Atomwaffen zu den zentralen Forderungen der Friedensbewegungen aller Länder. Denn anders als bei anderen Kriegswaffensystemen ist beim Einsatz von Atomwaffen die Existenz der gesamten Menschheit bedroht.... Den Lippenbekenntnissen der Bundesregierung zur atomaren Abrüstung müssen endlich Taten folgen...Die Bundesregierung muss die Bereitstellung von deutschen Tornadoflugzeugen für den Einsatz von Atomwaffen sofort stoppen,die Ausbildung der Bundeswehr für den Einsatz der in Deutschland stationierten Atomwaffen und damit verbundene Übungsflüge sofort beenden und das Stationierungsabkommen für die Lagerung für US-Atomwaffen in Deutschland kündigen”.
In den Kundgebungsreden u.a. vom Münchner Bündnis gegen Krieg und Rassismus, vom Münchner Umweltinstitut, der Internationalen Frauenliga und der Kampagne “Atomwaffenfrei” wurde darauf hingewiesen, dass dies nicht nur an Tag des Gedenkens an die damaligen Schrecken sei, sondern auch eine Warnung vor den Schrecken, die der Welt bevorstünden, wenn mit dem Wahnsinn der Atomwaffen nicht Einhalt geboten werde.
Die “kampferprobten” Truderinger Friedensfrauen und Jürgen Jung, der das Grass Gedicht vortrug, waren nicht nur nur eine kulturelle Untermalung, sondern wesentlicher Teil der politischen Aussagen der Kundgebung.
Die Mehrheit der kauflaunigen Passanten und Touristen blieben zwar nicht stehen, aber die Aktion war unüberseh- und unüberhörbar. (Walter Listl)
Seit dem Abwurf der US-Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945 gehört der Kampf für die Abschaffung aller Atomwaffen zu den zentralen Zielen der Friedensbewegung in allen Ländern der Welt. Denn bei einem Einsatz von Atomwaffen ist die Existenz der gesamten Menschheit bedroht.
Die mit dem Amtsantritt von US-Präsident Obama verbundenen Hoffnungen vieler Menschen, dem Ziel, einer „Welt ohne Atomwaffen“ näher zu kommen, haben sich nicht erfüllt. Auch die Beschlüsse der Bundesregierung und des Bundestags für den Abzug der in Deutschland stationierten Atomwaffen haben sich als leere Versprechungen erwiesen.
Stattdessen werden die Atomwaffenarsenale modernisiert. Weltweit werden im Jahr 2012 mehr als 100 Milliarden US-Dollar für die Atomrüstung ausgegeben.
Mit der Lieferung atomwaffenfähiger U-Boote an Israel beteiligt sich Deutschland an der militärischen und atomaren Aufrüstung im Nahen Osten.
Wir fordern Taten statt leerer Worte. Die Bundesregierung könnte – wenn sie wollte – unverzüglich handeln.
Redebeitrag Irmgard Hofer (Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit)
”Zerstörung für alle Zeiten gesichert”- “Assuring destruction forever“, heißt eine Mitte April erschienene Studie, die von unserem Lobby-Projekt für nukleare Abrüstung „Reaching Critical Will“ in Auftrag gegeben wurde und auf der gleichnamigen Website abrufbar ist. „Uns„ damit meine ich die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit, englisch WILPF Womens International League For Peace and Freedom, der ich angehöre.
In der Studie werden die weltweiten Ausgaben für Nuklearwaffen im Jahr 2011 durch die Atomwaffenstaaten China, Großbritannien, Frankreich, Indien, Israel, Pakistan, Russland und USA auf 100 Milliarden Dollar geschätzt, umgerechnet circa 79 Milliarden Euro. Die US-Regierung gibt an, 5113 einsetzbare Atomwaffen zu besitzen; Schätzungen zufolge gibt es darüber hinaus noch ca. 3.500 ausgemusterte Sprengköpfe, die für einen evtl. Wiedereinsatz vorgehalten werden. Die USA produzierte 850 Tonnen Hochangereichertes Uran und 85 Tonnen waffenfähiges Plutonium. (Wir erinnern uns: laut Wikipedia liegt die für den Menschen tödliche Dosis im 2stelligen Milligrammbereich!). Das Stockholmer Friedensinstitut SIPRI schätzt, dass weltweit über 20 000 dieser Massenvernichtungswaffen lagern, von denen viele einzeln mehr Zerstörungskraft haben als die Bombe von Hiroshima.
1945 wurde in der ersten UN-Resolution die Abschaffung der Atomwaffen beschlossen. Der internationale Gerichtshof erklärte bereits 1996 die Androhung und den Gebrauch der Atomwaffen für grundsätzlich völkerrechtswidrig.
Nachdem der Schrecken über Hiroshima und Nagasaki etwas abgeflaut war, wurde uns das so genannte „Gleichgewicht des Schreckens“ als Friedensgarant verkauft. Angeblich ganz rational und logisch wurde uns erklärt: „Atomwaffen sind ganz schrecklich. Wir guten Atomstaaten, z. B. die NATO-Staaten USA, Frankreich und Großbritannien, dürfen Nuklearwaffen haben. Wir werden diese zerstörerischen Waffen selbstverständlich nicht einsetzen. Wir drohen nur damit, dass wir sie einsetzen könnten. Wir drohen, dass wir sie einsetzen, wenn wir nur vermuten, dass uns jemand angreifen will. Das nennen wir Erstschlag. Für diese Waffen, die für keinen Einsatz bestimmt sind und schon alleine bei der Produktion, beim Transport und bei der Lagerung extrem giftig sind, geben wir ganz viel Geld aus. Deshalb fehlt uns Geld für z. B. Entwicklungshilfe und es sterben täglich 20 000 Kinder am Hungertod. Wir haben auch noch keine Ahnung, wie und wo wir den tödlich strahlenden Atommüll so entsorgen, dass die kommenden Generationen in den nächsten tausend Jahren nicht verseucht werden.“ Anstatt gemeinsam zu rufen: „Stoppt diesen Wahnsinn!“ segnen die demokratisch gewählten Parlamentarier nukleare Militärbudgets ab und regen sich höchstens darüber auf, dass manche ungewählte Diktatoren auch mit schrecklichen Waffen drohen wollen, damit sie nicht angegriffen werden.
Im Rahmen der „nuklearen Teilhabe“ in der NATO sind auch in den fünf europäischen Ländern Deutschland, Türkei, Italien, Niederlande und Belgien US-Atombomben stationiert, z.B. im Fliegerhorst Büchel in der Eifel. Die Hoffnungen auf eine weltweite atomare Abrüstung nach dem Ende des Kalten Krieges haben sich trotz der Ankündigung von US-Präsident Obama und trotz des einmütigen Beschlusses des Deutschen Bundestags vom 26. März 2010 zum Abzug aller in Deutschland gelagerten Atomwaffen nicht erfüllt. Die NATO-Atom-Staaten haben ein neues Zauberwort: „Modernisierung“. Durch Veränderung der Trägersysteme und Elektronik werden die Sprengkörper mit größerer Treffsicherheit und Reichweite ausgestattet. Aus der B61, die bei uns in Büchel lagert, wird die B61 12. Allein in den USA sind etwa 10 Milliarden US-Dollar für die Modernisierung der u. a. in Europa gelagerten Atomwaffen vorgesehen. Die Hoffnung, nach dem Ende des Kalten Krieges könnten sich alle Staaten dem Atomwaffensperrvertrag anschließen und die Atomwaffenstaaten könnten mit der Abrüstung ihrer Waffenarsenale beginnen, ist damit wieder in weite Ferne gerückt.
Deshalb haben sich inzwischen schon rund 50 0rganisationen in Deutschland in der Kampagne „atomwaffenfrei.jetzt" zusammengeschlossen, die im März 2012 gestartet wurde. Sie zielt auf eine Welt ohne Atomwaffen durch eine Nuklearwaffenkonvention, die Atomwaffen verbietet und deren Vernichtung fordert. Konkret fordern wir den Abzug der US - Atomwaffen aus Deutschland sowie den Stopp der Modernisierung.
In einer ersten Phase „Next.Stop.Chicago“ hatten wir anlässlich des NATO-Gipfels im Mai durch vielfältige Aktionen auf die geplante Modernisierung der Atomwaffen hingewiesen, zum Beispiel bei den Ostermarsch-Aktionen.
Die zweite Phase „Flagge zeigen“ geht bis zum Ende der Bundestagswahl im Herbst 2013. Die „Bürgermeister für den Frieden" in Deutschland, weltweit sind über 5.000 Städte in mehr als 150 Ländern diesem Verband angeschlossen, 402 Städte allein bei uns, werden über ihren Rathäusern eine Flagge für Abrüstung wehen lassen. Wir wollen, dass im Koalitionsvertrag der nächsten Bundesregierung steht, dass die neue Regierung eine internationale Nuklearwaffenkonvention aktiv unterstützt. Höhepunkt der Phase wird im Sommer 2013 eine große Protestaktion am Atomwaffenstandort Büchel sein, gerade findet dort eine Fastenaktion zum Hiroshimatag statt, um wieder einmal darauf hinzuweisen, dass dort Bundeswehrpiloten im Rahmen der nuklearen Teilhabe den Abwurf von Atombomben üben. Es wird vermutet, dass dort ca. 20 Bomben liegen, deren jede die bis zu 9fache Zerstörungskraft der Hiroshima-Bombe enthält. Unterstützt uns bis zur Bundestagswahl, sorgt dafür, dass sich in eurem Wahlkreis die Kandidaten und Kandidatinnen dazu bekennen müssen, ob sie sich für eine Nuklearwaffenkonvention einsetzen werden und macht deren Einstellungen bekannt.
Die dritte Phase der Kampagne heißt: „Last Exit. New York“. Sie dauert bis zur Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrages im Mai 2015. Wir wollen, dass die deutsche Regierung eine aktive Rolle für die Aufnahme der Verhandlungen über eine Nuklearwaffenkonvention übernimmt, bis zu diesem Zeitpunkt sollten die Atomwaffen aus Deutschland abgezogen sein.
Die NATO hat im Mai in Chicago den gemeinsamen Raketenabwehrschild für Europa sowie die Beibehaltung der nuklearen Option in der Nato beschlossen. Die modernisierten Bomben, die erweiterten Trägersysteme, die Raketenabwehr gegen den eventuell zu erwartenden „Vergeltungsschlag“ lassen einen Ersteinsatz der NATO wahrscheinlicher werden und bringen das so genannte strategische Gleichgewicht ins Schwanken. Russland fühlt sich dadurch bedroht; Medjedew hatte im russischen Wahlkampf den USA mit der Stationierung von Raketen nahe der Grenze zur Nato gedroht. Sollten die USA wie geplant das Raketenabwehrsystem in Europa aufbauen, werde Russland moderne Offensivwaffen aufstellen, die den Schutzschild durchbrechen und zerstören könnten. Er ordnete zudem an, die Atomwaffenanlagen des Landes stärker zu schützen.
„Ungleichgewicht des Schreckens“, so der Titel eines Artikels von Scott S. Sagan in der Nature, der am 30. 7. in der Spectrum veröffentlicht wurde. Anstatt zweier sich gegenüberstehenden Atommächte im Kalten Krieg hätten wir nun neun Atommächte, die sich im Schutz ihrer Atomwaffen sicher fühlen und deshalb aggressiver auftreten, die ihre Atomtechnologie verbreiten und an andere Regierungen verkaufen. Sagan führt u. a. die Spannungsgebiete Indien – Pakistan auf, erinnert an die Tests in Nordkorea und die Bestrebungen Irans und meint: „Wissenschaftler, die wehmütig an die simplen Mechanismen der nuklearen Abschreckung zurückdenken, begreifen nicht, wie sehr sich die Welt verändert hat. Heute entscheiden wir uns nicht zwischen einer atomwaffenfreien Welt und einer Rückkehr zu einer bipolaren Abschreckung wie zu Zeiten des Kalten Krieges, sondern zwischen einer Welt ohne Atomwaffen und einer mit vielen weiteren Atommächten.“ Er endet den Artikel mit dem Satz: „Wenn wir scheitern, gemeinsam nuklear abzurüsten, wird die Welt morgen mit noch mehr Atomstaaten, Atomwaffen und der Bedrohung durch nuklearen Terrorismus eine weitaus gefährlichere.“
Felicity Hill, die 2000 unser Abrüstungs-Lobby-Projekt „Reaching Critical Will“ mit begründete und das New Yorker Büro jahrelang leitete, schrieb in dem von mir und Barbara Lochbihler herausgegebenen Sammelband: „Frau Macht Veränderung“ zusammenfassend. „Atomwaffen – sadistisch, unmenschlich, illegal und undemokratisch.“
Erich Fried verfasste zwei Haikus vom Atomkrieg
“Kämpft gegen den Krieg“
Als der Rauchpilz stieg
fragten hunderttausend noch:
“Warum grad mich?“
Fragt nicht „Warum grade ich? “, schließt euch der Kampagne „Atomwaffenfrei .Jetzt“ an, die wiederum mit ICAN (International Campaign to Abolish Nuclear Weapons) und der Jugendorganisation BANg (Ban all Nukes generation) und Reaching Critical Will und anderen Anti-Atomkampagnen international vernetzt sind. Setzt euch für eine atomwaffenfreie Welt ein. Euer Engagement ist wichtig, ich danke euch. Lasst uns vor allem auch im kommenden Jahr Druck auf alle Bundestagskandidaten ausüben, ihre Meinung zu den in Deutschland lagernden Atomwaffen abfragen und ihre Meinung zu einer atomwaffenfreien Zone im Nahen und Mittleren Osten. Lasst uns ihre Stellungnahmen veröffentlichen. Richtet euer Wahlverhalten danach! Kommt alle nächstes Jahr zur Großaktion nach Büchel!
Redebeitrag Jürgen Jung
Grass schlug eine Woge aggressiver, zum Teil haßerfüllter Ablehnung entgegen.
Warum eigentlich?
Was hat er gesagt?
Was könnte die breite Ablehnung in der „veröffentlichten“ Meinung und von Seiten der Politik rechtfertigen?
Er hat sich erlaubt, auf die Tatsache hinzuweisen, daß Israel als einziges Land im Mittleren Osten über Atom-Bomben verfügt, daß die iranische Atombombe nichts als eine „vermutete“ ist, daß wir Deutschen durch die Lieferung atomwaffenfähiger U-Boote „Zulieferer eines Verbrechens werden könnten“, und daß er „der Heuchelei des Westens überdrüssig“ ist. Besonders empört hat offensichtlich die Feststellung, daß – wie er sagt - „die Atommacht Israel den ohnehin brüchigen Weltfrieden gefährdet“.
Genau dies hat schon im Juni 1981, vor über dreißig Jahren also, der Weltsicherheitsrat in der UN-Resolution 487 ausgesprochen, der selbst die USA zustimmte, nachdem Israel den irakischen Atomreaktor bei Osirak zerstört hatte.
Der schlichte Hinweis darauf, dass Israel die einzige Atommacht im Nahen Osten ist - und insofern die ganze verhängnisvolle Spirale überhaupt erst in Gang gesetzt hat -, während die „iranische Atombombe“ - selbst nach Ansicht der amerikanischen Geheimdienste – bisher nichts als eine Vermutung ist, wird allgemein als unzulässige Verharmlosung eines „Schurkenstaates“ bemüht, wobei stets unterschlagen wird, dass Grass sich klipp und klar vom iranischen Regime distanziert, indem er vom „unterjochten iranischen Volk“ spricht.
Immer wieder wurde behauptet, Grass unterstelle Israel die Absicht, durch einen „atomaren Erstschlag“ das iranische Volk auslöschen zu wollen, und das sei Ausweis von Antisemitismus.
Und was sagt Grass tatsächlich?
„Es ist das behauptete Recht auf den Erstschlag, der das..... iranische Volk auslöschen könnte (!)...“
Grass nimmt hier Bezug auf das von Israel immer wieder in Anspruch genommene und praktizierte „Recht“ auf den Präventivschlag, der in Israel offen propagiert, ja sogar schon angekündigt wird - was für sich genommen schon ein schwerer Verstoß gegen das Völkerrecht ist. Bei einem zu befürchtenden Gegenschlag Irans und der daraus resultierenden Eskalation „könnte“, noch einmal: könnte ein „Erstschlag“ in der Folge dann – angesichts der erdrückenden Überlegenheit der israelischen Militär- bzw. Atommacht, ganz zu schweigen von den vielen atomar-bestückten amerikanischen Stützpunkten und Flugzeugträgern um Iran herum - in der Tat den Untergang des Landes (und insofern auch des Volkes) mit sich bringen. Ein plausibles Szenario möglicher Folgen eines Angriffs von Seiten Israels. Nicht mehr und nicht weniger. Kein Wort findet sich da von einer Absicht oder einem Plan Israels, das iranische Volk auslöschen zu wollen. Grass des Antisemitismus zu bezichtigen, ist schlicht abwegig, wirft allerdings ein bezeichnendes Licht auf diejenigen, die dies tun.
Ich denke, das Gedicht sollte begriffen werden im Kontext der für jede Kriegsvorbereitung notwendigen Dämonisierung des Gegners, der diktatorischen iranischen Führung, also Ahmadinedschads, der angeblich „die Auslöschung“ Israels propagiert. Ganz abgesehen davon, dass vor Jahren schon die New York Times, der britische Guardian und dann die SZ detailliert nachgewiesen haben, dass Ahmadinedschads immer wieder kolportierte Äußerung falsch übersetzt wurde - ganz abgesehen davon also -, wird von den blinden Israelfreunden geflissentlich übersehen, dass die Forderung, „das Besatzungsregime in Jerusalem müsse verschwinden“ – nichts anderes nämlich hat Ahmadinedschad gesagt -, im Einklang mit dem Völkerrecht steht, das den Rückzug Israels aus den besetzten Gebieten fordert. Aber die Erwartung, Völkerrecht oder Menschenrechte zu beachten, ist ja Israel gegenüber angeblich nur eine blauäugige Zumutung von „linken Gutmenschen“ oder Pazifisten, die gegenüber „Gangstern“ (so etwa Henryk M. Broder über den Iran) natürlich weltfremd und in letzter Konsequenz auch wieder – wer hätte das gedacht – antisemitisch ist. Das Völkerrecht gilt ja für Israel nicht.
Während also Iran ständig unterstellt wird, Israel auslöschen zu wollen, geht man in unserer veröffentlichten Meinung geflissentlich darüber hinweg, daß Israel, der Westen generell, seit langer Zeit offen und verdeckt den „Regimewechsel“ in Iran betreiben.
Der Anlaß für das Gedicht war für Grass offensichtlich, dass wir Deutschen mitschuldig werden könnten an einem „voraussehbaren Verbrechen“ durch die „Zulieferung“ des mittlerweile 6., mit atomaren Sprengköpfen ausrüstbaren U-Bootes an Israel, obwohl es gegen geltende deutsche Richtlinien verstößt, Waffen in Spannungsgebiete zu liefern. Aber Israels „Sicherheit“ ist ja auch - wie wir von Kanzlerin Merkel zu hören bekamen – deutsche „Staatsraison“. Diese Ansicht wurde von Altkanzler Helmut Schmid mit Recht als „töricht“ bezeichnet.
Die „eingreifende“ Lyrik von „Was gesagt werden muss“ scheint vielen unserer verblendeten Zeitgenossen ganz offensichtlich schwer erträglich. Anstatt auf die wahrlich diskussionswürdigen Inhalte seines Prosa-Gedichts einzugehen, wird Grass - neben dem Standardvorwurf „Antisemitismus“ - jede Sachkompetenz abgesprochen, Geltungssucht bescheinigt oder gar auf seine jugendliche Mitgliedschaft in der Waffen-SS (ganze 17 war er da!) festgenagelt.
Grass hat offenbar einen Tabubruch begangen, denn obwohl es immer wieder reflexartig heißt, selbstverständlich dürfe Israel kritisiert werden, wird derjenige, der dies tut, sofort an den Pranger gestellt und der Delegitimierung Israels, bzw. des Antisemitismus bezichtigt. Genau dies hat Grass in seinem Gedicht vorhergesagt, wo er „das allgemeine Verschweigen dieses Zusammenhangs“ als „belastende Lüge und Zwang“ bezeichnet, der „Strafe (nämlich das „Verdikt Antisemitismus“) in Aussicht stellt“.
Dies alles – und dazu gehört der respektlose und unwürdige Umgang mit dem Nobelpreisträger - ist Ausdruck einer erschreckenden Debattenkultur hierzulande, die die Berechtigung, ja die Notwendigkeit seiner Kritik am aufheulenden „Wolfsrudel-Journalismus“ im Nachhinein vollauf bestätigt.
Am Schluß, meine Damen und Herren, noch ein Gedanke zu der entscheidenden Frage, die viele kritische Zeitgenossen, viele Friedensfreunde umtreibt, ja schier zur Verzweiflung bringt: warum kommt der Nahe, der Mittlere Osten seit Jahrzehnten einfach nicht zur Ruhe?
Vor kurzem bin ich auf eine höchst aufschlußreiche Studie zur Situation in der Levante, also im Nahen Osten, gestoßen, auf die der israelische Psychologe Dan-Bar-On im Jahre 2006 aufmerksam gemacht hatte. Diese Studie war bereits 1907 (!) von der britischen Regierung in Auftrag gegeben worden. In Sorge um die Aufrechterhaltung des britischen Imperiums wies die Studie auf die angeblich große Gefahr hin, die von der damals noch unter osmanischer Herrschaft stehenden arabisch-muslimischen Region ausging.
Es war seinerzeit ja schon bekannt, dass sich dort – wo sich die internationalen Handelsrouten kreuzen – auch noch gewaltige Öl- und Gas-Ressourcen befinden.
Zitat aus der Studie: „Keine natürlichen Grenzen trennen die Araber voneinander. Falls sie sich jemals vereinigen sollten, dann würde das Schicksal der Welt in ihren Händen liegen und Europa würde vom Rest der Welt abgekoppelt“.
Um dieser Gefahr zu begegnen empfahl die Studie nach dem absehbaren Ende des osmanischen Reiches (gemäß der Devise „Divide et impera“ – „teile und herrsche“) die Aufspaltung der arabischen Nation in viele kleine Einheiten „unter der Autorität der westlichen Staaten“. Der Grund für die willkürlichen Grenzziehungen, für die Zerstückelung der arabischen Nation durch die Kolonialmächte wird hier unumwunden ausgesprochen.
Um die strategischen Interessen der europäischen Mächte durchzusetzen, muß – Zitat - „ein Fremdkörper (ein „Pufferstaat“) in das Herz dieser Nation gepflanzt werden, um ihre Vereinigung zu verhindern (!) und zwar auf eine solche Weise, dass ihre Kräfte sich in niemals endenden Kriegen erschöpfen. Dieser (seinen Nachbarn feindlich gegenüberstehende) Fremdkörper könnte dem Westen als Sprungbrett für die Erlangung seiner Ziele dienen.“
Also schon 10 Jahre, bevor die britische „Balfour-Erklärung“ den Juden eine Heimstatt in Palästina in Aussicht stellte, etwas mehr als 30 Jahre vor dem Holocaust, sind hier ideologisch bereits die Wurzeln gelegt für das „Tollhaus“ Naher Osten – so Erich Fromm -, das die Welt bis heute in Atem hält.
Die Empfehlungen dieser Studie ihrer britischen Majestät aus dem Jahre 1907 wurden also erfolgreich in die Praxis umgesetzt.
D. h.: Der „Pufferstaat“ Israel wurde im Verfolg imperialer Interessen des britischen Kolonialreichs und als Wiedergutmachung für den europäischen Antisemitismus und den Holocaust als Fremdkörper mitten ins arabische Umfeld gepflanzt – mit allen daraus resultierenden Problemen.
1951 verglich die einflußreiche israelische Zeitung Ha’aretz Israel mit einem „Wachhund“ westlicher Interessen, auf den man sich „bei der Bestrafung benachbarter Staaten verlassen“ könne. Es verwundert daher nicht, daß Israel – nachdem die USA das britische Imperium nach dem 2. Weltkrieg abgelöst hatten - Hauptempfänger amerikanischer Finanz- und Militärhilfe ist, wodurch Israel zur viertstärksten Militär- bzw. Atommacht der Welt aufstieg.
D. h. wir Europäer sind - neben den USA - mitverantwortlich dafür, dass der Nahe Osten einfach nicht zur Ruhe kommt. Und von daher stehen wir als deutsche, als europäische Friedensfreunde auch besonders in der Pflicht, – so wie Günter Grass – aufzustehen für eine friedliche Zukunft dieser so geschundenen Region.
Redebeitrag Claus Schreer (Münchner Bündnis gegen Krieg und Rassismus)
Seit dem Abwurf der US-Atombomben auf Hiroschima und Nagasaki im August 1945 gehört der Kampf für die Abschaffung aller Atomwaffen zu den zentralen Zielen der Friedensbewegung in allen Ländern der Welt.
Heute – 67 Jahre später – ist der Ersteinsatz von Atomwaffen immer noch Bestandteil der Militärstrategie der NATO. Und obwohl sich alle Kernwaffenmächte im Atomwaffensperrvertrag feierlich zur nuklearen Abrüstung verpflichtet haben, gibt es bis heute keinerlei substanzielle Fortschritte.
Auch, nach dem im letzten Jahr in Kraft getretenen Abrüstungs-Vertrag, verfügen die beiden atomaren Supermächte USA und Russland immer noch über 90 Prozent aller weltweit existierenden Nuklearwaffen.
Der vielgelobte NEW-START Vertrag ändert überhaupt nichts an der atomaren Überlegenheit Russlands und der NATO gegenüber allen anderen Ländern der Welt.
Um die weltweite atomare Abrüstung wirklich in Gang zu setzen und andere Atomwaffenstaaten mit einzubeziehen, müssten die USA und Russland ihre Arsenale von derzeit je 8000 Atomsprengköpfen mindestens auf das Niveau Chinas, d.h. auf etwa 200 Sprengköpfe reduzieren.
Doch die Abschaffung aller Atomwaffen steht – trotz aller Bekenntnisse zur weltweiten atomaren Abrüstung – gar nicht auf der politischen Agenda der US-Regierung und der Regierungen der NATO-Staaten. Sie vor allem sind es, die alle weiteren Schritte zur atomaren Abrüstung torpedieren und verhindern.
Die US-Regierung beharrt selbstherrlich auf dem Recht zum Ersteinsatz von Atomwaffen und rüstet ihr Nukleararsenal weiter auf. Für die nächsten 10 Jahre hat US-Präsident Obama ein 92 Milliarden Dollar Programm zur Modernisierung der amerikanischen Atomsprengköpfe und der entsprechenden Trägerwaffen genehmigt.
Das derzeitige Haupthindernis für weitergehenden Abrüstungsschritte ist jedoch die NATO-Raketenabwehr, deren Aufbau von den USA massiv vorangetrieben wird.
Laut offizieller Propaganda dient diese Raketenabwehr als Schutzschild zur Abwehr eines Angriffs. Aber: Kein Land der Welt bedroht die USA oder die NATO-Staaten
und der eigentliche Zweck der Raketenabwehr ist nicht der Schutz vor einem Angriff,
sondern der Schutz vor militärischen Gegenmaßnahmen der von den USA oder der NATO angegriffenen Staaten.
Ein funktionierender Raketenschutzschirm soll die USA und Europa unverwundbar machen.
Er wäre der Freibrief zum Krieg gegen jeden denkbaren Gegner.
Die Verhinderung der Raketenabwehr ist deshalb nicht nur die Vorraussetzung für weitere Abrüstungsvereinbarungen mit Russland,
sie ist auch die entscheidende Voraussetzung dafür, dass sich alle anderen Staaten am Abrüstungsprozess beteiligen.
Aber nicht nur die Raketenabwehr, sondern auch die unumschränkte militärische Überlegenheit der USA und ihrer NATO-Verbündeten in der konventionellen Kriegsführung, mit der sie andere Länder bedrohen, stehen der Verwirklichung einer globalen Null-Lösung im Wege.
Das NATO-Militärbündnis verfügt über die modernsten, hochentwickeltsten Waffensysteme der Welt, über Kriegsflottenverbände auf allen Weltmeeren und über rund 800 Militärstützpunkte rund um den Globus.
Staaten, die sich von einem Angriff der USA und NATO existentiell bedroht sehen, werden sich – solange sie der stärksten Militärmaschinerie der Welt hoffnungslos unterlegen sind – auf atomare Abrüstungsvereinbarungen niemals einlassen.
Wenn die von der Friedensbewegung seit Jahrzehnten geforderte Abschaffung aller Atomwaffen jemals erreicht werden soll, dann reichen allgemeine Appelle an die Atommächte nicht aus.
Dann müssen die Hindernisse beseitigt werden, die diesem Ziel im Wege stehen.
Dann müssen wir die Hochrüstungsprogramme der USA und der NATO bekämpfen, mit denen die imperialistischen Staaten ihren globalen Machtanspruch durchsetzen wollen.
Einen anderen und einen kürzeren Weg gibt es nicht.
Auch von der Bundesregierung hören wir bis heute nur wohlfeile Lippenbekenntnisse,
Bekenntnisse zu einer Welt ohne Atomwaffen und Versprechungen,
dass man sich für den Abzug der in Deutschland stationierten US-Atomwaffen einsetzen werde – Nichts als leere Worte, denen bis heute keinerlei Taten folgen.
Auf dem US-Stützpunkt in Büchel lagern heute immer noch ca.20 Atomwaffen mit einer Sprengkraft von jeweils mehreren Hiroshima-Bomben. Im NATO-Einsatzfall sollen sie mit Tornado-Flugzeugen der Bundeswehr und von Piloten des Jagdbombergeschwaders 33 auf Ziele des Gegners abgeworfen werden.
Damit dürfen wir uns nicht abfinden.
Denn die Bundesregierung könnte – wenn sie es wollte – selbstverständlich unverzüglich selbst handeln. Die Bundesregierung könnte die „nukleare Teilhabe“ Deutschlands in der NATO sofort beenden. Dafür braucht sie weder die Genehmigung der USA, noch die der anderen NATO-Verbündeten.
Und genau das sollten wir von ihr verlangen.
Mit diesen konkreten Forderungen sollten wir alle Parteien und alle Abgeordneten im Bundestag konfrontieren.
Noch etwas Schluss:
Ein besonderer Skandal ist es, dass die Bundessregierung, die sich scheinheilig mit Bekenntnissen zur atomaren Abrüstung hervortut, gleichzeitig aber modernste, speziell als Atomwaffenträger gebaute U-Boote nach Israel liefert und sich damit an der atomaren Aufrüstung und der Verschärfung der Konflikte im Nahen Ostens beteiligt.
Diese gefährliche und verantwortungslose Politik muss gestoppt werden.
Dazu will die Kampagne „Kein Krieg gegen Iran“ beitragen
und meine Bitte an Euch ist, diese Kampagne zu unterstützen und mitzuhelfen, den von Israel und den USA angedrohten Krieg gegen den Iran zu verhindern, bei dem Deutschland – wie Günter Grass sagte – zum Zulieferer eines Verbrechens werden könnte.
Redebeitrag Karin Wurzbacher (Umweltinstitut München e.V.)
Es ist ein Verdienst der Münchner Friedensinitiative, dass sie immer wieder auf militärische Auseinandersetzungen aufmerksam macht
Und so auch heute wieder – 67 Jahre nach den ersten Atombomben-Abwürfen auf Hiroshima und Nagasaki, den abscheulichsten Angriff, der je stattgefunden hat. Die beiden Städte wurden mit einem Schlag dem Erdboden gleich gemacht.
Ich bin gebeten worden, über HEU zu sprechen
Hoch angereichertes Uran (HEU) ist hervorragend für den Bau von Atombomben geeignet. Angereichert wird der Spaltstoff Uran-235. Im natürlich vorkommendem Uran ist der Spaltstoff Uran-235 nur zu 0,7 % enthalten. Für den Betrieb von Atomkraftwerken ist eine Anreicherung des Brennstoffs von 3,5 bis 4 % ausreichend. Uran mit einer Anreicherung von kleiner als 20 % gilt als nicht waffenfähig . Man spricht dann von niedrig angereichertem Uran, kurz LEU, abgeleitet aus dem Englischen (low enriched uranium). Seine Verwendung im zivilen Bereich, meist in Forschungsreaktoren, ist weltweit akzeptiert. Ab einer Anreicherung von 20 % und mehr gilt Uran aber als waffenfähig. Je höher die Anreicherung um so weniger Material benötigt man für den Bau einer Uranbombe, idealerweise wählt man dafür also eine Anreicherung von 90 oder 93 %.
Für die Anreicherung benötigt man Gaszentrifugen. Tausende davon werden hintereinander geschaltet, um dann die Anreicherung Schritt für Schritt zu erhöhen. Als Abfallstoff fallen große Mengen abgereicherten Urans (etwa 0,2 % U-235) an. Daraus, weil sonst kaum zu gebrauchen, wird Uran-Munition mit hoher Durchschlagskraft gefertigt. Bei seinem Einsatz wird das hochgiftige Uran in der Umwelt fein verteilt. Die Bevölkerung in ehemaligen Kriegsgebieten hat noch viele Jahre später unter den gesundheitlichen Schäden zu leiden.
Die Nutzung der Atomkraft begann mit der militärischen Nutzung, der Atombombe. Sie hat als erstes ihre enorme Zerstörungskraft in Hiroshima und Nagasaki demonstriert. Für friedliche Zwecke, zur Energiegewinnung, wurde sie erst später, aufbauend auf den Erfahrungen der militärischen Nutzung, entwickelt. So ist es nur logisch, dass militärische und zivile Nutzung der Atomkraft fest miteinander verflochten sind. Wer das nötige KnowHow in der zivilen Atomtechnik besitzt, kann auch Bomben bauen.
Es gibt bestimmte Schlüsseltechnologien, die ursprünglich für die militärische Nutzung entwickelt wurden, aber auch benötigt werden, wenn man Atomkraftwerke betreiben will. Man spricht dann von Dual-Use Anlagen. Typische Dual-Use-Anlagen sind Anreicherungsanlagen und Wiederaufarbeitungsanlagen. Wer eine zivile Anreicherungsanlage betreibt, kann auch den Bombenstoff HEU erzeugen. Wer eine zivile Wiederaufarbeitungsanlage hat, kann den Bombenstoff Plutonium abtrennen.
Der Iran zum Beispiel hat 2 Anreicherungsanlagen. Er hat den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet und damit ein Recht auf den Zugang zu Atomtechnik für friedliche Zwecke.
Dennoch steht der Iran schwer im Verdacht, nach der Atombombe zu streben.
Bislang hat es der Iran geschafft, mit 10.000 Zentrifugen Uran auf bis zu 20 % anzureichern. Dieses niedrig angereicherte Uran (LEU) ist angeblich für einen Forschungsreaktor und den Bereich Medizin bestimmt. Das ist alles noch legal und im akzeptierten Rahmen.
Aber jüngst wurde die Anzahl der Zentrifugen um 10 % auf 11.000 erhöht. Die Anreicherungsanlage FORDO ist versteckt unter 90 Meter Fels, gemäß dem iranischen Verteidigungsminister in einer „Zone der Unverwundbarkeit“. Die Inspektoren der Internationalen Atomenergie Organisation (IAEO) erhalten keinen Zugang zur Anlage. Und der Iran droht, die Urananreicherung auf 56 %, also HEU, zu erhöhen sowie den Bau von Atom-U-Booten in Auftrag zu geben.
Solche Drohungen nähren die Befürchtung, dass der Iran auch eine Anreicherung von 90 % produzieren könnte. LEU ist ein idealer Ausgangsstoff für die Herstellung von HEU. Denn wenn man schon einmal LEU in ausreichender Menge hat, ist der Zeitaufwand wesentlich kürzer, um eine Anreicherung von 90 % zu erreichen. Bis zur Herstellung von LEU ist nämlich schon ¾ der für HEU benötigten Trennarbeit aufgewendet worden.
Der Westen reagiert mit Sanktionen, die EU mit einem Ölembargo, die USA mit Sanktionen gegen iranische Firmen und mit militärischer Präsenz. Bisher haben aber Sanktionen und Verhandlungen nichts bewirkt. Die Chancen zur Beilegung der Krise schrumpfen leider zusehends.
Aber wer hat schon eine weiße Weste?
Schauen wir auf Garching und die TU München. Dort, vor den Toren Münchens, wird ein Forschungsreaktor mit atomwaffenfähigem HEU betrieben. 2004 wurde er in Betrieb genommen. Proteste dagegen, auch von internationaler Seite, gab es genug.
Die zivile Nutzung von HEU, insbesondere in Forschungsreaktoren, birgt das Risiko der Proliferation, der Weiterverbreitung von atomwaffenfähigem Material. Deshalb wurde im Rahmen des RERTR-Programms (reduced enrichment for research and test reactors) hochdichter Brennstoff zur Umrüstung von Forschungsreaktoren von HEU auf LEU entwickelt. In Garching hat man aber die Frechheit besessen, ausgerechnet diesen für die Umrüstung entwickelten Brennstoff wieder mit HEU zu bestücken. Der Garchinger Reaktor ist der einzige Forschungsreaktor weltweit, der so gebaut wurde.
Der Forschungsreaktor Garching muss abgerüstet werden, so steht es in der Genehmigung. Die Bemühungen dafür sind mäßig. Die vorgegebene Frist musste schon einmal verlängert werden. Nach allem, was man so hört, wird nur eine Anreicherung von 30 – 50 % angestrebt. Damit bleibt man im atomwaffenfähigen Bereich.
Herstellung und Verbreitung von Atombomben, Uranmunition sowie von HEU-Brennstoff für Forschungsreaktoren müssen geächtet werden, so eine Forderung des Umweltinstituts München, der sich das Münchner Friedensbündnis sicher anschließen kann.
Hiroshimatag 2010 - Freitag 6.8. Marienplatz
Das Flugblatt zur Information: Open-air-Veranstaltung Marienplatz (PDF 2.5M)
Marienplatz - Freitag 6. August - 18:00 - 21:00 Uhr - Konzert und Tanzperformance
- Die japanische Pianistin und Komponistin Yuko Gulda spielt Eigenkompositionen;
- die japanische Tänzerin Kazuko Kurosaki zeigt ihre erschütternde Tanzperformance.
Beide gestalten seit Jahren den Hiroshima-Gedenktag bei der UNO in Wien.
Für die Medien: Die Künstlerinnen stehen gerne für Interviews zur Verfügung. (5.8. und 6.8.)
Außerdem: Japanische Trommelgruppe (!), Peacezeichen mit Kerzen ...
Ankündigung war hier
Einige Bilder vom - leider! - verregneten Marienplatz (Klick aufs Bild für "größer")
Fotos: Friedensbündnis
der Hiroshimatag kommt,
... die Vorbereitungen laufen noch ...
Redebeitrag Mechthild von Walter, Stadträtin der ödp im Münchner Stadtrat)
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde,
im Namen der Landeshauptstadt München und in Vertretung von Herrn Oberbürgermeister Ude begrüße ich Sie zu dieser Stunde des Gedenkens an die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki vor 60 Jahren.
Wir gedenken der Menschen, die in der Flammenhölle umkamen, wir gedenken derer, die an den Folgen der radioaktiven Verstrahlung qualvoll starben, wir gedenken derer, deren Leben durch diese Katastrophe zerstört wurde.
Es war keine Naturkatastrophe, die über die Menschen von Hiroshima und Nagasaki hereinbrach. Es war ein von Menschen ersonnener, von Menschen seit langem geplanter, von Menschen präzise ausgeführter Massenmord.
Voller Scham nehmen wir erneut wahr, zu welchen Unmenschlichkeiten wir Menschen fähig sind. Seit 60 Jahren ist diese schmachvoll Untat in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt - seit 60 Jahren.
Was hat sich seitdem geändert?
In Deutschland lagern immer noch zwischen 130 und 150 atomare Sprengköpfe. In den USA werden neue Atomwaffen konstruiert. Mit ihrem Einsatz wird gedroht. Politiker in Deutschland planen die Verlängerung der Laufzeit von Atomkraftwerken. Das alles sind tödliche Gefahren.
Wenn unser Gedenken an die Opfer von Hiroshima und Nagasaki nicht wohlfeiles Trauerritual bleiben soll, dann müssen wir Konsequenzen ziehen.
1. Konsequenz
Wir müssen öffentlich die Forderung erheben, und das tue ich hier und jetzt, dass alle, die sich an diesen Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligen, vor dem internationalen Gerichtshof angeklagt werden.
2. Konsequenz
Wir müssen uns eingestehen, dass unsere viel gepriesene Demokratie dringend zu einer wirklichen Demokratie weiter entwickelt werden muss.
Wenn hier in Deutschland weiterhin in eine Technik investiert werden kann, die die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung ablehnt, dann haben wir noch keine wirkliche Demokratie.
Wir müssen uns eingestehen, dass wir uns belügen, wenn wir uns einbilden, dass bei uns alle Staatsgewalt vom Volke ausginge.
Daraus ergibt sich als - 3. Konsequenz - die Verpflichtung, sich mit der unbequemen Frage zu beschäftigen, wer hier in Deutschland eigentlich an der Macht ist. Wir müssen verstehen lernen, wie Macht funktioniert. Und wir müssen dafür sorgen, dass sie kontrolliert wird und dem Wohl der Allgemeinheit dient, nicht dem Wohl der Konzerne. Nur wenn wir diese Aufgabe gemeinsam anpacken, haben wir die Chance, sie zu bewältigen.
Es gibt aber auch viel, was jeder einzelne tun kann. Drei konkrete Schritte möchte ich Ihnen vorschlagen. Es sind kleine Taten und doch haben sie die Kraft, die Welt zu verändern:
Tauschen Sie wichtige Informationen mit Ihren Freunden aus, wirken Sie als Aufklärer. Dabei möchte ich Sie auf eine "neue Tugend" hinweisen, um die wir uns bemühen sollten: Die "Tapferkeit vor dem Freund". Sagen Sie Ihren Freunden auch dann was Sie denken, wenn Sie nicht einer Meinung sind. Engagieren Sie sich bei vernünftigen Projekten - es gibt genug davon.
Uns ist das Geschenk des Lebens nicht genommen worden, wie den Opfern von Hiroshima und Nagasaki. Dieses Geschenk ist aber auch eine Verpflichtung, die Verpflichtung, sich für eine lebensfreundliche, gerechte und friedliche Welt einzusetzen.
Friede wird uns nicht geschenkt. Friede muss hart erarbeitet werden, denn Friede ist die Frucht der Gerechtigkeit. Nur wenn wir uns mit aller Kraft für Gerechtigkeit einsetzen - und zwar weltweit - dürfen wir auf Frieden hoffen.
Ich danke Ihnen.
Mechthild von Walter Stadträtin der ödp im Münchner Stadtrat.
Redebeitrag Walter Listl (Münchner Bündnis gegen Krieg und Rassismus)
Am sechsten und neunten August gedenken weltweit die Menschen der Opfer des ersten Atomwaffeneinsatzes in Hiroshima und Nagasaki durch die USA.
Das Vermächtnis, dass diese Atombombenabwürfe der Menschheit hinterlassen hat, den Einsatz dieser Waffen und schon die Drohung damit zu ächten, scheint sich heute in der Politik und der veröffentlichten Meinung zu verlieren.
Israel und die USA drohen nahezu wöchentlich und unverhohlen mit einem militärischen Angriff auf den Iran.
Mit der offensichtlichen Verhinderung einer friedlichen Lösung des Konfliktes in Syrien durch die Westmächte und massiven Waffenlieferungen an die dortigen sog. Rebellen, darunter Al Kaida und islamistische Terrorbanden, soll dem letzten Verbündeten des Irans in der Region der Garaus gemacht und der Weg für einen Angriff auf den Iran frei gemacht werden.
Cyberangriffe auf den Iran und die gezielte Tötung iranischer Wissenschaftler sind nur das Vorspiel für einen militärischen Angriff, der derzeit offensichtlich und in Abstimmung mit den USA vorbereitet wird.
Und Deutschland liefert die dazu erforderlichen Waffen.
Deutschland rüstet Israel mit atomwaffenfähigen U-Booten aus und ist damit unmittelbar beteiligt an den stattfindenden Kriegsvorbereitungen gegen den Iran.
Die in Deutschland gebauten und an Israel gelieferten U-Boote der Dolphin-Klasse können mit Atomsprengköpfen ausgestattet werden, über die – da sind sich alle Experten einig – Israel längst verfügt.
Israel besitzt derzeit drei solcher U-Boote, zwei weitere befinden sich im Bau bei HDW-Kiel, zu ThyssenKrupp gehörend, und sollen noch in diesem Jahr ausgeliefert werden.
Das alles geht noch auf Entscheidungen der „rot/grünen“ Regierung unter Schröder zurück.
Pro U-Boot kassiert ThyssenKrupp Marine-Systems rund 400 Mill. Euro. Und für Israel gibt es dabei einen deutlichen Rabatt, denn etwa ein Drittel der Kosten, 135 Mill. pro U-Boot, übernimmt die Bundesregierung bzw. der deutsche Steuerzahler.
Die ist nichts anderes als eine Mittäterschaft der Bundesregierung an einem möglichen zukünftigen Atomkrieges in dieser Spannungsregion.
Sie verstößt damit nicht nur gegen das Prinzip „keine Waffen in Spannungsgebiete“, sondern auch gegen den Atomwaffensperrvertrag.
Damit wird Deutschland zum Wegbereiter für einen Atomkrieg im Nahen und Mittleren Osten, der die Gefahr eines weltweiten Infernos in sich birgt.
Die Lieferung der U-Boote wird häufig damit begründet, dass die Sicherheit Israels auf Grund der Geschichte zur deutschen Staatsräson gehören würde.
Wenn unter Staatsräson verstanden wird, nach Sicherheit und Selbstbehauptung eines Staates um jeden Preis und mit allen Mitteln zu streben, dann bewirken diese U-Boote das Gegenteil.
Ein militärischer Angriff auf den Iran, zumal mit Atomwaffen, hätte für Israel und die ganze Region verheerende Folgen.
Das angebliche iranische Atomprogramm dient als Vorwand, für ein Bedrohungsszenario, Iran wolle sich mit Atomwaffen beschaffen und Israel „von der Landkarte tilgen“. Letzteres ist längst als Zitatenfälschung entlarvt und für iranische Atomwaffen gibt es etwa so stichhaltige Beweise wie für die angeblichen Massenvernichtungswaffen Saddam Husseins.
Dabei gäbe es eine verblüffend einfache Lösung für das Problem der Angst vor angeblichen iranischen Atomwaffen:
Sofortige Verhandlungen über eine atomwaffenfreie Zone im Nahen und Mittleren Osten. Und als ersten Schritt könnte Israel den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnen, was der Iran im Übrigen längst getan hat.
Rüstungskonzerne wie Krauss-Maffei-Wegmann (Leopardpanzer) oder ThyssenKrupp geben sich oft als Vollstrecker politischer Entscheidungen aus, die das produzieren, was „die Politik“ als Vorgaben macht.
Aber das ist nicht mal die halbe Wahrheit. Tatsache ist, dass große Konzerne und ihre Lobbyisten die politischen Entscheidungen herbeiführen, die am lukrativsten sind. Ein dichtes Netzt von Lobbyisten, eine enge Personaleinheit von Regierungsapparat und Konzerninteressen sorgen dafür, dass von „der Politik“ die richtigen politischen Vorgaben gemacht werden.
Es muss Schluss sein mit der Lüge, dass zur Sicherheit Israels atomare Massenvernichtunsgwaffen gehören!
Es muss Schluss sein mit allen Rüstungsexporten!
Schluss mit jeder Waffenproduktion – für einen sozialökologischen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft
Jacqueline Andres bei den Münchner Freidenkern (20.6.2023):
Video Gerhard Hallermayer (gh-film)
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Referent: Pfarrer Wolfgang Schürger
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Referent: Eva Maria Volland
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14tägliche Mahnwache an wechselnden Orten für Frieden in Palästina ..