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Fotos vom Hiroshimatag 2020 München Marienplatz
Vor 75 Jahren, am 6. und 9. August 1945 wurden die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen. 65.000 Menschen verdampften und verbrannten auf der Stelle, bis zum Ende des Jahres starben mehr als 200.000. Diese Opfer mahnen uns, die katastrophalen humanitären Folgen von Atomwaffen zu erkennen und für eine Welt ohne Atomwaffen einzustehen!
Heute bedrohen uns weltweit noch immer mehr als 13.000 Nuklearwaffen! Die Atommächte planen, Milliardensummen in die Aufrüstung ihrer Arsenale zu investieren - alleine 2019 gaben sie 73 Milliarden US-Dollar für Atomwaffen aus. Auch die in Deutschland stationierten US-Atombomben sollen durch neue, zielgenaue, flexibel einsetzbare Atomwaffen ersetzt und neue Trägerflugzeuge für den Einsatz dieser Atombomben angeschafft werden. Damit würde die nukleare Teilhabe für die kommenden Jahrzehnte festgeschrieben.
Europa darf nicht zum atomaren Schlachtfeld werden
Nach der Kündigung des INF-Vertrages durch die US-Regierung, der die Entwicklung und Stationierung atomarer Mittelstreckenwaffen verboten hatte, und nachdem Moskau ebenfalls aus seinen Vertrags-verpflichtungen ausgestiegen ist, droht jetzt die Neustationierung dieser für einen nuklearen Erstschlag einsetzbaren Waffen.
Der Gefahr eines drohenden Atomkriegs in Europa muss jetzt entschiedener Widerstand entgegen gesetzt werden. Deutschland darf sich nicht am atomaren Rüstungswettlauf beteiligen.
Wir fordern die deutsche Bundesregierung auf:
den Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen zu unterzeichnen
und den Abzug der in Büchel stationierten US-Atomwaffen durchzusetzen
Mit unserer Kundgebung am 6. August beteiligen wir uns an den weltweiten Protesten gegen atomare Aufrüstung.
Programmablauf:
18.00 – 19.00 Uhr Informationen und Gespräche
19.00 – 21.00 Uhr Wortbeiträge, Lesungen und Musik von „Lebenslaute“
21.00 Uhr Abschluss mit einem Kerzenkreis zum Gedenken an die Opfer
Gedenken Sie mit uns der Atombombenopfer! Verhindern wir gemeinsam die neue atomare Aufrüstung!
Münchner Friedensbündnis - Trägerkreis: Deutsche Friedensgesellschaft/Vereinigte Kriegsdienstgegnerlnnen - Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e.V. – Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW) e.V., Gruppe München - Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit - Münchner Bürgerinitiative für Frieden und Abrüstung - Munich American Peace Committee - Netzwerk Friedenssteuer Gruppe München - Pax Christi, München - Mütter gegen Atomkraft München e.V. - Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten - Welt ohne Kriege e.V.
Thomas Lechner, Städt. Grußwort Kundgebung auf dem Münchner Münchner Marienplatz am 6. August 2020
Am 9. August 1945, dem Tag des Atombombenabwurfs auf Nagasaki, beschrieb der amerikanische Kirchenvertreter Samuel McCrea Cavert dem US-Präsidenten Harry S. Truman in deutlichen Worten die Gefahr, die von Kernwaffen ausgeht: Sie wirkten unterschiedslos zerstörerisch. Ihr Einsatz sei ein sehr gefährlicher Präzedenzfall für die Zukunft der Menschheit. Und auch der Physiker Julius Robert Oppenheimer, der als Vater der Atombombe gilt, hatte bereits nach dem ersten Atombombentest mit Entsetzen festgestellt: „Ich bin der Tod geworden, Zerstörer von Welten.“ Truman hingegen sah nach fast sechs Jahren Krieg in der Bombe ein Mittel zum raschen Ende des schlimmsten Krieges in der Geschichte. So kam es zu den beiden ersten und bislang einzigen Einsätzen von Atomwaffen in einem Krieg. Hunderttausende Menschen starben sofort oder an den Folgeschäden der atomaren Verstrahlung.
Sowohl die unmittelbare Wirkung der Bombe als auch die schleichende und über Jahrzehnte anhaltenede Vernichtung von Menschenleben durch radioaktive Strahlen haben ein Ausmass erreicht, dass man sich eigentlich überhaupt nicht vorstellen kann.
Tragischerweise ist vor zwei Tagen in Beirut eine Katastrophe passiert, die uns ein wenig daran erinnert, wie umfassend, wie entsetzlich, wie brutal Printer, email and PDF versions
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und wie großflächig Monsterdetonationen wirken: Tausende Menschen wurden verletzt, Hunderttausende verloren ihre Wohnungen, oft auch ihr Hab und Gut, in einem Umkreis von 5 km. Die Zerstörungskraft von Atomwaffen liegt nochmal ein Vielfaches über dem, was wir im Libanon gerade erlebt haben. Unser Mitgefühl gilt ALLEN Opfern, damals wie heute – jede und jeder einzelne Tote mahnt uns, dass wir uns mit aller Kraft gegen Krieg und Zerstörung einsetzen müssen. Insbesondere atomare Waffen sind UMGEHEND zu vernichten, ihr Einsatz ist kategorisch abzulehnen und auszuschliessen.
Seit einem Dreivierteljahrhundert lebt die Menschheit nun schon mit Kernwaffen. Angesichts von weltweit immer noch knapp 14.000 Atomwaffen, zunehmender Verstöße gegen den Atomwaffensperrvertrag sowie der Gefahr des Schmuggels radioaktiver Spaltmaterialien und atomarer Terroranschläge sollen und müssen auch die Kommunen gemeinsam mit den lokalen Friedensbewegungen ein klares Abrüstungssignal senden. Ich halte daher ein entschiedenes Auftreten der Städte und Gemeinden in ihrem Bestreben für ein friedliches Zusammenleben ohne die Bedrohung (nicht nur) nuklearer Waffen für dringend angezeigt und erforderlich.
Wir haben in Bayern aktuell 64 Städte und Gemeinden, die Mitglied von Mayors for Peace sind. Mayors for Peace werfen die Frage auf, wie man Konflikte miteinander austrägt, eben ohne sich zu bombardieren, sondern in einem guten Miteinander in Frieden, wie wir miteinander umgehen wollen.
Und wenn man darüber nachdenkt, warum denn gerade die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sich gegen Atomwaffen aussprechen, obwohl die Kommunen relativ selten Kriege führen, dann liegt es einfach auch daran, dass wir am nächsten an den Bürgerinnen und Bürgern dran sind. Die Kommunen sind dafür zuständig, dass die Menschen ein gutes Umfeld haben, ein gutes Auskommen, dass sie gesund sind, dass sie in Frieden leben können. Und das genau steckt auch in der Bewegung Mayors for Peace. Sie fordert: Geld für Klimaschutz und Armutsbekämpfung, statt für Atombomber, Kriegsschiffe und Killerdrohnen.
Wir alle haben hier eine Verantwortung, Politikerinnen und Politiker genauso wie jede und jeder einzelne von Ihnen. Schon 2010 gab es einen Bundestagsbeschluss, Atomwaffen in Deutschland abzuschaffen, und dennoch wurde er nicht umgesetzt. Hier braucht es auch ein Wiedererstarken der Friedensbewegung, der vom Frieden Bewegten, derjenigen die sich für ein friedliches Zusammenleben aller Menschen auf dem Globus einsetzen. Gerade in Zeiten von Corona ist es umso wichtiger, dass wir die Prinzipien von Solidarität und Gemeinsinn wieder stärken, dass wir helfen und unterstützen, statt zu attackieren oder gar zu zerstören.
Leider haben bisher noch nicht alle Staaten und insbesondere keine Atommacht, ja noch nicht einmal Japan, den UN-Vertrag über das Verbot von Kernwaffen unterzeichnet, geschweige denn ratifiziert. Er ist noch nicht in Kraft getreten. Das ist die Entscheidung von Regierungen und nicht die von Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern. Aber gerade Bürgermeister*innen wissen um die Verletzlichkeit ihrer Städte und der Menschen darin. Deshalb schließe ich mich ausdrücklich den Worten des damaligen UN-Generalsekretärs Ban Ki-moon anlässlich des 70. Jahrestages der Atombombenabwürfe an: „No more Hiroshimas! No more Nagasakis!“
#Hiroshima #Nagasaki #FriedensbuendnisMUC
Claus Schreer, Rede auf der Kundgebung auf dem Münchner Münchner Marienplatz am 6. August 2020
Liebe Münchnerinnen und Münchner,
liebe Kriegsgegnerinnen und Kriegsgegner,
Seit mehr als 50 Jahren kämpft die Friedensbewegung auf der ganzen Welt gegen das atomare Wettrüsten und für die Abschaffung aller Atomwaffen.
Ich bin politisch aktiv geworden, als Ende der 1950er Jahre die Bewegung Kampf dem Atomtod entstand.
Am 12. April 1957 alarmierten 18 führende Atomwissenschaftler mit ihrem berühmten „Göttinger Manifest“ die Öffentlichkeit über die Gefahren eines Atomkrieges und warnten vor den Plänen der Adenauer-Regierung, die Bundeswehr mit Atomwaffen aufzurüsten.
Bereits 1955 hatten die USA – unter strengster Geheimhaltung – damit begonnen, atomare Kurzstrecken-Raketen in der Bundesrepublik zu stationieren. Adenauer erklärte dazu 1957, diese Atomwaffen seien „nichts weiter als die Weiterentwicklung der Artillerie“.
1958 stimmte die CDU-CSU Mehrheit des Bundestages für die atomare Bewaffnung der Bundeswehr. Darauf hin entstand Proteststurm und die Kampagne „Kampf dem Atomtod“. Zwei Jahre später begannen die „Ostermärsche der Atomwaffengegner“.
1960 forderte der Führungsstab der Bundeswehr die Verfügungsgewalt über die in Deutschland stationierten Atomwaffen und 1962 eigene deutsche Atomwaffen. Und zwei Jahre später forderte der damalige Generalinspekteur der Bundeswehr, Trettner die Errichtung eines Atomminengürtels entlang der innerdeutschen Grenze.
Diese abenteuerlichen Pläne zur Bewaffnung der Bundeswehr mit Atomwaffen konnten schließlich verhindert werden.
Die damals in Westdeutschland stationierten rund 6 000 atomaren Kurzstrecken-Raketen
wurden erst nach dem Ende des Kalten Krieges abgezogen.Übrig geblieben sind bis heute die auf dem Bundeswehr-Luftwaffenstützpunkt in Büchel stationierten US-Atombomben.
Es ist ein seit 50 Jahren andauernder Skandal: Obwohl sich alle Kernwaffenmächte im Atomwaffensperrvertrag 1970 feierlich zur nuklearen Abrüstung verpflichtet haben, gibt es seit dieser Zeit keinerlei substanzielle Abrüstungs-Fortschritte. Die USA und Russland verfügen – trotz einiger Reduzierungen – heute immer noch über mehr als 90 Prozent der weltweit vorhandenen rund 14 000 Atomprengköpfe.
Ohne drastische Reduzierung ihrer Atomarsenale werden alle anderen Atomwaffen-Staaten nicht zur Abrüstung ihrer eigenen Atomwaffen bereit sein. Die beiden atomaren Supermächte USA und Russland müssten mindestens auf das Niveau von China abrüsten, das mit 320 Atombomben nur über 5 % der jeweils rund 6.000 Nuklearsprengköpfe der USA oder Russlands verfügt.
Derzeitiges Haupthindernis für weitere Abrüstungsmaßnahmen zwischen den USA und Russland ist die in Polen und Rumänien stationierte US-Raketenabwehr.
Ihr Zweck der ist nicht die Abwehr eines Angriffs, sondern der Versuch, das atomare Gleichgewicht außer Kraft zu setzen und den USA die Möglichkeit zu einem atomaren Erstschlag zu verschaffen.
Alle Atommächte rüsten derzeit ihre Nuklearstreitkräfte auf, aber es ist vor allem der Anspruch der USA auf weltweite militärische Überlegenheit, der das Wettrüsten anheizt, und weitere Abrüstungsmaßnahmen verhindert
Bereits unter Präsident Obama hat die US-Regierung beschlossen, ihr Atomwaffenarsenal innerhalb von 30 Jahren für 3.000 Mrd. Dollar aufzurüsten, das sind 100 Mrd. Dollar im Jahr.
Zu diesem Aufrüstungsprogramm gehört auch die Perfektionierung der in Europa stationierten US-Atombomben. Und: Nach der Kündigung des INF-Vertrags durch US-Präsident Trump im vergangenen Jahr, droht die Stationierung neuer Mittelstreckenraketen in Europa. Aufgrund ihrer kurzen Vorwarnzeit eignen sich diese Waffen vor allem als Erstschlagswaffen.
Doch auch der Widerstand gegen die atomare Hochrüstung wächst.
Im Juli 2017 haben 122 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen einen Vertrag für das Verbot aller Atomwaffen beschlossen. Das Abkommen verbietet neben der Herstellung, dem Besitz und dem Einsatz von Atomwaffen auch die Drohung mit einem Nuklearschlag sowie die Stationierung von Atomwaffen in anderen Staaten.
Dieser Vertrag ist ein historischer Durchbruch und ein Erfolg der weltweiten Friedensbewegung. Der Druck auf die Atommächte, mit der Abrüstung aller Atomwaffen Ernst zu machen könnte sich dadurch massiv erhöhen. Dazu müssen wir mit all unseren Kräften beitragen.
Ein geradezu unglaublicher Skandal war es, dass die Bundesregierung, die mit wohlfeilen Lippenbekenntnissen beteuert, eine Welt ohne Atomwaffen anzustreben, in der UNO – gemeinsam mit den anderen NATO-Staaten – gegen die Aufnahme der Atomwaffenverbots-Verhandlungen gestimmt hat und die Verhandlungen boykottiert hat. Diese Heuchelei der Bundesregierung ist kaum noch zu überbieten. Das dürfen wir uns nicht bieten lassen.
Unser Druck muss noch viel größer werden. Wir fordern von der Bundesregierung, dass sie sich nicht am weltweiten atomaren Wettrüsten beteiligt. Deutschland muss die nukleare Teilhabe und die Komplizenschaft mit den Atomkriegsstrategen der USA beenden.
Entgegen dem Mehrheitswillen der Bevölkerung – nach einer ganz aktuellen Umfrage
83 Prozent – und trotz eines parteiübergreifenden Beschlusses des Bundestages im Jahr 2010 hält die Bundesregierung weiterhin an der Stationierung der US-Atombomben in Deutschland fest und lässt Piloten der Bundeswehr regelmäßig den Atomwaffeneinsatz für den Ernstfall trainieren. Und – mit ihrer Zustimmung sollen jetzt die in Büchel, in den Niederlanden, in Belgien, Italien und der Türkei stationierten 150 Atombomben durch eine völlig neue Version, die B61-12 ersetzt werden.
Die B61-12 ist eine Allzweckbombe, eine zielgenaue, elektronisch gesteuerte und gelenkte Atomwaffe mit vergrößerter Reichweite und der Fähigkeit, tief verbunkerte Ziele zu zerstören.
Durch die variable Sprengkraft, in der Größenordnung von sog. Mini-Nukes bis zur Sprengkraft der Hiroshimabombe, und die extreme Treffgenauigkeit ergeben sich für die Kriegsplaner neue Einsatzmöglichkeiten für zukünftige Kriege.
Die neuen US-Atomwaffen senken die Hemmschwelle für einen Atomwaffeneinsatz. '
Mit diesen neuen Waffen – darauf spekulieren die Atomkriegsstrategen – ließe sich der Einsatz von Atomwaffen auf Europa begrenzen, ohne dadurch einen globalen Nuklearkrieg mit Russland zu riskieren.
Ausschließlich für den Einsatz der in Büchel stationierten Atombomben will Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer 45 Exemplare des US-Kampfbombers F-18 anschaffen. Die „Nukleare Teilhabe“ soll so für die kommenden Jahrzehnte festgeschrieben werden.
Damit darf die Bundesregierung nicht durchkommen. „Atomwaffen raus aus Deutschland“, das bleibt unsere zentrale Forderung.
Seit einigen Jahren schon erzählt uns die Bundesregierung das Märchen, dass für den Abzug der Atomwaffen die USA und NATO zuständig seien. Eine billige Ausrede ist das, mit der sich die Bundesregierung aus der eigenen Verantwortung stiehlt.
Die Wahrheit ist: Ob Massenvernichtungswaffen in Deutschland stationiert werden, ob sich die Bundeswehr im Ernstfall an Atombombenangriffen beteiligt und dafür Trainingsflüge absolviert, das hat weder die US-Regierung noch die NATO zu entscheiden.
Unsere Forderung heißt deshalb: Die Bundesregierung muss unverzüglich selbst handeln. Sie muss die „nukleare Teilhabe“ Deutschlands sofort beenden. Dafür braucht sie weder die Genehmigung der USA, noch die Zustimmung der anderen NATO-Verbündeten.
Wir verlangen Taten, statt leerer Worte. Die Bundesregierung muss die Bereitstellung der Tornado-Flugzeuge für den Einsatz der US-Atomwaffen beenden. Sie muss die Ausbildung und die Übungsflüge der Bundeswehr für den Abwurf der Atomwaffen einstellen und sie muss das Stationierungsabkommen für die Lagerung der US- Atomwaffen in Deutschland aufkündigen.
Lasst uns gemeinsam weiterhin aktiv für die Abschaffung aller Atomwaffen eintreten,
für die sofortige Beendigung der nuklearen Teilhabe Deutschlands und für die Forderung: Deutschland muss dem UN-Atomwaffen-Verbots Vertrag unterzeichnen.
Ingrid Pfanzelt (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs - IPPNW), Rede auf der Kundgebung auf dem Münchner Münchner Marienplatz am 6. August 2020
Liebe Münchnerinnen und Münchner, liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde!
Ich heiße Ingrid Pfanzelt und bin hier in München niedergelassen als Ärztin für psychotherapeutische Medizin und Homöopathie. Hier stehe ich als Mitglied der internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs, IPPNW (International Physicians for the Prevention of Nuclear War)
Unsere Organisation wurde in der Phase des kalten Krieges 1980 gegründet mit dem Ziel, Schaden von der Menschheit abzuwenden, indem wir über die medizinischen Folgen eines Atomkrieges informieren, denn als Ärzte wissen wir um die verheerende Wirkung der Radioaktivität auf den Körper.
Und als IPPNW-Ärzte versuchen wir, unsere ethische Grundhaltung in politische Entscheidungsprozesse einfliessen zu lassen. Unser aller Bestreben sollte sein, den Menschen nicht zu schaden sondern zur Gesundheit zu verhelfen. Deshalb vernetzen wir uns als IPPNW – Organisation weltweit und suchen den Kontakt zur Politik. Dafür bekamen wir 1985 den Friedennobelpreis.
Aktuell sind Ärzte gefordert, um Gefahr von Menschen abzuwenden und eine gefährliche Pandemie in Schach zu halten. Wer hätte jemals mit solch einem Szenario gerechnet, das mittlerweile zu unserem Alltag gehört: Bilder von überquellenden Krankenhäusern, Lastwägen mit Särgen beladen, Menschen ohne Arbeit, die um Essen anstehen, leere Flughäfen und Shoppingmalls, Gesichtsmasken und sozialer Abstand.
Die Pandemie kam vollkommen unerwartet über uns. Wir in Deutschland können uns glücklich schätzen, daß sich durch gutes Regierungshandeln und ein funktionierendes Gesundheitssystem bisher die Opferzahlen in Grenzen halten. Wir scheinen die Gefahr für den Moment gebannt zu haben, weltweit sind aber Gesundheit und Leben von Milliarden Menschen weiter bedroht.
Das Corona–Virus hat niemand in seiner Gefährlichkeit vorausgesehen. Man könnte es als Naturkatastrophe bezeichnen, die über die Welt hereingebrochen ist. Einer menschengemachten Katastrophe gedenken wir heute.
Heute jährt sich der erste Abwurf einer Atombombe zum 75. Mal.
Am 6. und 9. August 1945 warfen die USA nukleare Bomben mit den niedlichen Namen „ Little Boy“ und „ Fat Man“ auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki. Mehr als 200 000 Menschen wurden durch diese Angriffe getötet, Zehntausende starben an den Spätfolgen ihrer Verbrennungen, Verletzungen und der Radioaktivität. Die Umwelt mitsamt Tieren, Pflanzen und Meeresleben wurde zerstört und für sehr lange Zeit radioaktiv verseucht. Bis heute leiden die Menschen unter den Folgen der radioaktiven Verstrahlung, sogar deren Kinder zeigen noch Symptome der Strahlenkrankheit. Der Radioaktivität einer Atombombe entkam niemand: je nach Stärke der Strahlung starben die Menschen gleich an Verbrennungen oder verglühten im Fieberdelir, sie litten unter rasenden Kopfschmerzen, Durchfällen, inneren Blutungen und neurologischen Ausfällen, Leukämie und Krebs der verschieden Organsysteme. Missbildungen und Fehlgeburten treten bis heute auf. In Japan werden die Strahlenopfer „ Hibakusha“ genannt. Sie sind es, die immer noch mahnend ihre Stimme gegen den zivilen und kriegerischen Einsatz atomarer Kräfte erheben als lebende Zeugen einer menschengemachten Verheerung.
Auch in diesem Jahr wird weltweit an die Opfer erinnert, denn die Bedrohung mit Atomwaffen besteht weiter. Gerade in Regionen, in denen sich Atomwaffenstaaten gegenüberstehen, herrscht die größte Gefahr für den Weltfrieden. Die Beispiele kennen wir alle: die Konfrontation Russland – USA, das atomare Säbelrasseln zwischen Indien und Pakistan, den Stellvertreterkrieg in Syrien, den Dauerkonflikt zwischen Nordkorea und USA. Obwohl die Anzahl der Nuklearwaffen weltweit seit Ende des kalten Krieges gesunken ist, steigt das Risiko ihres Einsatzes - ob absichtlich oder versehentlich.
Absichtlich führten Russland und die USA die Welt in der Kubakrise an den Rand eines Atomkrieges.
Unabsichtlich herbeigeführte atomare Zwischenfälle gibt es aber weit mehr. Meistens reagiert US- amerikanisches oder russisches Führungspersonal auf einen Fehlalarm, der durch eine Fehlfunktion der Warnsysteme oder durch die falsche Interpretation von Ereignissen ausgelöst wird.
Dann müssen führende Militärs innerhalb von Minuten entscheiden, ob ein nuklearer „Vergeltungsschlag" zu befehlen ist, bevor die eigenen Atomwaffen vernichtet werden könnten.
Die wenigsten Fehlalarme kommen an die Öffentlichkeit. Einer der spektakulärsten ereignete sich in Moskau am 26. September 1983, kurz nach Mitternacht: Ein sowjetischer Frühwarnsatellit meldete den Angriff einer Handvoll US-Raketen auf die Sowjetunion. Sonne, Satellit und US-Raketenfelder waren so aufeinander ausgerichtet, dass die Strahlen der Sonne von den Satelliten falsch identifiziert wurden. Glücklicherweise entschied sich der sowjetische Oberst Stanislaw Petrow den Alarm nicht an seine Vorgesetzten weiterzuleiten, weil er es als seltsam erachtete, nur mit fünf statt mit 500 Raketen angegriffen zu werden.
Der jüngste Fehlalarm fand im Januar 2018 statt, als den Bürgern von Hawai ein atomarer Angriff aus Nordkorea angekündigt wurde. Ganze 38 Min lang dauerte der Alarm, nur durch Zufall wurde kein Gegenschlag veranlasst.
Unabsichtlich herbeigeführte Vorfälle mit Atomwaffen können aber auch ohne Fehlalarm passieren. In Großbritannien sind von 1960 bis 1991 20 nukleare Unfälle dokumentiert. Bei den Unglücken handelt es sich um Fälle, bei denen Atomwaffen aus größerer Höhe herunterfielen oder ihre Zugmaschine in Verkehrsunfälle verwickelt waren. In einigen Fällen kollidierten Atomwaffen miteinander und in einem Fall rutschte ein LKW mit Atomwaffen an einem Hügel ab und überschlug sich. Aus der Liste geht hervor, dass LKWs mit Atomwaffen in zwei Fällen auf britischen Straßen umkippten und zwei Nuklearkonvois in schwere Autounfälle verwickelt waren.
Aus den USA sind über den Zeitraum von 1959 bis 1973 1250 Vorfälle mit US – Atomwaffen bekannt.
Wenn man sich diese Zahl von nuklearen Fehlalarmen und Unfällen vor Augen hält kommt man nicht umhin einem Weltengeist zu danken, daß er bisher anscheinend trotz aller menschlicher Unvernunft die Hand über uns gehalten hat.
Denn eine Beinahe – Katastrophe kann jederzeit zur echten werden.
Trotzdem wird die Politik der nuklearen Abschreckung noch immer als Garant des Friedens propagiert, da sie angeblich den Feind von einem Erstangriff abhält. Derzeit modernisieren alle Atomwaffenstaaten ihre Nuklearwaffen mit dem Ziel, einen atomaren Erstschlag ohne Gegenreaktion möglich zu machen. Die USA nennen ihre neuen Waffen sogar liebevoll „ mini- nukes“. Damit schraubt sich die atomare Rüstungsspirale immer höher mit unermesslichen Kosten und Folgen für uns alle. Die neun Atomwaffenstaaten besitzen fast 15000 Nuklearwaffen (davon 6800 die USA, 7000 Russland). 1800 werden in Alarmbereitschaft gehalten, übrigens 20 davon in Büchel in Deutschland. Der Bundestag hatte bereits vor 10 Jahren deren Abzug verlangt, unser US – Nato – Partner ignorierte bisher dieses Votum. Nun sollen sogar diejenigen Kampfjets auf Kosten des Bundeshaushaltes modernisiert werden, um diese Atombomben von deutschem Boden aus im Ernstfall transportieren zu können. Dafür werden 12,5 Milliarden Euro nötig sein – könnte man dieses Geld nicht sinnvoller einsetzen, um die Folgen der Corona–Krise zu bewältigen?
Der nuklearen Logik wollen immer weniger Menschen folgen. Weltweit gibt es eine starke Gegenbewegung. Große Teile der Weltbevölkerung und die Nichtatomwaffenstaaten sind sich der katastrophalen humanitären Folgen von Atomwaffen bewusst und wollen sich die Drohung mit Atomwaffen nicht länger bieten lassen. Aufgrund einer Kampagne von ICAN, einer Partnerorganisation der IPPNW , beschlossen 122 Staaten einen UN-Vertrag zum Atomwaffenverbot. Er untersagt unter anderem den Besitz, die Stationierung und die Drohung mit Atomwaffen. Das Abkommen tritt in Kraft, sobald 50 Staaten ratifiziert haben. Bis Januar 2020 haben 80 Staaten unterschrieben und 34 ratifiziert. Alle 9 Atomwaffenstaaten, alle NATO-Mitglieder und selbst Japan, das solch eine traumatische Erfahrung mit dem Einsatz von Atomwaffen hat, stimmten gegen den Vertrag.
ICAN bekam für diese Kampagne zum Atomwaffenverbot 2017 den Nobelpreis. Bei der Verleihung hielt eine Hibakusha in Oslo eine Dankesrede, aus der ich abschliessend zitieren möchte:
“Neun Nationen drohen noch immer damit, ganze Städte in Schutt und Asche zu legen, das Leben auf der Erde zu zerstören und unsere schöne Welt für zukünftige Generationen unbewohnbar zu machen. Die Entwicklung von Kernwaffen bedeutet nicht den Aufstieg eines Landes zu Größe, sondern seinen Abstieg in die dunkelsten Tiefen der Verderbnis. Diese Waffen sind kein notwendiges Übel, sie sind das ultimative Übel… Nachdem ich die Menschheit in ihrer schlimmsten Form erlebt hatte, erlebte ich am Tag des UN-Atomwaffenverbots die Menschheit in ihrer besten. Wir Überlebenden haben 72 Jahre auf dieses Verbot gewartet und wir hoffen, dass dies der Anfang vom Ende der Atomwaffen sein wird.“
Die Bundesregierung boykottiert den Atomwaffenverbotsvertrag bis heute. Außerdem beharrt sie auf der Stationierung der Atombomben in Büchel. Damit unterstützt sie die immer gefährlicher werdende Politik der Atomwaffenstaaten. Und sie stellt sich gegen die Mehrheit der Staaten und der eigenen Bevölkerung, die keine Atomwaffen möchten. Mehr als 2/3 aller Bundesbürger sind für den Abzug der US-Atomwaffen aus Büchel und den Beitritt zum internationalen Atomwaffenverbot.
Wenn Sie sich dieser Meinung anschliessen wollen tragen Sie sich bitte in die ausliegende Unterschriftenliste ein.
Heute gedenken wir des Grauens von Hiroshima. Wir Ärzte konnten es nicht verhindern. Wir können unser Bestes geben, um kranken Menschen in einer Pandemie zu helfen. In einer atomaren Katastrophe ist die ärztliche Kunst sinnlos.
Dann werden wir Ärzte Euch nicht helfen können.
Thomas Rödl (Deutsche Friedensgesellschaft -Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen - DFG-VK), Rede auf der Kundgebung auf dem Münchner Münchner Marienplatz am 6. August 2020
(Abschrift Martina Jäger, redaktionell bearbeitet Thomas Rödl 16.9.2020)
Ich habe mich seit meiner Kriegsdienstverweigerung, das war Anfang der 70er Jahre, mit der Thematik der Atomwaffen und mit der Möglichkeit der Vernichtung der Zivilisation oder der Industriegesellschaften durch Atomwaffen beschäftigt; und irgendwie ist das alles ziemlich unersprießlich, wenn man sich anschaut was (seither) passiert ist.
Ich werde nicht über die Proteste sprechen, sondern über die Planungen der Strategen und der Militärs, die glauben, dass der Atomkrieg irgendwann führbar und gewinnbar ist. Um das zu erläutern, muss ich zunächst einmal in die Vergangenheit zurück.
Jetzt haben wir 75 Jahre Atomwaffen, und wenn man mit Leuten darüber redet, dann sagen die: "Das ist doch Wahnsinn, das passiert doch nicht, wenn man Atomkrieg führt, geht doch alles kaputt und keiner wird doch so blöd sein, einen Atomkrieg anzufangen." Das glauben wahrscheinlich die meisten von Euch und das glauben vor allen unsere Politiker. Denn, das hat sich irgendwie festgesetzt in den Köpfen, „wer als Erster angreift, der wird in einem Vergeltungsschlag fertig gemacht und zerstört“. Also macht es keinen Sinn, anzugreifen. Diese Situation hat sich so in den 60 Jahren und 70er Jahren entwickelt, die Fähigkeit zu einem Vergeltungsschlag. Die sogenannte atomare Abschreckung sollte dadurch funktionieren, dass ein Angreifer, die Sowjetunion oder die USA, in erster Linie, durch die Möglichkeit und Fähigkeit zum Vergeltungsschlag, abgeschreckt werden sollten. Ob diese tatsächlich jemals angreifen wollten, das ist eine andere Frage. Aber so sollte die Abschreckung funktionieren.
Dieses System wurde bezeichnet als "Mutual Assured Destruction", kurz MAD. Das System der gesicherten gegenseitigen Zerstörungsfähigkeit. Und dieses System beruhte auf der Verwundbarkeit. Jeder Staat war durch Angriff mit Atomwaffen soweit verwundbar, man konnte sich nicht wehren.
Diese Verwundbarkeit ist natürlich unangenehm für die Militärs; also hat man seit Anfang der 60er Jahre Abwehrwaffen entwickelt, Anti-Ballistic-Missiles, sogenannte Abwehrraketensysteme. Dann hat man gesehen, die sind teuer und uneffektiv. Was machen die anderen? Sie stellen mehr Angriffsraketen auf und bauen auch Abwehrsysteme. Man hat gemerkt, dass ist ziemlich sinnlos und teuer. Man hat verhandelt Anfang der 70er Jahre und hat den sogenannten ABM-Vertrag geschlossen. Dieser Vertrag beinhaltet: „Wir bauen keine weiteren Abwehrsysteme, wir begrenzen (die Anzahl der Abwehrsysteme) auf die Zahl der damals vorhandenen (jeweils) 200 Systeme.“ Eines rund um Moskau und eines um die US-amerikanischen Interkontinentalraketen herum.
Dieser ABM-Vertrag von 1972 hatte das System der gegenseitigen gesicherten Zerstörungsfähigkeit in einem Vertrag festgeschrieben und das war die Grundlage für die für die erste kurze Phase der Entspannungspolitik der 70er Jahre. Auf dieser Grundlage gab es Verhandlungen über die dann auch tatsächlich vorgenommene Reduzierung (der Zahl) von atomaren Angriffswaffen. Damals war das Konzept, das hat man uns erzählt, (zum Beispiel) bei der politischen Bildung an der Hochschule und sonstwie (bei vielen sonstigen Gelegenheiten) „Jetzt machen wir Rüstungskontrolle, wir begrenzen die Zahl der Raketen, dann manchen wir Entspannungspolitik und kommen irgendwann zum Abrüstung und zum Frieden.“ Das war eine super und überzeugende Idee.
Was ist daraus geworden?
Man hat zwar mit diesem Vertrag (i.e. der ABM-Vertrag) die Situation festgeschrieben, aber die Idee der Unverwundbarkeit war nicht beseitigt. Die Idee der Unverwundbarkeit hat die Militärs, und die Rüstungsbetriebe natürlich und die Firmen dazu motiviert (i.e. weiter Abwehrsysteme zu entwickeln). Und die Politiker und der Kongress der USA, der hat das auch finanziert. Man hat immer weiter entwickelt und getestet, um perfektere und wirklich effektive Abwehrsysteme zu entwickeln.
Was ist aus diesem ABM-Vertrag geworden?
Die wenigsten werden das wissen. George W. Bush, der US-amerikanische Präsident, hat 2001 diesen ABM-Vertrag gekündigt. Er hat gesagt, „Dieser Vertrag ist ein Relikt aus dem Kalten Krieg und man braucht neue Abwehrsysteme zum Schutz vor Schurkenstaaten, das sind Iran, Nordkorea oder auch Syrien, damals. (gemeint: Schutz vor einzelnen Angriffen aus diesen „Schurkenstaaten) Und diese „Schurkenstaaten“, von denen redet man heute noch, obwohl die alle weitdavon entfernt sind, außer Nord-Korea, um die USA (mit Langstreckenraketen) bedrohen zu können. Jetzt schaut man auf die 90er Jahre. Da hätte man Russland als gleichberechtigten Partner betrachten können. Auch in den 90er Jahren gingen die Entwicklungen und Tests von ABM-Systemen weiter. Die Botschaft an Russland war, durch die Beendigung des ABM-Vertrages, „Wir akzeptieren diese Verwundbarkeit nicht mehr. Wir wollen die Überlegenheit“
Und Russland hat die amerikanische Aufrüstung bei ABM-Systemen immer als feindselige Maßnahme betrachtet, die die eigenen Atomwaffen entwertet. Das gleiche gilt für China. Es gibt keine rechtlichen Beschränkungen, wenn die USA weitere Abwehrsysteme aufstellen wollen. Und gleichzeitig, all die Jahre, hat man ja die Angriffswaffen entwickelt. Der entscheidende Punkt, um die Zielgenauigkeit zu verbessern, ist das GPS-System, das heutzutage jeder in seinem Auto oder Smartphone hat. Mit der Satellitensteuerung der Raketen, der Bomber, der Marschflugkörper, ergibt sich eine Zielgenauigkeit, die in den 80er Jahren - auch mit der Pershing- Rakete, die erwähnt worden ist - überhaupt nicht denkbar war. Präsident Obama hat 2009 von einer Welt ohne Atomwaffen geredet und in der Woche darauf hat das Pentagon mit seiner Zustimmung beschlossen, in den nächsten 10 Jahren, also bis in die Gegenwart, Tausend Milliarden Dollar für die Modernisierung der Atomwaffen auszugeben. Und Modernisierung bedeutet immer: Höhere Zielgenauigkeit, höhere Zuverlässigkeit und geringere Sprengkraft.
Wir reden jetzt nicht mehr von den Megatonnen- Wasserstoffbomben, die ganze Städte zerstören, sondern von kleinen Mini-Nukes, der Klaus hat das vorhin angesprochen, wie diese neue Bombe, die jetzt in Büchel stationiert werden soll, zielgenau, mit Bunkerknackerfähigkeit, zielgenau, um gehärtete militärische Ziele treffen zu können und ausschalten zu können. (gemeint ist die neue B-61-12 Bombe)
Das Konzept der Abschreckung durch Fähigkeit zur Vergeltung wurde von der Militärführung der USA in den letzten Jahren stillschweigend beerdigt. Der Begriff der Abschreckung wird zwar weiterhin verwendet, doch zur Abschreckung, wie es in den Dokumenten des Verteidigungsministerium der USA jetzt entwickelt wird, gehören sowohl der präventive Angriff auf die Waffen des Gegners, als auch die umfassende Abwehr von Angriffen. Sie haben ein Konzept entwickelt: „Prompt Global Strike“. Die amerikanischen Streitkräfte sind in der Lage (bzw. sollten in der Lage sein), innerhalb einer Stunde, jedes Ziel auf der Welt anzugreifen und zu zerstören, das sie irgendwie als bedrohlich betrachten.
Jetzt sind durch die waffentechnische Entwicklung Kriegsszenarien denkbar, die früher nicht realisierbar waren. Die Militärstrategien werden (dann) angepasst. Um in dem Bild zu bleiben, sie entwickeln das Schild mit den Abwehrsystemen und sie entwickeln das Schwert. Wer das Schild hat und das Schwert ist natürlich überlegen. Die Zielgenauigkeit der strategischen Angriffswaffen ermöglicht die Zerstörung von Führungsstrukturen, Abwehrsystemen und Atomwaffen eines Gegners, namentlich Russland. Jetzt muss ich dazu sagen, von der Perspektive her natürlich auch von China. Mit einem Überraschungsangriff könnte der Gegner weitgehend entwaffnet und handlungsunfähig gemacht werden. Die Mittel diesen Entwaffnungsschlages oder auch „Enthauptungsschlages“, ein Begriff aus den 80er Jahren, den Präsident Trump (neulich, d.h. im Jahr 2019) gegenüber Nordkorea verwendet hat, mit diesem Enthauptungsschlag könnte der Gegner weitgehend entwaffnet und handlungsunfähig gemacht werden. Der Enthauptungsschlag zielt auf die Führungsstrukturen, auf die Kommandoeinrichtungen, auf Verteidigungsministerium und andere Zentralen, wo die Streitkräfte kontrolliert und kommandiert werden.
Jetzt hat man Bomber mit Tarnkappenfähigkeit, die also unentdeckt vom Radar, eindringen können. (Beispielsweise) haben sie im Programm, 120 neue Tarnkappenbomber (Langstreckenbomber B21 Raider) zu bauen; dann hat man diese superschnellen Marschflugkörper, die auch seit den 80er Jahren entwickelt werden, die herkömmlichen Marschflugkörper, U-Boot gestützt, oder ballistische Raketen (auch U-Boot-gestützt) werden modernisiert, so dass man von U-Booten aus, mit welchen man immer näher an das Ziel heranfahren kann, im Nordatlantik oder Pazifik, zielgenau dann die strategischen Ziele zerstören kann.
Und wenn Sie jetzt sagen: „Der Kerl spinnt, der fantasiert irgendwo“, weil Sie davon nie was hören in den Medien, dann sage ich: „Leider ist das nicht meine Erfindung. Das ist die Hardware, die entwickelt wird und wofür sie Unsummen von Milliarden Dollar ausgeben und unsere Medien und Politik schaut darauf nicht hin. Wenn man da täglich hinschauen würde und dies bewerten würde, welche Programme werden denn entwickelt, welche Waffen werden da gebaut, dann würde man feststellen, dass machen die alles, um einen Krieg wirklich führen zu können. Da geht es nicht mehr um Abschreckung und Vergeltungsschlag.
Jetzt müsste ich noch erwähnen, die Ausschaltung der U-Boote. Eine Spezialität der Kriegsführung, davon redet auch keiner. Die (Zerstörung der ) atomwaffentragenden U-Boote. Und die Fähigkeit zu Erfassung von russischen-strategischen U-Booten sind natürlich auch besser geworden.
Die Quintessenz ist jetzt auch verkündet worden, 2019, mit der Vorstellung der sogenannten Missile Defense Review (MDR). Das amerikanische Verteidigungsministerium gibt immer so Papiere heraus, wo über die Situation der Nuklearwaffen, der Atomwaffen und allgemeinen der (militärischen) Sicherheit berichtet wird. Die „MDR“ ist die Übersicht über den Stand der Raketenabwehrtechnik, im Februar 2019 vorgestellt. Die präventive Beseitigung der Raketen des Gegners ist jetzt Teil des Konzeptes zur Raketenabwehr!
Und da heißt es und jetzt zitiere ich:
„1. Eine aktive Raketenabwehr, um gegnerische Geschosse in allen Flugphasen abzufangen. 2. Eine passive Abwehr, um die Wirkung von offensiven Raketen zu mildern. 3. Wenn die Abschreckung versagt, Angriffsoperationen, um Offensivflugkörper vor dem Start zu zerschlagen.“
Die „Offensivflugkörper“, die die USA bedrohen, sind eben die chinesischen und russischen Atomwaffen. Und man weiß, wo sie sind oder wo sie hin und hergefahren werden auf einem mobilen System. (hab ich in der Rede hier Amerika und Russland vertauscht? sorry)
Die Experten und Militärs der anderen Staaten lesen das natürlich. Der Text in dieser MDR erspart mir jetzt viel Rumgelaber und Argumentation. Früher habe ich nur mit der Plausibilität argumentieren können: Wenn man die Möglichkeit hat, den Gegner zu entwaffnen, dann gibt es auch einen starken Anreiz, das dann auch zu tun.
Jetzt sagen sie in dieser Missile Defense Review: „Ja, das ist auch unser Konzept“. Und die russischen und sonstigen Militärs müssen sich natürlich darauf einstellen, dass in einer Krise oder in einer Konfrontation dieser „Präventivschlag“ erfolgt, und müssen diesem Präventivschlag zuvorkommen.
Jetzt glauben momentan alle, der Präsident Trump ist ja ziemlich wahnsinnig und viele glauben, es gibt einen Krieg, weil irgendwelche irrationalen Führerfiguren irgendwann den Krieg befehlen, Aber jeder Präsident hat seine Berater und noch ist die Situation meiner Einschätzung nach so, wenn der Trump sagt (sagen würde): „Machen wir einen Atomkrieg?“, so sagen die Militärs: „Nein, lieber nicht, noch ist die Fähigkeit da für einen Gegenschlag, der uns vernichten wird.“ Aber, wir steuern auf eine Situation zu, in der in einer Krise die Berater des amerikanischen Präsidenten sagen werden, „Wenn wir als erste zuschlagen, dann haben wir 20 Millionen Tote und die anderen haben 50 Millionen Tote, also müssten wir als erstes zuschlagen.“ Auf diese Situation steuern wir zu.
Und manche Leute sagen dann: „Du lebst in der Vergangenheit, diese Überlegenheitskonzepte sind längst vorbei“. Nein! Die sind nicht vorbei. Die Idee der strategischen Überlegenheit wurde von Colin Gray formuliert, 1982. Die Überlegenheit – Was ist der Nutzen der Position der Überlegenheit? Nämlich Kriege führen zu können und Kriege beginnen zu können, im Wissen, dass man sie auch gewinnen kann.
In der Missile Defense Review steht jetzt geschrieben: „Diese Position der Stärke erlaubt es uns Kriege führen und gewinnen zu können und verbessert die Fähigkeiten der Diplomaten und der Politik der USA, Krisen zu entspannen und Krisen und Konflikte zu bewältigen.“
Das war jetzt nicht das Wort zum Sonntag, aber trotzdem unerfreulich und ein bisschen kompliziert vielleicht. Um jetzt einen positiven Schluss zu finden: Es gibt keinen Automatismus in dieser Situation. Die Situation kann man jederzeit entschärfen, dadurch, dass wir sagen: „ Wir verkünden ein Moratorium: Keine neuen Angriffswaffen, keine neuen Abwehrwaffen“. Wir brauchen sie nicht, die USA und Russland auch nicht.
Auch Russland hat diese superschnellen Flugkörper jetzt in Betrieb gestellt. Auch China – sie haben demonstriert, dass sie das technisch können. Sie könnten sagen: „Lass uns einen Stopp machen, keine weitere Aufrüstung mehr!“ Dann würde man die Gefahr und die Lage der Bedrohung auf dem jetzigen Stand einfrieren. Das wäre eine vernünftige Geschichte. Und auf dieser Grundlage könnte man, was jetzt auch tatsächlich passiert, über den START- Vertrag, Strategic Arms Reduction Treaty, (Vertrag zur Verringerung der Zahl der strategischen Waffen) weiter verhandeln. Für eine Begrenzung der Zahl der Sprengköpfe und der Trägermittel. Das ist der einzige, noch in Kraft befindliche Rüstungskontrollvertrag und den könnte man verlängern.
Aber Russland wird nur zustimmen, wenn die USA erklären, dass sie keine weiteren ABM-Systeme aufstellen werden. Sie brauchen nicht mal verlangen: Leute, Ihr müsst den ABM-Vertrag wieder unterschreiben, was jedoch vernünftig wäre. Und unsere Politiker, alle, die wirklich an Sicherheit und Zukunft interessiert sind, müssten den USA sagen: Ihr müsst zurück zu diesem ABM-Vertrag und den wieder unterschreiben. Das wäre für mich ein entscheidender Schritt zur Entschärfung der Situation, weil die Technik so ist, dass diese ABM-Systeme immer noch nicht sonderlich effektiv sind, sind sie jetzt zahlenmäßig (bei der Zahl der gegen Langstreckenraketen geeigneten Systeme), immer noch unter 200 Systemen, die Zahl, die der ABM-Vertrag erlaubt.
Ein Aspekt, was man tun könnte: Moratorium: Einfach aufhören, keine Modernisierung, zurück zur Politik der Rüstungskontrolle, zur Entspannungspolitik, zurück zum Interessenausgleich mit Russland. Unsere Möglichkeit als erster Schritt, die atomare Teilhabe beenden, da bin ich völlig einverstanden, mit dem was Claus Scheer vorhin gesagt hat. Unser Schritt muss sein, die atomare Teilhabe zu beenden, den USA und anderen NATO-Staaten signalisieren: „Wir wollen diese atomare Abschreckung nicht mehr“.
Danke – und wenn die Menschen mehrheitlich kapieren, dass die atomare Abschreckung Scheiße ist, und dass man die überwinden muss, dann werden sie auch diesem Atomwaffenverbotsvertrag zustimmen und unterschreiben und den Druck auf die Politik ausüben, dass man diesen Atomverbotswaffenvertrag tatsächlich als Deutschland unterzeichnet und das wäre ein wichtiger Schritt.
Ich komme zum Schluss:
Wir haben uns aufgrund der Lage so eine Protestkartenaktion ausgedacht, speziell für die CSU in Bayern. Wir haben allen CSU-Bundestagsabgeordneten ein Brieflein geschrieben und da ist auch diese Denkschrift beigelegen, aus der ich exzessiv zitiert habe und mit dieser Karte hier könnt ihr an den Bundestagsabgeordneten Eurer Wahl diesen Zettel schicken und ihm sagen:
Wir fordern den Abzug der amerikanischen Atombomben,
Wir fordern die Beendigung der nuklearen Teilhabe.
Wir fordern die Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrages.
Danke
Quellen und weiterführende Infos:
DFG-VK Bayern – Denkschrift Juli 2020
http://www.no-militar.org/pdfs/Bombenstimmung-Denkschrift-Brosch-Juli-20...
DFG-VK Bayern – Bombenstimmung, Schritte zum Krieg - Schritte zum Frieden
http://www.no-militar.org/index.php?ID=23
Mutual Assured Destruction, MAD. Gleichgewicht des Schreckens
https://de.wikipedia.org/wiki/Gleichgewicht_des_Schreckens
http://friedensbildung.de/inhalt-der-ausstellung/kalter-krieg/abschrecku...
Das Konzept der Strategischen Überlegenheit - Colin (Spencer) Gray, 1982,
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14349766.html
Missile Defense Review
https://www.defense.gov/Portals/1/Interactive/2018/11-2019-Missile-Defen...
https://augengeradeaus.net/2019/01/lesestoff-missile-defense-review-der-...
New Start
Der US-amerikanische Präsident Barack Obama und sein russischer Counterpart Dimitri Medwedjew unterschrieben 2010 in Prag den Vertrag "New Start" und setzten damit die Tradition seiner Vorgängerverträge fort mit der Begrenzung der Anzahl der aktiven nuklearen Sprengköpfe.
Laufzeit endet im Februar 2021
Links:
https://www.atomwaffena-z.info/fileadmin/user_upload/pdf/wortlaut_start2...
https://www.atomwaffena-z.info/heute/ruestungskontrolle/start-vertraege....
https://www.tagesschau.de/ausland/ruestungsabkommen-new-start-russland-1...
https://www.wiwo.de/politik/ausland/new-start-vertrag-usa-und-russland-b...
https://de.sputniknews.com/politik/20200821327765566-abruestungsgespraec...
https://de.sputniknews.com/politik/20200629327435545-nuklearer-deal-new-...
DFG-VK Bayern – Kartenaktion an Bundestagsabgeordnete der CSU- Bundestagsabgeordnet zum 75. Hiroshimagedenktag
http://www.no-militar.org/pdfs/Aktionskarte-Teilhaber_4 Seiten.pdf
Monika Seiller (Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V.), Rede auf der Kundgebung auf dem Münchner Münchner Marienplatz am 6. August 2020
Wir treffen uns heute hier, um der Opfer von Hiroshima und Nagasaki zu gedenken – der 6. August hat sich auf ewig in unser Gedächtnis eingebrannt als Verbrechen an der Menschheit und als grausames Startsignal einer atomaren Rüstungsspirale. Der 9. August markiert nicht nur den Atombombenabwurf auf Nagasaki, sondern auch den Internationalen Tag der indigenen Völker – zwei Themen, die auf den ersten Blick scheinbar zusammenhanglos nur ein Datum gemeinsam haben und doch in direktem Zusammenhang stehen, denn auch die indigenen Völker sind Opfer des Atomwahns.
Die Indigenen nennen es die gelbe Schlange – für die Opfer von Hiroshima und Nagasaki, die Hibakusha, war es das blanke Grauen, und doch sprechen beide vom selben Alptraum: der atomaren Bedrohung.
Wenn wir heute der Opfer der Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki gedenken, eines machtpolitisch kalkulierten Menschheitsverbrechens, das sich nie wiederholen darf, müssen wir auch jener gedenken, die am Anfang der atomaren Kette stehen, aber meist vergessen werden – die Indigenen.
Auf dem traditionellen Territorium der Mescalero Apachen nahm der Alptraum seinen Anfang. Unter dem „Manhattan Project“ wurde in Alamogordo, New Mexico, die erste Atombombe getestet – Codename Trinity. Die vermeintlich „heilige Dreifaltigkeit“ war jedoch geleitet von Machtstreben, dem Griff nach der Weltherrschaft und Menschenverachtung, für welche die Schwächsten in der Gesellschaft geopfert wurden. Das Uran für „Little Boy“ stammte u.a. aus dem Kongo, später bestückten die USA ihre tödlichen Bomben mit Uran aus Saskatchewan - dem indigenem Territorium der Cree. Kanada zählt noch heute zu den führendenUranproduzenten und belieferte u.a. auch Großbritannien und Indien mit dem Plutonium für deren erste Atombomben.
Auf dem Land der Yakama-Indianer im US-Bundesstaat Washington wurde die Plutonium-Fabrik Hanford errichtet, wo das Material für die Nagasaki-Bombe „Fat Man“ angereichert wurde.
Bereits in den 1940er Jahren wurden zudem im Südwesten der USA zahlreiche Uranminen erschlossen, in denen zumeist Indigene, vor allem Dineh, arbeiteten. Sie waren leicht verfügbare und billige Arbeitskräfte. Über die Gefahren in den Minen wurden sie nie aufgeklärt. Tausende starben an Krebs – ohne jede Entschädigung für die Familien, denn die Unternehmen verlangten von den Hinterbliebenen auch noch einen Nachweis, ob und in welcher Mine exakt sich die Oper kontaminiert hatten. Noch heute gibt es rund 1500 aufgelassene Uranminen in den USA, die das Land verseuchen – Land der Indigenen. Beim Abbau des Urans bleiben rund 85% der Radioaktivität im Abraum zurück. Ahnungslos ob der Gefahren wurde der Abraum zum Bau von Schulen und Häusern verwendet.
Selbst das Naturerbe Grand Canyon, Heimat der Havasupai-Indianer, ist vor der Gier der Atomlobby nicht sicher. Nachdem Obama 2012 ein 20-jähriges Moratorium gegen Uranabbau in der sensiblen Region verhängt hatte, lässt der jetzige Präsident Donald Trump nichts unversucht, um das Moratorium auszuhebeln, auch wenn er bislang vor Gericht scheiterte.
Doch nicht nur der Abbau bedroht die Indigenen. Auf der Nevada Test Site, dem vertraglich zugesicherten Land der Western Shoshone, führten die USA zwischen 1951 bis 1962 insgesamt 119 oberirdische und von 1962 bis zum Teststopp-Memorandum 1992 über 1000 unterirdische Atombombentests durch. Die Tests wurden stets nur dann durchgeführt, wenn sichergestellt war,dass der radioaktive Fall-out über dem Gebiet der Western Shoshone niederging und nicht etwa weiße Siedler der Region betreffen würde. Bis heute kämpfen die Western Shoshone um Entschädigung und Anerkennung ihrer Rechte. Stets hieß es nur, dass sie wohl zu viel geraucht oder ungesund gelebt hätten, wenn sie an Krebs erkrankten. Offizielle Statistiken über die Krebsopfer unter den Western Shoshone gibt es bis heute nicht.
Auf ihrem Gebiet sollte auch das erste atomare Endlager errichtet werden – obwohl die Bergzüge der Yucca Mountains extrem erdbebengefährdet sind. Bislang wehren sie sich erfolgreich gegen dieses Endlager – inzwischen auch mit Unterstützung von NGOs und sogar der Politik.
Doch nicht nur die Indigenen in den USA waren bzw. sind von dem atomaren Wahnsinn bedroht. Auch auf den Atollen Bikini und Eniwetok, die zu den Marshall Islands zählen, testeten die USA 67 Atombomben. „Castle Bravo“ mit der 1000-fachen Sprengkraft der Hiroshima-Bombe war der verheerendste Test – die Folgen waren noch bis Europa zu spüren, doch die eigentlichen Leidtragenden waren die Indigenen vor Ort. Quallenbabies waren die Folge, Fleischklumpen, die nicht mehr als menschliche Lebewesen erkennbar waren und keine Überlebenschancen hatten.
Doch die USA waren nicht die einzige Atommacht, die das Leben der Indigenen dem atomaren Machtstreben opferten. Auch die Kolonialmacht Frankreich exportierte ihre Atomtests in Regionen weit weg vom französischen Mutterland. 190 Tests zündete Frankreich im Muroroa-Atoll, 41 davon überirdisch. Die Folgen für die indigenen Polynesier waren nicht weniger verhängnisvoll wie für die Bewohner der Marshall Islands. Doch weder die USA noch Frankreich waren jemals bereit sich ihrer Verantwortung für die verhängnisvollen Auswirkungen auf die dortige Urbevölkerung zu stellen.
Allerdings dürfen wir uns nicht damit begnügen, auf die Verantwortlichen in Paris, London oder Washington zu zeigen, denn deutsche Unternehmen waren und sind maßgeblich am atomaren Wahnsinn beteiligt. Die deutsche Uranerz war eines der führenden Unternehmen im Uranabbau, vor allem in Kanada, und noch heute ist der Konzern Urenco, Betreiber der Urananreicherungsanlage Gronau ein global leader im Geschäft mit der Urananreicherung – unter Beteiligung von RWE und EON. 2019 exportierte Urenco mit Genehmigung der Bundesregierung Atommüll nach Sibirien – erstmals unter dem Protest der dortigen Bevölkerung.
Auch die Indigenen wehren sich seit langem gegen den atomaren Wahnsinn und suchen den Schulterschluss mit der internationalen Anti-Atom-Bewegung. Schon 1988 reisten Indigene vom Indigenous Uranium Forum aus den USA nach Japan, um sich – obwohl selbst Opfer der verhängnisvollen Atomnutzung - mit den Hibakusha zu treffen und ihre Solidarität zu bekunden.
Als Europäer sollten wir uns unserer Verantwortung bewusstwerden und für eine entschiedene atomare Abrüstung eintreten – keine Atomsprengköpfe in Deutschland, kein neues atomares Wettrüsten, Diplomatie statt pubertärer Muskelspiele. Angesichts der eigenen historischen Verantwortung musss sich Deutschland zum Frieden bekennen und damit allen atomaren Machtspielen entschieden entgegentreten.
Nie wieder Hiroshima!
Nie wieder Krieg!
Monika Seiller, Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V.
Erinnerst du dich an Hiroshima?
Niemals vergiss Hiroshima!
Erinnerst du dich an den heißesten der Sommertage?
Niemals vergiss den heißesten der Sommertage!
„Es ist heiß! Es ist heiß! Es verbrennt uns!“, schrien die Menschen,
sie stürzten sich in den Fluss, doch
der Fluss kochte bereits.
Dies ist der Anblick der Hölle!
Die Kinder haben keine Zeit mehr zu schreien, sie
Verbrennen in den heißen Flammen.
Die Männer verwandeln sich in bloße Schatten im Asphalt.
Die Menschen sind nur noch Tätowierung auf den Mauern.
Erinnerst du dich an Hiroshima?
Niemals vergiss Hiroshima!
(Tom LaBlanc)
- Städt. Grußwort von Thomas Lechner - Claus Schreer, Rede auf der Kundgebung - Monika Seiller, Rede auf der Kundgebung - Ingrid Pfanzelt, Rede auf der Kundgebung.
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