IPPNW-Erklärung zum 80. Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion

Anlässlich des 80. Jahrestages des Überfalls Nazi-Deutschlands fordert die ärztliche Friedensorganisation IPPNW die Bundesregierung auf, zu einer Politik des friedlichen Ausgleichs und der guten Nachbarschaft zurückzukehren, wie sie Willy Brandt erfolgreich betrieben hat. Der Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion kostete etwa 27 Millionen sowjetischen Bürger*innen das Leben und verwüstete weite Teile des Landes. Die IPPNW Deutschland beteiligt sich an Gedenkveranstaltungen für dieses Menschheitsverbrechen, fördert Begegnungen mit russischen Bürger*innen und setzt sich für ein Ende der neuen militärischen Konfrontation ein. Dazu gehört auch eine Entspannung des Konflikts in der Ukraine durch Lösungen, die die legitimen Interessen der Betroffenen berücksichtigen.

Die Berichte über Menschenrechtsverletzungen in Russland sollen objektiv untersucht werden, wie dies auch für andere Staaten zu fordern ist. Sie dürfen aber nicht als Rechtfertigung für militärische Drohung und Eskalation missbraucht werden. „Wir fordern von der Bundesregierung, auch im Rahmen der NATO auf militärische Aufmärsche an Russlands Grenzen zu verzichten“, erklärt Dr. Lars Pohlmeier, Co-Vorsitzender der IPPNW.

Mitglieder der IPPNW haben eine Zeitungsanzeige in der russischen Zeitung „Kommersant“ unterstützt, in der es heißt: „Es ist Teil der Verantwortung unserer Generation, dass niemand diese Gräueltaten je vergessen oder relativieren darf. Denn zur Geschichte Europas gehört auch, dass die Sowjetunion unter großen Opfern den Faschismus besiegt und Deutschland von dieser Ideologie befreit hat. Zur Geschichte des deutsch-russischen Verhältnisses gehört ebenso, dass die Sowjetunion und ihr Rechtsnachfolger Russland maßgeblich die Wiedervereinigung Deutschlands und ein Ende des Kalten Krieges ermöglicht haben. Wir wissen: Frieden in Europa gelingt nur, wenn auch Russland Teil der Lösung ist.

Deshalb rufen wir die Politiker Europas in Ost und West auf: Bewegt Euch! Verlasst endlich die Sphäre und die Logik des Kalten Krieges! Nicht die Panzertruppen oder Rüstungszahlen müssen wachsen, sondern die Bereitschaft, aufeinander zuzugehen“. Erstunterzeichner*innen der Anzeige sind Adelheid Bahr, Peter Brandt, Reiner Braun, Daniela Dahn, Martin Hoffmann, Michael Müller, Matthias Platzeck und Antje Vollmer.


Kontakt IPPNW: Lara-Marie Krauße (krausse@ippnw.de)
Auch das Münchner Friedensbündnis unterstützt diese Erklärung.